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Gekapert

Titel: Gekapert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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besten für Studienzwecke geeignet.
    »Laß uns zum Bakaaraha-Markt gehen«, schlägt er vor.
    »Was hast du vor?« fragt Qasiir.
    »Vielleicht treffen wir ein paar Leute.«
    »Und was soll uns das bringen?«
    Die Vorstellung, Vollbart so kurz nach der Demontierung der Union vielleicht zufällig zu begegnen, erregt Malik seltsamerweise. Doch er beschließt, Qasiir diesen verschrobenen Gedanken nicht mitzuteilen, sonst hält ihn dieser noch für verrückt. Er verschließt die Tür, versichert sich, daß alle Sicherheitsvorrichtungen funktionieren. Dann geht er hinter Qasiir die Treppe hinunter, folgt ihm durch die Gänge und schließlich auf den Parkplatz.
    »Vielleicht treffen wir Gumaad«, sagt Malik im Auto.
    »Gumaad ist auf dem Weg nach Eritrea«, sagt Qasiir, »er ist zum Sprecher der somalischen Exilgemeinde in Asmara ernannt worden. Zur dieser Gruppe gehören die Union und verschiedene andere somalische Vereinigungen, die sich der Übergangsregierung und Äthiopien widersetzen. Er war im Radio, gab in den Hauptnachrichten ein Interview.«
    »Wie ist er so schnell nach Eritrea gekommen?« fragt Malik. »Ob er wohl wieder lügt und nur behauptet, in Asmara zu sein, obwohl er eigentlich hier in der Stadt ist?« Es scheint lange her, daß Gumaad vorgeschlagen hat, er solle ein Interview mit DerScheich führen. Im Bürgerkrieg kann innerhalb eines Tages viel geschehen. Dajaal ist tot und begraben, Gumaad ist in Asmara. Was ist ihm sonst noch entgangen? »Und wo ist DerScheich?«
    »Gumaad hat ihn auf einem Sonderflug begleitet, der direkt nach Eritrea ging«, sagt Qasiir. »Wahrscheinlich sind sie von einer Startbahn abgeflogen, die sich noch in den Händen der Union befand. Das Schicksal von DerAndere­Scheich ist allerdings ungewiß. Ein Gerücht besagt, er sei in einem Dorf nahe der somalisch-kenianischen Grenze, ein anderes lautet, er sei möglicherweise in den Sudan oder nach Libyen gegangen.«
    »Was ist aus den anderen Mitgliedern der Union geworden?«
    »Manche sind auf dem Weg in den Iran, andere in die Golfregion.«
    »Kann man also annehmen, daß durch die Bank jeder somalische Politiker außerhalb des Landes einen Zahlmeister hat, von dem er Anweisungen erhält und dessen Interessen er dient?« Malik erinnert sich daran, daß der letztjährige Lagebericht der UNO über Somalia zwölf Länder aufführte, die in die Auseinandersetzungen um das Land verwickelt waren, darunter Eritrea, Äthiopien, Iran, Libyen, Ägypten, Kenia, Irak, China, Italien, die Vereinigten Staaten, Frankreich und Großbritannien.
    »Stimmt.«
    Fußgänger überqueren gemächlich die verkehrsreiche Straße, als wollten sie die Menschen hinter dem Steuer herausfordern, sie zu überfahren. Manche bleiben in der Straßenmitte stehen, als wollten sie sagen »fahr mich doch um, macht mir doch nichts aus«. Malik bemerkt, daß bereits mehr unverschleierte Frauen unterwegs sind als zur Regierungszeit der Union.
    »Sag mir, wo wir hinfahren sollen«, meint Qasiir.
    »Vielleicht sollten wir Vollbarts Geschäft aufsuchen«, sagt Malik.
    »Welchen Sinn hat das?«
    »Muß es unbedingt einen Sinn haben?« fragt Malik.
    »Im Idealfall gibt es einen Grund für unser Handeln.«
    »Gut, dann gebe ich vor, nach einem iPod zu suchen oder, noch besser, wir könnten sagen, daß wir uns nach dem Preis für einen BlackBerry erkundigen wollen. Wir können irgendwas sagen, alles, was uns die Möglichkeit gibt, ihn unbeobachtet unter die Lupe zu nehmen.«
    Qasiir scheint von dieser Idee nicht überzeugt. Aber er schweigt.
    »Hast du was dagegen?«
    Qasiir bremst wegen eines rückwärtslaufenden Fußgängers, aber trotzdem stößt der Fußgänger gegen die vordere Stoßstange. Unverletzt gestikuliert er entschuldigend und weicht in den Gegenverkehr aus. Plötzlich entsteht ein Tumult, Fahrer halten unvermittelt an und ein Auto kracht in das vor ihm stehende. Sofort bilden sich auf beiden Straßenseiten Menschenmengen. Dann löst sich ein Mann aus der Menge, und Malik beobachtet, wie ein besonderes Interesse zu entstehen scheint. Als warteten alle auf den geeigneten Moment, um loszuschlagen. Auf seinen Reisen hat Malik erlebt, wie auf einer Straße in Nairobi die Menge einen Mann, der einem Bus nachrannte, beinahe totschlug, weil sie ihn für einen Dieb hielt. Ein Mann, der in diesem Augenblick bemerkte, daß ihm sein Geldbeutel gestohlen worden war, hatte geschrien: »Da läuft der Dieb, haltet den Dieb!« Ein anderer Mann wiederholte den Satz – »Da läuft

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