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Gekapert

Titel: Gekapert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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er angeblich bei einem gescheiterten Selbstmordattentat ums Leben gekommen ist. Oder von der Al-Schabaab vors Militärgericht gestellt und exekutiert wurde.
    Dann wechseln sie das Thema und unterhalten sich darüber, wie merkwürdig es ist, daß die Al-Schabaab-Aufpasser derartig archaische Namen auswählen.
    »Ich bin so froh, daß Saifullah von Taxliil erzählt hat, auch wenn ich nicht weiß, was mich als nächstes erwartet«, gesteht Ahl.
    »Eine Sekunde lang dachte ich, Saifullah stürmt wie ein scheuendes Pferd zur Tür hinaus«, sagt Xalan. »Oder daß er nichts sagt und genauso geheimnisvoll verschwindet, wie er aufgetaucht ist.«
    Sie schweigen wieder.
    »Komisch, diese Aussage von ihm, er sei nicht autorisiert, über die Sache zu sprechen. Was ist denn das für ein Bürokratengeschwätz?«
    »Weißt du, was mir Sorgen macht?« fragt Xalan.
    »Was denn?«
    »Er sieht nicht aus wie einer, der lange bleiben will.«
    »Als ob er in einer Mission unterwegs wäre«, stimmt Ahl zu.
    »Ich mag gar nicht darüber nachdenken.«
    Der Gedanke beunruhigt ihn und er versucht, ihn zu verdrängen, indem er das genaue Gegenteil annimmt, und sei es auch nur, weil er glauben will, daß er Taxliil wiedersehen wird. »Vielleicht ist Saifullah, wenn ihm der Schlaf erst mal die Alpträume vertrieben hat, doch bereit, mit uns zu reden.«
    »Ich muß seine Mutter besuchen«, sagt Xalan.
    Oben in seinem Zimmer versucht Ahl erneut Malik und Fidno zu erreichen. Jedesmal erhält er die gleiche Auskunft: Der Teilnehmer befindet sich außer Reichweite. Was in aller Welt soll das heißen? Endlich erreicht er Malik und bringt ihn auf den neuesten Stand, faßt alle Ereignisse zusammen.
    Malik klingt optimistisch. »Ich bin sicher, daß alles ein gutes Ende nimmt. Taxliil kommt zurück, wie das bei vielen Ausreißern der Fall ist, entschuldigt sich und verspricht, so etwas nie wieder zu tun. Sieh dir nur Saifullah an.«
    Ahl faßt beim Zuhören Mut, er ist hocherfreut und erleichtert, daß er seinen Bruder in empfänglicherer Stimmung als erwartet antrifft. »Fidno hat übrigens angeboten, dich Muusa Ibrahim alias Marduuf vorzustellen«, erklärt er, »einem ehemaligen Piraten, der die Al-Schabaab ebenfalls auf dem Kieker hat, weil sie seinen kleinen Bruder umgebracht haben. Hast du Interesse, dich mit ihm zu unterhalten?«
    Malik ist von der Idee begeistert und notiert sich Marduufs Kontaktdaten, auch wenn er nicht noch sagen kann, wann er sich mit ihm treffen wird.

M alik klingelt bei Bile und Cambara am Tor, wirft einen Blick über die Schulter auf Qasiir, der in Sichtweite geparkt hat, weil er sich vergewissern will, daß Malik auch sicher aufs Grundstück gelangt.
    Während Malik darauf wartet, daß jemand kommt oder das Tor über die Sprechanlage geöffnet wird und dabei das Hundegebell aktiviert wird, erinnert er sich daran, wie er mit seiner kleinen Tochter auf dem Schoß 101 Dalmatiner auf DVD ansah. Mit einem Jahr war sie zu klein, um den Film zu begreifen, obwohl sie auf der Straße auf Hunde zeigte und ihr Bellen nachmachte. Um sie zum Lachen zu bringen, imitierte er gern nacheinander verschiedene Rassen, er schlägt an wie ein Collie, bellt wie ein Afghanischer Windhund und jault wie ein Husky.
    Cambara erscheint und ihm fällt wieder ein, wo er sich befindet. Wegen eines Stromausfalls werde sie das Tor von Hand öffnen, ruft sie. Sie nähert sich vorsichtig, als wollte sie Pfützen vermeiden, und ihre theatralisch gerunzelte Stirn ist eigentlich ein Lächeln. Sie trägt Hausschuhe und ein guntino , das ihr gut steht, ein wenig Haut zeigt und, als es ihr modisch über die Schulter rutscht, das Dekolleté hervorblitzen läßt. Als sie sich dem Seitentor nähert, zieht sie jedoch den gemusterten Sommerschal über die Schulter, um jegliches Mißverständnis auszuräumen. Malik dreht sich um, winkt Qasiir zu, der daraufhin wegfährt. Cambara reicht ihm den Schlüsselbund, damit er das Tor von außen öffnen kann. Ihre Finger berühren sich zufällig, dabei kommt es zu einem elektrostatischen Schlag. Malik sieht verlegen zur Seite, aber Cambara wirkt völlig gelassen. Sie geht vor ihm her; das erste Wort fällt erst, als sie im Haus sind und Cambara den Schlüsselbund an den Haken hinter der Tür gehängt hat.
    »Der weise Spruch vom Tod, der die besten unter uns früh holt, wird von vielen von uns erst geschätzt, wenn jemand Nahestehendes stirbt«, sagt Malik, und es klingt einstudiert. »Bei Mord ist es natürlich noch viel

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