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Gekapert

Titel: Gekapert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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und Il-Qayaxan für 13 Uhr am nächsten Tag vereinbaren. »Bitte ruf mich an, wenn du mit ihnen gesprochen hast, und ich teile dir den Namen des Hotels und die Zimmernummer mit.«
    Dann erfüllt Malik seine Pflicht gegenüber Amran und ruft auch sie an, erzählt ihr eine geschönte Version seiner Erlebnisse, reduziert die Anzahl der Toten um ein Drittel und tut so, als wäre er weit weg vom Geschehen gewesen.
    Anschließend spricht er mit Jeebleh, dem er einen unzensierten Bericht des Tagesgeschehens gibt.

J e länger Ahl darüber nachdenkt, welches der sicherste und am wenigsten umständliche Weg ist, Taxliil aus Somalia herauszubekommen, desto mehr Hindernisse tauchen auf. Alles ist so schon kompliziert, und noch komplizierter ist es, mit Taxliil zurechtzukommen, der durch seine Verstrickung mit der Al-Schabaab völlig durcheinander ist. Er hat eine Art, immer wieder Sand ins Getriebe zu streuen, die Ahl sehr anstrengend findet, und er fürchtet, er könnte zusammenklappen, Stiefsohn hin oder her.
    Er hatte vor, Taxliil nach Dschibuti zu bringen, wo sie zur amerikanischen Botschaft gehen und Taxliils Paß als verloren erklären würden. Aber bisher erweist sich der Plan als undurchführbar, denn sie müssen zuerst irgendein Reisedokument auftreiben, mit dem sie Bosaso verlassen und nach Dschibuti einreisen können. Keine Fluggesellschaft wird Taxliil als Passagier mitnehmen, wenn er keinen gültigen Paß vorweisen kann. Mit jeder weiteren überraschenden Wendung in Taxliils Geschichte, die ans Licht kommt, werden wahrscheinlich weitere Hindernisse auftauchen.
    Mittlerweile hat Ahl mit einer weinenden Yusur in Minneapolis telefoniert, lange mit Jeebleh in Nairobi Ideen gewälzt; zudem steht er in ständigem Kontakt mit Malik. Xalan und Warsame tun ebenfalls ihr möglichstes, aber es sieht nicht gut aus.
    Wenn Taxliil sich nicht wie ein Ausreißer benimmt, entschuldigt er sich bei seinen Eltern. Er gibt zu, daß es töricht war, dem Imam zu vertrauen und sich der Al-Schabaab anzuschließen. Jetzt ist er schlauer, jetzt da er weiß, was Sache ist, und er bitteres Lehrgeld gezahlt hat. Er will verzeihen und vergessen – oder daß ihm verziehen und der ganze Vorfall vergessen wird.
    Ist Taxliil eigentlich klar, daß die Sache für ihn und die ungefähr zwanzig anderen Ausreißer nicht so einfach sein wird? Er behauptet zwar ja, aber er benimmt sich nicht so. Ahl fällt ein französisches Sprichwort ein, von dem Mann, der so unglücklich auf den Rücken fällt, daß er sich die Nase bricht. Taxliil macht ständig das Gegenteil von dem, was er sagt, verkompliziert damit eine ohnehin schwierige Situation noch mehr. Während der Besprechungen mit Ahl schläft er ein, und wenn Ahl versucht, die gröbsten Unstimmigkeiten seiner Geschichte geradezubiegen, verliert Taxliil die Fassung und wirft seinem Stiefvater abfällige Bemerkungen an den Kopf.
    Alle Mitglieder des Haushalts helfen so gut sie können, halten gleichzeitig aber auch Abstand. Faai füllt Ahl mit schwarzem Kaffee und Taxliil mit gezuckerten Getränken ab. Xalan kümmert sich mit der Hilfe eines Freundes, der auf der Paßstelle in Bosaso arbeitet, um einen somalischen Paß. Taxliil wird mit Ahl nach Dschibuti reisen, weg von den allgegenwärtigen Al-Schabaab-Attentätern, die, wenn sie von seiner Anwesenheit in Bosaso und in diesem Haus erfahren, ihm und anderen Schaden zufügen könnten. Wenn Ahl Taxliil erst einmal nach Dschibuti gebracht hat, wird er mit Malik und Jeebleh daran arbeiten, ihn sicher und gesund in die Vereinigten Staaten zu schaffen. Natürlich können sie nicht darauf zählen, daß Kriminelle wie Fidno und Namenlos, die anscheinend bei seiner Flucht die Hand im Spiel hatten, lange mit ihrer Tat hinterm Busch halten, daher Ahls Vorschlag, Malik solle sich durch ein Interview »ihr Schweigen erkaufen«.
    Xalan ruft Ahl an, bestätigt, daß sie für den morgigen Flug nach Dschibuti für ihn und Taxliil Plätze reserviert hat und bald den Paß bekommen wird. Diese Nachricht hat einen elektrisierenden Effekt, und Taxliil entscheidet sich dafür, Ahl weitere Details seiner Geschichte zu liefern. Ahl verfolgt zwei Ziele, erstens möchte er um seines eigenen Seelenfriedens willen verstehen, was passiert ist, und zweitens will er Taxliil auf das strenge Verhör durch die amerikanischen Behörden bei seiner Einreise vorbereiten.
    Zuerst jedoch will Taxliil – nicht zum ersten Mal – hören, wie sie entdeckten, daß er aus Minneapolis verschwunden

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