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Gekapert

Titel: Gekapert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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amerikanischen U-Boot vor der somalischen Küste abgeschossene Tomahawk-Rakete hat neben ihrem eigentlichen Ziel mehrere Zivilisten getötet. »Jetzt befürchte ich, daß diese amerikanische Aktion dazu führt, daß sich der Krieg länger hinzieht und sich noch mehr ausländische Dschihadisten der Al-Schabaab anschließen.«
    »Dasselbe in Grün«, sagt Malik. »Die amerikanischen Angriffe schrecken die Terroristen nicht ab, sondern stacheln sie nur noch mehr an.«
    »Du scheinst deswegen nicht sehr beunruhigt zu sein«, sagt Cambara.
    »Mehr verwirrt als beunruhigt«, antwortet er. »Wie ich schon sagte, es ist klar, was von diesen schlecht durchdachten Angriffen zu halten ist, die entweder von den Äthiopiern auf Geheiß der Amerikaner oder von den Amerikanern selbst durchgeführt werden.«
    Bile schiebt sich eine Kirschtomate in den Mund.
    »Es ist wahrscheinlich etwas weiter hergeholt, wenn ich sage, daß Selbstmordattentäter von Natur aus ferngesteuert sind«, sagt Cambara. »Für mich gibt es allerdings keinen Unterschied zwischen dem Imam, der den Selbstmordattentäter fernsteuert, und dem Typen, der von seinem sicheren Stützpunkt in Colorado aus dafür sorgt, daß die Rakete abgeschossen wird. Der eine könnte nebenher seinen Kaffee getrunken und mit seinen Kumpels rumgeblödelt und der andere auf seinem Teppich gekniet und so getan haben, als betete er.«
    »Es ist diese sinnlose Abschlachterei von Zivilisten, die mich bei all diesen Attentaten am meisten aufregt«, sagt Bile. Dann wendet er sich an Malik. »Wirst du darüber schreiben?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Malik tut, als hätte er die Frage nicht gehört, weil er jede Antwort sinnlos findet, und Bile hakt nicht nach.
    Cambara fragt ihn, was er heute vorhabe.
    »Ich werde zwei Typen in einer Hotelsuite interviewen.«
    »Wen interviewst du?« fragt Bile.
    Bevor er antworten kann, drängt Cambara ihn, den Anbau dafür zu nutzen, sie argumentiert, auf ihrem Grundstück lasse sich besser überwachen, wer es betrete und verlasse. »In einem Hotel kann man unmöglich den Überblick behalten.«
    Als er jedoch auf seinen Vereinbarungen beharrt, setzt ihn allerdings keiner der beiden unter Druck.
    Während er frühstückt, kann Malik nicht umhin, ihre Reaktion mit der Jeeblehs zu vergleichen, der gesagt hatte, ein Interview mit diesen »Kriminellen« lohne sich nicht – wahrscheinlich weil er weder ihre Namen erwähnt hat, noch wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Tatsächlich hat er keine Ahnung, was Il-Qayaxan so treibt, außer Fidnos Komplize zu sein. Biles Verständnis führt er auf dessen hartnäckige Treue zu Somalia zurück, dem Land, in dem er trotz aller Nachteile bleibt.
    Wieder einmal fährt Qasiir Malik zu einem Interviewtermin. Als sie das Hotelgrundstück betreten, fällt sein Blick auf den noch immer rasierten und Anzug tragenden Vollbart, der bei geöffnetem Fenster in einem Auto sitzt und telefoniert. Zwei Männer sitzen bei ihm im Wagen. Malik bleibt wie angewurzelt stehen, wechselt einen wissenden Blick mit Qasiir und geht dann weiter in Richtung Hotelfoyer. Ehe er bei der Rezeption anlangt, sagt Qasiir: »Vielleicht sollten wir den Termin absagen.«
    »Sind deine Männer auf ihren Posten?«
    »Natürlich.«
    »Sind sie auf jede Eventualität gefaßt?«
    »Wenn du willst, kann ich noch schnell für Verstärkung sorgen.«
    »Mach das bitte, und wir lassen alles wie vereinbart.«
    Beim nächsten Schritt in Richtung Rezeption, die weiter entfernt ist als gedacht, fällt Malik ein, daß Hilowleh gesagt hatte, er könne sich glücklich schätzen, noch am Leben zu sein. Qasiirs Anwesenheit beruhigt ihn ein wenig. »Wer sind die Männer, die da mit ihm im Wagen sitzen?«
    »Einer heißt Al-Xaqq«, erwidert Qasiir.
    »Und welchen todbringenden Beruf übt er aus?«
    »Sprengstoffexperte.«
    »Und der andere?«
    »Dableh war Oberst in der ehemaligen somalischen Armee«, erklärt Qasiir. »Alle drei stehen im Verdacht, aktive Mitglieder der Al-Schabaab zu sein.«
    Malik findet es erstaunlich, daß drei Männer, die bekanntermaßen Anführer der Aufständischen sind, in einem Auto auf dem Parkplatz eines Viersternehotels sitzen und der Geheimdienst der sogenannten Übergangsregierung nicht fähig ist, sie zu verhaften.
    »Ich frage mich, was die drei zusammengeführt hat.«
    »Du vielleicht«, sagt Qasiir.
    »Versuchst du etwa, mir derart Angst einzujagen, daß ich das Treffen absage?« will Malik wissen.
    »Ich will bloß sichergehen, daß

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