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Gekapert

Titel: Gekapert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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Staaten versorgen sie mit Informationen, die sie von ihren Satelliten erhalten.«
    »Die Amerikaner werden sich nicht in die Auseinandersetzung einmischen. Sie sind vollauf mit den Kriegen in Afghanistan und Irak beschäftigt, die enormen wirtschaftlichen Tribut fordern. Diese beiden Kriege reichen aus, um sie für ein weiteres Jahrzehnt oder länger auf Trab zu halten. Was hätten sie zudem davon?« sagt Malik.
    Für eine Weile herrscht Schweigen. Dann steht Gumaad auf. Er zieht Malik hoch, bedeutet dann Jeebleh und Dajaal, das gleiche zu tun. Die vier stehen so dicht nebeneinander, daß sich ihre Körper berühren. »Hört ihr das?« fragt Gumaad.
    »Was soll ich hören?« entgegnet Malik.
    »Schau mal zum Himmel hoch.«
    »Mach ich doch.«
    »Sag mir, was du siehst.«
    »Einen tropischen Sternenhimmel.«
    »Und was hörst du?«
    »Die Geräusche einer nächtlichen Stadt.«
    »Hört hin. Laßt euch Zeit, meine Herren.«
    Jeebleh hört in der Ferne eine Drohne.
    »Siehst du was?« fragt Gumaad Malik.
    »Was soll ich denn sehen?«
    »Ein kleines, blinkendes Licht am siebten Himmel.«
    Malik sucht den Himmel ab. Nichts.
    »Von hier aus sieht es eher wie eine Cessna aus«, sagt Jeebleh und zeigt auf eine Sternkonstellation, deren Namen er nicht kennt. »Siehst und hörst du dieses Kleinflugzeug nicht?« fragt er Malik. »Ist irgendeine Überwachungsdrohne.«
    »Bitte konzentrier dich«, ermuntert Gumaad ihn.
    Da endlich vernimmt Malik ein Dauerdröhnen, das ihn an ein batteriebetriebenes Kinderspielzeug erinnert. Ein unbemanntes Luftfahrzeug, das von einem Piloten am Boden oder jemandem auf einem Kriegsschiff gelenkt wird, fliegt zu Überwachungszwecken in einer mittleren Höhe, wie die Drohnen, die bei gezielten Angriffen in Pakistan, Palästina und Afghanistan eingesetzt wurden. In letzter Zeit sind diese unbemannten Luftfahrzeuge am Himmel über Mogadischu zu einem alltäglichen Anblick geworden, denn die Vereinigten Staaten haben die Union im Verdacht, vier Männern Zuflucht zu gewähren, die Al-Qaida-Agenten sein sollen. Die Anwesenheit am Himmel umherschwirrender Spionageflugzeuge stellt eine beträchtliche Veränderung dar und macht die Vereinigten Staaten zu Mitschuldigen, sollte Äthiopien einmarschieren und Mogadischu besetzen – das zumindest ist die Überzeugung der Mogadischuer. Für sie sind die Drohnen, die sie ausnahmslos jeden Abend von neun bis ungefähr vier Uhr morgens sehen und hören, ausreichender Beweis, daß sich die Amerikaner Informationen beschaffen.
    Mit einem heftigen Gähnen signalisiert Jeebleh, daß er müde ist; er möchte, daß Gumaad und Dajaal gehen. Aber zuvor holt er noch die Servierplatte, die bereits abgespült und eingepackt ist, damit Dajaal sie ihrem Besitzer zurückbringen kann.
    »Bis morgen, so gegen Mittag«, sagt Jeebleh.
    »Gute Nacht. Bis morgen.«
    »Ziemlich gut für den ersten Tag«, meint Malik.
    »Ich bin froh, daß alles so gut geklappt hat, bis auf dein Computerproblem«, sagt Jeebleh. »Aber du wirst dich davon nicht entmutigen lassen, das weiß ich.«
    »Ich hätte wissen müssen, wie ein Extremist, der ständig an Sex denkt, auf das Foto eines nackten, einjährigen Mädchens in der Badewanne reagiert. Pornographie, was für ein Schwachsinn! Aber keine Sorge, ich werde nicht zulassen, daß dieser Vorfall mein Urteil beeinträchtigt.«
    »Was ist mit den Artikeln, die er gelöscht hat?«
    »Ich habe Kopien auf einem USB -Stick«, sagt Malik.
    »Ich hätte dich darauf hinweisen müssen, daß so etwas geschehen kann, und dich mehr unterstützen sollen«, sagt Jeebleh.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen, du hast getan, was unter den Umständen möglich war«, sagt Malik, geht auf Jeebleh zu und umarmt ihn.
    Jeeblehs Gesicht entspannt sich, in seinen Augen spiegeln sich die Sterne wider. Vom bloßen Anblick ist Malik so gerührt, daß er seinen Schwiegervater am liebsten abermals in die Arme nehmen und ihm sagen möchte, wie glücklich es ihn macht, hier zu sein. Statt dessen erzählt er ihm von dem kleinen Aufnahmegerät, das er in seiner Tasche trägt und das alles aufgezeichnet hat. Malik spielt Jeebleh einen Teil des Gesprächs vor.
    »Was immer du tust«, sagt Jeebleh, »erwähne bitte in keinem deiner Artikel meinen Namen, damit deine Arbeit durch meine Mitwirkung nicht abgewertet wird.«
    »Ich bin stolz auf unsere Zusammenarbeit und werde das auch sagen.«
    Sie umarmen sich erneut, und beide gehen zufrieden ins Bett.

L andebahn ist keine zutreffende

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