Gekapert
tausend arbeitslose Fischer ein. Bald exportierten wir ganze Schiffsladungen mit Hummer und wertvollem Fisch nach Italien. Als wir groß genug wurden, um eigene Gefrieranlagen zu bauen, verlegte ich meinen Sitz nach Mogadischu. Kurze Zeit später fanden wir heraus, daß Schiffe mit Flaggen aus aller Welt – Korea, Japan, Spanien, Rußland, Jemen, China, Belize, Bermuda, Liberia und einer Handvoll Länder, die man lange auf der Landkarte suchen muß - in unseren Gewässern unsere Fischgründe plünderten und diesen Lebensraum zerstörten. Bedenken Sie, daß unsere Gewässer früher über riesige Fischbestände verfügten – Somalia hat die längste Küste Afrikas.«
»Mehr als 3300 Kilometer«, wirft Fee-Jigan ein, »und in und um Ras Hafun wurden Arten entdeckt, die nur dort heimisch sind, dort gab es früher die größte Artenvielfalt an Fischen.«
»Wir waren jedenfalls wütend über das Treiben dieser illegalen Fischer«, fährt Ma-Gabadeh fort, »und setzten einen Trawler fest, der eine Scheinzulassung in Kenia hatte und in somalischen Gewässern in der Nähe von Garcad fischte. Der Trawler wurde mit einer Geldstrafe belegt, die Summe unter den Fischern aufgeteilt. Danach heuerten die ausländischen Fischer örtliche Milizionäre an und bewaffneten sie, damit sie ihre illegale Fischerei schützten. Je zahlreicher und größer die Schiffe, desto mehr Zerstörung richteten sie an. Wir zählten fünf- bis siebentausend Fischer, und keinem einzigen war es möglich, weiterhin als Fischer zu überleben. Eine aussichtslose Situation, und ich bin ausgestiegen.«
Malik fragt, ob Ma-Gabadeh an der Finanzierung einiger »Piratennummern« beteiligt war, die sich vor der somalischen Küste ereigneten.
»Ich bin ein ehrlicher Geschäftsmann, verdiene mein Geld auf ehrliche Weise und gebe, was ich ausgeben muß, ehrlich aus«, antwortet Ma-Gabadeh. »Zugegeben, ich gebe großzügig für gerechte Anliegen.«
»Halten Sie den Kampf der Union gegen die Warlords für eine wohltätige Aktivität, die finanzielle Unterstützung verdient?« fragt Malik.
»Es wäre unklug von Ma-Gabadeh, die Institutionen zu nennen, denen er großzügig spendet«, wirft Fee-Jigan ein. »Das ist eine Sache zwischen ihm und seinem Schöpfer.«
Malik versucht es anders. »Welche Verbindungen haben Sie zu den Piraten?«
»Ich habe gesagt, ich bin ein ehrlicher Mann, ich verdiene ehrliches Geld und gebe das ehrliche Geld, das ich verdiene, für wohltätige Zwecke aus. Ich habe keine Verbindungen zu den Piraten.«
»Auch nicht zur Al-Schabaab?«
»Auch nicht zur Al-Schabaab.«
»Und Sie haben die Al-Schabaab auch niemals finanziell unterstützt?«
Wie aufs Stichwort klingelt Ma-Gabadehs Handy. Er wirft einen Blick darauf, dreht sich dann zu Fee-Jigan und starrt ihn wütend an, der sieht seinerseits ostentativ weg, trommelt mit den Fingern lässig auf dem Tisch und summt hörbar vor sich hin. Malik kann sich auf ihr Verhalten keinen Reim machen, vor allem, weil Ma-Gabadeh zugleich verärgert, betroffen und enttäuscht zu sein scheint. Ma-Gabadeh scheint seine Optionen abzuwägen, reicht Malik das Handy und sagt, als wäre Fee-Jigan nicht anwesend: »Sehen Sie sich mal an, was dieser unselige Dummkopf Fee-Jigan macht.« Er schüttelt mißbilligend den Kopf. »Ich hasse Typen wie ihn. Dreckige Feiglinge.«
Malik wendet sich Fee-Jigan zu, der weiterhin so tut, als wüßte er nicht, was Ma-Gabadeh meint. Das wiederum stachelt Ma-Gabadehs Wut noch mehr an. »Wir haben uns schon vor Ihrer Ankunft im Hotel getroffen, und Fee-Jigan schlug vor, sollten Sie mir eine unangenehme Frage stellen, würde er mich anrufen, damit ich einen Grund hätte, unsere Unterhaltung zu beenden, und sagen könnte, ich müßte zu einem dringenden Geschäftstermin. Ich habe ihm gesagt, er soll das lassen und uns nicht lächerlich machen. Und statt dessen geht er hin und macht genau das.«
Fee-Jigan rutscht schuldbewußt hin und her, kneift die Augen mit dem Ausdruck des Bedauerns zusammen. Er senkt den Kopf, rutscht dann mit dem Körper auf dem Stuhl vor, als wollte er entschuldigend auf die Knie gehen. Seine Stimme wird leise. »Mein Handy war in meiner Hosentasche und muß selbständig die Nummer gewählt haben.«
»Du bist ein Dummkopf und ein Lügner«, sagt Ma-Gabadeh.
Das Aufnahmegerät läuft, nimmt jedes Wort auf.
»Erzähl es dem Aufnahmegerät, du verlogener, dreckiger Hund, sonst schneiden dir meine Männer die Kehle durch. Gib es zu, sprich es aufs Band
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