Gekapert
ihnen Startkapital lieh, als auch die Al-Schabaab, weil er eine Anzahlung auf die Waffen geleistet hat, die sie im Bakaaraha-Markt kauften. Von einer meiner Quellen weiß ich, daß er von den Piraten als Anteil ganz ordentliche Summen bekommen und der Al-Schabaab Schutzgelder gezahlt hat. Sehr bezeichnend auch, daß er zudem mit DerScheich verschwägert ist.«
»Und durch diese Beziehungen ist er reich geworden?«
»Ma-Gabadeh, ein Mann, der aus der Scheiße stammt«, sagt Fee-Jigan genüßlich, »ist durch diese illegalen Geschäfte jetzt so stinkreich, daß er in mit dem teuersten französischen Parfum gefüllten Badewannen baden kann.«
»Was ist mit Gumaad?« fragt Malik.
»Was soll mit ihm sein?«
»Welches Spielchen spielt er?« fragt Malik.
»Journalist ist er jedenfalls nicht.«
»Genau«, sagt Malik. »Was also hat er vor?«
»Gerüchten zufolge ist er vor kurzem vom Nachrichtendienst der Union angeworben worden«, sagt Fee-Jigan, »und wir Journalisten trauen ihm nicht über den Weg.«
Zu Maliks Überraschung sitzt Gumaad wieder auf dem Rücksitz des Autos, als Qasiir ihn abholt, der jedoch nur wie immer »Anschnallen, bitte« sagt, den Motor anläßt und in den Rückspiegel blickt. Gumaad erkundigt sich, wie das Interview gelaufen sei, aber Malik gibt nur zurückhaltend Auskunft. Er sagt lediglich, Fee-Jigan sei der interessanteste Journalist, den er seit seiner Ankunft hier getroffen habe – eine klare Abfuhr für Gumaad.
Sichtlich verärgert bittet Gumaad Qasiir anzuhalten, er verkündet, er werde nicht mit ihnen zur Wohnung kommen. »Ich muß bei der Erstellung eines Kommuniqués helfen, das im Namen von DerScheich als Antwort auf die bevorstehende äthiopische Übernahme zweier somalischer Grenzstädte veröffentlicht werden wird.«
Malik tut Gumaads Aussage als selbstgefällige Behauptung ab, von denen er schon so manche von sich gegeben hat. Er ist sich nicht sicher, wann er Qasiir, Dajaal und Jeebleh Fee-Jigans Behauptung, daß Gumaad dem Nachrichtendienst der Union angehört, mitteilen soll. »Auf Wiedersehen und viel Erfolg«, sagt er nur und winkt Gumaad zum Abschied zu.
Qasiir fährt an, und Malik betrachtet die Welt draußen, fragt sich, ob es heute alle eiliger als gewöhnlich haben, weil sie etwas wissen, das sie beide nicht wissen. Natürlich hat er vom äthiopischen Einmarsch und der Besetzung Belet-Weynes gehört, und alle Nachrichtenagenturen waren sich nach kurzem einig, daß die Grenzstadt fallen wird. Aber wie drohend, wie real ist die Invasion des ganzen Landes?
»Was gibt es Neues?« fragt Malik.
»Den Männern meines Sicherheitstrupps ist ein Mann aufgefallen, der als Sprengstoffexperte bekannt ist und ins Hotel reinging, während du das Interview geführt hast«, sagt Qasiir, »und wir haben uns ziemliche Sorgen gemacht. Wir haben uns gefragt, was er da wohl treibt.«
»Was habt ihr unternommen?« will Malik wissen.
»Ich habe Opa angerufen und um Rat gefragt.«
»Und wie lautete sein Ratschlag?«
»Daß wir die Anzahl der Männer, die Wache stehen, verdoppeln sollen«, sagt Qasiir, »und ich meinen Parkplatz ständig wechseln, wenn nötig, herumfahren und dann wieder zurückkommen soll.«
Die Vorstellung, Opfer eines Anschlags zu werden, obwohl er seit seiner Ankunft in Somalia keinen einzigen Artikel veröffentlicht hat, entsetzt Malik.
»Wie heißt dieser Sprengstoffmann?« fragt er.
»Sein richtiger Name lautet Cabdul Xaqq«, sagt Qasiir, »aber gut möglich, daß er diverse Pseudonyme hat. Selbst Opa ist sich nicht sicher.«
»Warum ist seine Anwesenheit denn so seltsam?«
»Weil er sich selten in der Öffentlichkeit zeigt«, sagt Qasiir. »Seine Aufgabe ist es, Sprengsätze zusammenzubauen und ihre Wirkung zu analysieren. Ich verstehe einfach nicht, warum er da war, das ist alles.«
»Hat er denn etwas Beunruhigendes getan?«
»Das ganze Land ist nervös«, sagt Qasiir. »Rational gesehen, sollte man annehmen, daß er angesichts dessen, was passiert, alle Hände voll mit Angelegenheiten von nationaler Bedeutung zu tun hat, aber diese Männer sind nicht normal und man kann sich darauf verlassen, daß sie sich abnormal verhalten. Deshalb haben wir diese Vorkehrungen getroffen.«
Malik fragt sich, ob es gut oder schlecht ist, daß seine Anwesenheit in diesem Land einen Sprengstoffachmann auf den Plan ruft. Sollte er wirklich ein gezeichneter Mann sein, dann ist es höchste Zeit, daß er etwas schreibt, wofür es sich zu sterben lohnt. »Wie geht’s
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