Gekapert
nicht?«
»Ich teile dir nur das mit, was für dich wichtig ist«, sagt Fidno. »Und da ich noch keinen Kontakt zu ihm aufgenommen habe, kann ich dir auch seinen Namen nicht verraten.«
»Kannst du mir bitte erklären, wie ein Treffen mit einem Mann, der etwas mit Menschenschmuggel zu tun hat, bei der Auffindung von Taxliil helfen soll, wenn ich eigentlich in den Untergrundstrukturen der Al-Schabaab wühlen sollte?«
»Du gehst die Sache an, wie ein gottesfürchtiger, rechtschaffener Mensch ein unkompliziertes Problem angeht, wohingegen es hier nötig ist, sich in die Denkweise derjenigen einzufühlen, mit denen man es zu tun hat«, sagt Fidno. »Wenn man es mit Männern aufnehmen will, die außerhalb der Gesetze stehen, muß man das mit zwielichtigen Mitteln tun.«
»Männer außerhalb des Gesetzes?«
»Die Al-Schabaab, die Piraten und die Menschenhändler stehen außerhalb des Gesetzes, man kennt einander«, sagt Fidno, »sie arbeiten auf verschlungenen Wegen zusammen, die sich dem Außenstehenden nicht erschließen. Und deshalb braucht es eine andere Herangehensweise.«
»Kann uns der Mann, an den du denkst, dabei helfen, uns in das Versteck der Al-Schabaab hineinzumanövrieren?« fragt Ahl zögernd. »Und ist er bereit, uns zu helfen? Und wenn ja, zu welchem Preis?«
Fidno geht auf diese Fragen nicht ein. »Einige seiner Männer werden immer wieder zur Al-Schabaab geschickt«, sagt er nur.
»Und wie laviert man sich in die Al-Schabaab hinein?«
»Die ersten Schritte unternimmt man unauffällig von außen«, antwortet Fidno, »und mit der Hilfe der Handlanger meines Kontaktmannes werden wir uns dann hineinmanövrieren.«
»Und auf diese Weise werden wir Taxliil aufstöbern?«
»Wenn er in Puntland ist.«
»Warum sollte der Mann uns helfen?«
»Ich habe dir gesagt, warum er uns helfen wird«, sagt Fidno.
»Weil er dir einen großen Gefallen schuldet?«
»Weil wir befreundet sind.«
»Was ist mit den Al-Schabaab-Funktionären?«
»Überlaß das alles mir.«
Ahl weiß nicht, ob ihm das recht ist.
»Du hast deine Seite des Handels erfüllt, ich meine.«
Ahl wendet den Blick ab, eine Spur zu ängstlich, entschlossen, ihr Verhältnis auf eine stabilere Basis zu stellen und den Handel mit einer Willenserklärung von seiner Seite zu besiegeln. Ein Dieb glaubt, daß jeder ein Dieb ist und man niemandem trauen kann, denkt er und beschließt, Fidno zuzusichern, daß er Wort halten wird.
»Malik wird begeistert von deiner Hilfe sein, und er wird tun, worum du ihn bittest«, sagt er.
»Ich bin froh, daß wir Wahrheit gegen Wahrheit getauscht haben«, sagt Fidno.
»Jetzt weiß ich, wer du bist.«
Aber Fidno hat bereits sein Telefon in der Hand und wählt.
D er Vorschlag, ein Interview mit Fidno zu führen, um sich seiner Hilfe bei der Suche nach Taxliil zu versichern, klingt für Malik bestenfalls nach einem mickrigen Halbedelstein, auch wenn es sich bei Ahl so anhört, als hätte er einen lupenreinen Diamanten entdeckt.
Ahl hat nicht nur angerufen, um ihn an seinem Durchbruch teilhaben zu lassen, wie er es formuliert, sondern auch um über die Bombardierung der Flughäfen zu reden. Malik spürt sowohl Ahls Aufgeregtheit beim Gedanken, Taxliils Auffindung näher gekommen zu sein, als auch seine Sorge um Maliks Sicherheit. Ahl bringt es während ihres Gesprächs nicht über sich, Malik vorzuschlagen, er solle das Land verlassen. Eigenartig, denkt er, daß von den vielen Arten, mit denen der Mensch seine Zuneigung für andere ausdrückt, die Sorge zu den eindringlichsten zählt. Dennoch ist seine Sorge um Taxliil von anderer Art als seine Besorgnis um Malik.
»Vielleicht bin ich voreingenommen, aber glaubst du, es ist sicher, hierzubleiben, wenn sich die Stadt auf weitere Bombardements gefaßt macht?« fragt er Malik.
Malik gehört nicht zu den Menschen, die sich übermäßig Sorgen machen. Ahl hat ihn oft damit aufgezogen. »Das liegt daran, daß du jünger bist und die Sorgen anderen überläßt.« Er spielt damit auf das somalische Sprichwort an, daß Jugendliche sich hauptsächlich um sich selbst Sorgen machen, weniger um andere und am wenigsten um die eigenen Eltern.
Malik seinerseits hat keine Angst um Ahl, hauptsächlich weil Puntland als autonomer Staat eine freundschaftliche Beziehung zur äthiopischen Führung pflegt.
Ausführlich berichtet Ahl von seinen Gesprächen mit Fidno, und Malik fragt, welchen Vorteil sich Fidno wohl verspreche, da er kein Geld verlange. »Was hat er wirklich
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