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Gekapert

Titel: Gekapert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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vor?« überlegt Malik laut.
    Darauf hat Ahl keine klare Antwort, aber er betont, daß diese Vereinbarung für Malik beruflich sehr vorteilhaft wäre. Schließlich stimmt Malik dem Plan zu. »Ich kann mich aber weder auf Ort noch Zeitpunkt des Treffens festlegen«, beharrt er und entschuldigt sich dann, denn er möchte weiterarbeiten.
    Er verzieht sich ins Arbeitszimmer, macht sich Notizen, liest. Irgendwann macht er eine Pause und ruft Fee-Jigan und ein paar andere Journalisten an, deren Namen er mittlerweile herausgefunden hat; er ist bestrebt, Kontakte zu knüpfen. Leider nimmt niemand ab. Er ist versucht, Gumaad anzurufen, besinnt sich aber eines Besseren.
    In den Medien herrscht allgemeine Übereinstimmung, daß die hohen Tiere der Union aus Mogadischu geflohen sind, etliche in ihre Heimatdörfer, in denen ihre Clans das Sagen haben. Überdies sind die Experten erstaunt, daß es die Äthiopier mit der Übernahme Mogadischus nicht besonders eilig haben. Sie erobern eine Stadt nach der anderen und übertragen dann den Milizionären, die dem somalischen Übergangspräsidenten ergeben sind, die Aufgabe, mit jeglichem Widerstand aufzuräumen. Bisher gibt es laut Berichten, die die Nachrichtenagenturen erreichen, aber keinen Widerstand im eigentlichen Sinne. Für Malik hat dies verblüffende Ähnlichkeit mit den Vorgängen im Iran; damals tauchte die Republikanische Garde rechtzeitig unter, ehe die amerikanischen Bodentruppen Bagdad einnahmen. Ein paar Wochen später hatte sie sich zum Widerstand formiert und kehrte zurück. Werden die Männer der Union ähnlich vorgehen?
    In den Radioberichten wird beharrlich Eritrea als Waffenlieferant der Union bezeichnet. Der Ruf Eritreas hat durch seine katastrophale Menschenrechtssituation, die zu den verheerendsten des afrikanischen Kontinents zählt, sehr gelitten. Überdies beginnt Eritrea fortlaufend mit allen Nachbarn Streit: einen blutigen Krieg mit Äthiopien, in dem Millionen ihr Leben wegen eines schmalen Landstrichs voller Kakteen und Sanddünen ließen, mit dem Jemen wegen einer Insel, die zwischen beiden Ländern liegt und auf die beide Anspruch erhoben. Malik kann sich nicht einmal mehr daran erinnern, was der Auslöser für Eritreas Auseinandersetzung mit Dschibuti war. Jetzt hat sich Eritrea in eine prekäre Lage gebracht und führt, indem es die somalische Union unterstützt, einen Stellvertreterkrieg gegen Äthiopien.
    Hungrig ißt er altbackenes Brot und vertrockneten Käse. Dann macht er sich eine Kanne Tee, trinkt zwei Tassen. Währenddessen setzt er Kaffee auf und macht sich wie üblich mehr, als er trinken kann. Kein Wunder, daß seine Frau ihn als verschwenderisch bezeichnet. Er hat die Angewohnheit, mehr Wasser für den Tee abzukochen als nötig, zu große Mengen zu kochen und sich nicht die Mühe zu machen, im Kühlschrank die Vorräte zu kontrollieren, bevor er einkauft; nur selten denkt er daran, die Reste in den Kühlschrank zu stellen, damit sie nicht verderben. Die Vergeudung macht ihm ein schlechtes Gewissen, er wird sich dazu zwingen, den gesamten Kaffee zu trinken, Tasse für Tasse.
    Die Art und Weise, wie Amran auf die erzwungene Verlängerung seines Aufenthaltes reagiert hat, regt ihn immer noch auf. Es stimmt, daß er noch ein paar Tage länger hierbleiben wollte, aber es ist auch eine unbestreitbare Tatsache, daß die Flughäfen bombardiert wurden und nun gesperrt sind. Ihr Tonfall ärgert ihn. Wenn sie sich aufregt, benutzt sie ihren scharfen Verstand nicht, zieht voreilige Schlüsse und neigt dazu, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen – wie das Gerede, eine Waise aufziehen zu müssen, wenn er nicht in der nächsten Sekunde nach Hause fliegt. Er wird mit Jeebleh reden, der vermitteln wird. Oder vielleicht kann seine Schwiegermutter, die häufig vernünftiger ist als ihre Tochter, erst einmal die Wogen glätten.
    HornAfrik Radio, unbestreitbar Mogadischus bester Rundfunksender, berichtet aus den Grenzregionen über die Kriegsfront, die Äthiopier würden über verschiedene Grenzstationen nach Somalia eindringen. Stündlich wird berichtet, daß ihnen eine weitere Stadt in die Hände gefallen sei. Da es keinen offenen Widerstand gibt, werden die Äthiopier die bisher eroberten Gebiete nicht verteidigen müssen, und man nimmt an, daß sie bereits gegen morgen mittag in der Hauptstadt eintreffen werden. Inzwischen ist der Übergangspräsident, nachdem er erfahren hat, daß DerScheich und DerAndereScheich und fast alle Mitglieder des

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