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Gekapert

Titel: Gekapert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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unterstützten Warlords zu vertreiben. Durch die wahllose Bombardierung einiger Viertel zerstörten sie die Moral der Bewohner, zerstörten das Leben der einfachen Leute vollständig. Warum haben sie es jetzt so eilig, den Äthiopiern die Stadt zu überlassen? Ein Feigling macht sich keine Freunde.«
    Malik ist bekannt, daß während des Krieges gegen die Warlords die Befehlshaber der Union den Satz Allahu akbar auf jene Panzerfäuste malten, die auf den bevölkerungsreichsten Stadtteil abgeschossen wurden und Hunderte ­töteten. Dennoch sagt er: »Immerhin haben sie die Stadt nicht geplündert, wie ich es bei der kongolesischen und afghanischen Miliz erlebt habe, als diese die Flucht ergrif­fen.«
    »Trotzdem, wo ist die Union, wenn die Stadt sie braucht?«
    »Aber sie haben die Stadt aufgegeben, ohne einen Schuß abzugeben«, entgegnet Malik.
    »Warum nimmt man Waffen von Eritrea an, einem Schurkenstaat, wenn man keinen Schuß auf den gemeinsamen Feind abgibt?« kontert Dajaal.
    »Bei ihrer Rückkehr werden sie sich ›Widerstandskämpfer‹ oder ›Glaubensmärtyrer‹ nennen und genau die Leute bombardieren, die sie zu lieben behaupten.«
    Laut Dajaal haben jedenfalls nur die Offiziellen die Stadt verlassen. Die anderen sind dageblieben, angeblich um den Widerstand innerhalb der Stadt zu organisieren. Malik nimmt an, daß sie deshalb bisher noch keine Erklärung abgeben haben, weil sie dazu erst einen Ort finden müssen, an dem sie sich sicher fühlen.
    Dajaal schäumt weiter. »Mittlerweile hat die Al-Schabaab ein Attentat auf drei ehemalige Armeeoffiziere verübt, die als Vorhut des Gefolges des Übergangspräsidenten nach Mogadischu kamen, damit der Weg für die Übergangsarmee frei ist.« Einer der Getöteten war ein ehemaliger Kollege von ihm. »Aber warum die Äthiopier provozieren und dann aus der Stadt flüchten? Das alles ergibt doch keinen Sinn.«
    »Wenn du nicht angeschlagen wärst, würde ich dich sofort bitten herzukommen«, sagt Malik. »Ich würde mich sehr gern eingehender mit dir unterhalten.«
    »Weißt du was?« sagt Dajaal. »An einem Tag wie diesem kann ich es mir nicht leisten, krank zu sein, an einem Tag, an dem sich die Stadt auf die Ankunft unseres Erzfeindes vorbereitet. Ich frage Qasiir, ob er mich abholen kommt. Wir sind gleich bei dir.«
    Kaum hat Dajaal die Wohnung betreten, da sagt Qasiir:»Den Kenianern ist der erste dicke Fisch ins Netz geschwommen. Das haben wir gerade im Radio gehört.«
    Qasiir trägt T-Shirt und Jeans sowie elegante Lederschuhe. Vielleicht wollte er gerade ausgehen, als Dajaal anrief und bat, abgeholt zu werden, überlegt sich Malik. Trotz Dajaals Behauptung, es gehe ihm besser, sind seine Lippen geschwollen, als wäre er von einer Biene gestochen worden, auch seine Augen sehen trüb aus.
    »Welcher dicke Fisch ist den Kenianern denn ins Netz gegangen?« will Malik wissen. »Hat der auch einen Namen?«
    »Der dicke Fisch heißt Saleh Ali Saleh Nabhan«, sagt Dajaal, »und ist der dritte auf einer Liste internationaler Terroristen, man verdächtigt ihn, in zwei amerikanischen Botschaften Bomben gelegt und ein Hotel in Mombasa angegriffen zu haben. Die Amerikaner haben immer beteuert, er lebe in Somalia und genieße den Schutz eines hochran­gigen Mitglieds der Union.« Aber Dajaal tut den mutmaßlichen kenianischen »Coup« als Gerücht ab.
    Auch Malik bezweifelt, daß genau an jenem Tag, an dem der äthiopische Einmarsch begonnen hat, den Kenianern ein derartig dicker Fisch einfach so in die Hände gefallen ist. Die einzigen Fische, die wahrscheinlich in die kenianischen Netze gehen werden, sind die, die entweder vor den Kämpfen flüchten oder an der mittlerweile geschlossenen Grenze zwischen Kenia und Somalia auftauchen werden, entweder als Reisende oder als Asylsuchende. Da auf Saleh Ali Saleh Nabhan keine der beiden Beschreibungen zutrifft, wird er sich eher mit den Topleuten der Al-Schabaab in den Wald von Ras Kamboni zurückgezogen haben, und es wird einige Tage dauern, sie dort herauszutreiben.
    Malik macht Tee für alle, und als er Milch und Zucker herumreicht, wird die Diskussion fortgesetzt.
    »Nicht was sie mit den gefangenen dicken Fischen – den sogenannten Terroristen und hochrangigen Funktionsträgern der Union – anstellen werden, macht mir Sorgen, sondern was sie mit den Hunderten von kleinen Fischen machen werden«, sagt Dajaal. »Schickt man große Trawler in Gewässer, in denen ein Krieg tobt, ist Überfischen unvermeidlich. Seit

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