Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gekauft für den Harem

Gekauft für den Harem

Titel: Gekauft für den Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Herries
Vom Netzwerk:
Gärten des Harems waren eine wunderbare Welt in sich, ein Zusammenspiel aus schattigen Alleen, die von Zypressen, Myrten- und Lorbeergewächsen und Orangenbäumen flankiert wurden, spiegelglatten Wasserbecken, glitzernden Fontänen und plätschernden Springbrunnen und hier und da Schatten spendenden Grotten. Sie beobachtete, wie einige der Frauen über die sonnigen Wege schlenderten, während andere unter den Bäumen lagerten, die ihre ausladenden Kronen über die Rasenflächen breiteten. Allesamt waren die Frauen in Farben gekleidet, die wie Juwelen leuchteten, mit Hosen und Miedern aus kostbarem hauchdünnem Gewebe, das mehr enthüllte, als es verdeckte.
    Sie selbst trug eine Tunika, die Mellina ihr gebracht hatte. Das Kleidungsstück war dunkelblau und einer älteren Frau angemessen, doch Harriet fühlte sich wohl darin. Zu ihrer Überraschung hatte Marguerite nichts gegen die aufreizenden Gewänder einzuwenden; lediglich als der Eunuch gekommen war, um Fortunata zu holen, war ihr die Röte in die Wangen gekrochen. Sie hatte zwei Frauen gefunden, mit denen sie ein paar Worte Englisch wechseln konnte. Mit ihnen saß sie auf dem Rasen und lachte über die Kapriolen des zahmen Äffchens, das den Haremsdamen zur Unterhaltung diente und sich bereitwillig füttern ließ. Harriet hätte nie geglaubt, dass die Cousine sich so rasch eingewöhnen würde.
    Ganz im Gegensatz zu ihr. Sie schlief nicht gut auf dem seidenbezogenen Diwan in der kleinen Kammer, die sie mit Marguerite teilte. Die Cousine hatte eine ruhige Nacht verbracht – die erste, seit sie den Korsaren in die Hände gefallen waren. Harriet seufzte unhörbar. Wie lange würde es dauern, bis Marguerite begriff, wozu man sie hergebracht hatte? Um die innere Ruhe, die sie im Augenblick ausstrahlte, wäre es geschehen, sobald man ihr sagte, dass sie ein Geschenk für den Sohn des Kalifen sein sollte, doch im Moment amüsierte sie sich. Am Abend zuvor hatten die Frauen Musik gemacht und dazu getanzt, und auch das hatte ihr gefallen. Marguerite würde sich mit der Zeit an die Gegebenheiten anpassen, wenn sie keine andere Wahl hatte. Harriet dagegen machte das Leben im Harem rastlos. Ohne Bücher, ohne ihre geliebten Pferde, ohne die langen Spaziergänge, an die sie gewöhnt war, würde sie verrückt werden vor Langeweile. Es musste ihr irgendwie gelingen, eine Audienz beim Kalifen gewährt zu bekommen. Sie brauchte ihre Freiheit! Ihr Geist und ihr Körper rebellierten gegen den aufgezwungenen Müßiggang. Wenn sie doch wenigstens etwas zu tun hätte!
    „Madame …“ Als sie Mellinas Stimme hörte, wandte Harriet sich um. „Wenn Ihr mir bitte folgen wollt. Der Eunuch gab mir Anweisung, Euch zum Berater Kasim zu geleiten.“
    „Kasim?“ Aus einem ihr unerklärlichen Grund tat Harriets Herz einen Satz und fing an, heftig zu klopfen. Hatte ihr Flehen ihn am Ende doch noch erweicht? Sollte sie zum Kalifen gebracht werden? „Natürlich, madame “, erwiderte sie eifrig. „Darf ich nur eben meiner Cousine Bescheid sagen, dass ich gehe?“
    „Beunruhigt sie nicht unnötig. Sie ist dabei, Freundinnen zu finden, und wir haben keine Zeit zu verlieren.“
    Normalerweise hätte Harriet Widerstand geleistet, doch im Harem machte es die Dinge einfacher, wenn man fügsam war. Ein Blick in Richtung Marguerites bestätigte ihr, dass die Cousine zu beschäftigt war, um ihren Weggang überhaupt zu bemerken. Wahrscheinlich war es am besten, ihr gar nichts zu sagen, damit sie keine falschen Hoffnungen nährte.
    Das Herz trommelte Harriet gegen die Rippen, als sie Mellina folgte. Wohin sollte sie gebracht werden, und warum wollte Kasim sie sprechen? Beim Abschied vor ein paar Tagen hatte er angedeutet, dass sie sich nicht mehr sehen würden.
    Ihre Befürchtungen fanden bald ein Ende. Kasim erwartete sie vor der Pforte zum Harem. Er war wie immer in Weiß gekleidet, mit hohen roten Stiefeln und einer roten Schärpe um die Taille, doch im Unterschied zu sonst trug er einen weißen Turban, der sein langes, lockiges Haar verdeckte. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, und sie hatte das Gefühl, dass er ihre Gewandung billigte, wahrscheinlich, weil er sie für angemessen hielt bei einer Frau in ihren Jahren. Sie wusste sehr wohl, dass sie über das Heiratsalter hinaus war – ein Umstand, der sich an diesem Ort als Segen erwies.
    „Ihr wolltet mich sprechen, Sir?“ Sie sah ihn hochmütig an. „Ich weiß nicht, wie Eure korrekte Anrede lautet, aber ich hörte, dass man Euch Berater

Weitere Kostenlose Bücher