Gekauft für den Harem
gebracht und dessen Wächter übergeben, und das war das Ende der Geschichte – auch wenn ihn Harriets anklagender Blick bis in den Schlaf verfolgen würde.
Für ihre Cousine konnte er kaum etwas oder gar nichts tun, aber vielleicht ließ sich Harriets Geschick mit ein wenig Überzeugungsarbeit ändern. Als Nächstes jedoch würde er den Kalifen aufsuchen müssen, der sicher schon ungeduldig auf Neuigkeiten wartete.
„Du hast deinen Auftrag zu meiner Zufriedenheit ausgeführt, Kasim.“ Khalid bin Ossaman trat von dem Fenster zurück, das auf die privaten Gärten seiner Hauptfrau hinausging und den Blicken aller anderen Besucher des Audienzsaals entzogen war. Khalid konnte von dort aus das von grünen Hecken gesäumte Wasserbecken sehen, und er hatte es genossen, den beiden neuen Frauen, die offenbar ungewöhnlich schamhaft waren, beim Baden zuzuschauen. Sie schienen sich völlig unbeobachtet gefühlt zu haben – vermutlich, weil sie nicht wussten, dass es im Harem überall Gucklöcher gab, die es dem Kalifen ermöglichten, die Frauen zu betrachten, ohne dass es ihnen bewusst war. Ansonsten bekamen nur die Oberaufseherin und die Eunuchen seine Haremsdamen zu Gesicht, und den Entmannten war es bei Strafe verboten, sie heimlich zu beobachten.
„Ich glaube, das Geschenk wird meinem Sohn gefallen“, fuhr Khalid bedächtig fort. „In ein paar Tagen, wenn sie zur Ruhe gekommen ist und sich an die Umgebung gewöhnt hat, werde ich sie zu ihm bringen lassen. Und wenn sie ihm Freude bereitet, soll sie seine Hauptfrau werden.“
„Sie war sehr krank.“ Kasim fragte sich, wieso er die Wahrheit ausschmückte – ausgerechnet dem Mann gegenüber, den er schätzte und bewunderte. „Vielleicht wäre es besser, ihr etwas mehr Zeit zu geben, damit sie sich so weit erholt, dass ihre Schönheit voll zur Geltung kommt. Abgesehen davon muss sie Unterweisung im wahren Glauben erhalten, wenn sie Hassans Frau werden soll.“
„Du hast recht“, erwiderte Khalid und nickte. „Ich könnte Hassan für ein paar Wochen an den Hof des Sultans schicken. Ja, ich glaube, das ist eine gute Idee. Es gibt der jungen Frau Gelegenheit, sich einzugewöhnen, und sie braucht nicht alles auf einmal zu lernen. Wenn sie meinen Sohn glücklich macht, wird er ihr alles Wichtige beibringen. Dann kann sie später noch konvertieren.“
„Vor dem Gesetz wäre sie nicht seine Frau, solange sie ihrer Bekehrung nicht zustimmt.“
„Du bist Allah ein besserer Diener als ich, Kasim.“ Der Anflug eines Lächelns zuckte um Khalids Mundwinkel. „Ich werde mich mit dem Mullah beraten und mir anhören, was er dazu sagt, aber ich denke, für den Anfang reicht es, wenn sie ein Lippenbekenntnis ablegt.“
Kasim musste einsehen, dass Marguerites Schicksal besiegelt war. Sie würde Hassans Haupt- oder Nebenfrau, und es war besser, wenn die Eheschließung rasch über die Bühne ging, selbst wenn dem Gesetz nicht in vollem Umfang Genüge getan wurde. Gelegentlich setzte Khalid sich über geltendes Recht hinweg oder beugte es seinen Wünschen gemäß, sodass es nicht ratsam erschien, mit ihm zu streiten.
„Die andere Frau … Ich habe sie gekauft, weil Ihr erwähntet, dass Ihr eine Lehrkraft für Eure Kinder braucht, zumal die Erste Dame Katrina guter Hoffnung ist und es eine Erleichterung für sie wäre, einen Teil ihrer Pflichten im Schulzimmer abgeben zu können.“
Khalid nickte. „Sie ist mir zu mager, wenn auch hübsch auf ihre Art. Vor allem die Farbe ihrer Haare finde ich außergewöhnlich. Ist sie gebildet? Könnte sie meinen Kindern Englisch beibringen?“
„Ohne Weiteres, Hoheit. Sie ist in vielem befähigt, und ich habe gehört, dass sie nicht nur Französisch beherrscht, sondern auch ein wenig Arabisch.“
„Sie spricht unsere Sprache?“ Khalid schwieg nachdenklich. „Nun gut“, fuhr er dann fort. „Fürs Erste überlasse ich sie dir zu deinem Gutdünken, Kasim. Sie ist nicht schön genug, um mein Interesse zu erregen, aber als Lehrerin mag sie mir dienen. Auf diese Weise gehört sie zum Harem und gehört auch wieder nicht dazu. Du kannst schon morgen nach ihr schicken lassen und sie zu den Kindern bringen. Behalt sie im Auge und weise ihr die Aufgaben zu, die du für richtig erachtest. Ich werde mich im Hintergrund halten, aber wenn sie ihre Sache gut macht, soll sie Katrina als Lehrerin meiner Kinder ablösen. Jedenfalls bis meine Frau mir einen weiteren Sohn schenkt.“
„Es soll sein, wie Ihr wünscht, Hoheit.“
Khalid
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