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Gekauft für den Harem

Gekauft für den Harem

Titel: Gekauft für den Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Herries
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entdeckte sie Mitgefühl in seinen Augen. „Der Mann hätte nach England kommen sollen. Es tut mir leid, was Euch zugestoßen ist …“ Er zögerte. „Mir ist Ähnliches widerfahren, doch im Unterschied zu Euch wurde ich als Galeerensklave verkauft, ehe ich hierherkam, um in den Gärten zu arbeiten. Damit erwies Allah mir eine große Gunst.“
    Harriet starrte ihn ungläubig an, wartete, dass er fortfuhr, doch stattdessen klopfte er an die Tür, vor der er einen Moment zuvor stehen geblieben war. Ein Eunuch öffnete und bedeutete ihnen einzutreten.
    Überrascht sah Harriet sich um. Wie die meisten Gemächer im Harem ging auch dieses auf einen herrlichen Garten hinaus, doch es war mit Bänken und Tischen möbliert, genau wie das Schulzimmer, das sie mit ihrem Bruder geteilt hatte. Jungen und Mädchen verschiedenen Alters schauten bei ihrem Eintritt neugierig auf. Eine Frau, die mit einer Tunika ähnlich der, die sie selbst trug, bekleidet war, saß auf einem Lehnstuhl. Auf ihrem Schoß lag ein Buch mit einer aufwendig gestalteten Karte der bekannten Welt und einigen Abbildungen mythischer Kreaturen. Letztere waren, wie Harriet mit einem raschen Blick erkannte, mit englischen Bildunterschriften versehen.
    Bei ihrem Eintritt hatte die Frau aufgeblickt, nun lächelte sie auf eine Weise, die den gesamten Raum zu erhellen schien. Sie war so schön, dass Harriet den Atem anhielt. Bei näherem Hinsehen allerdings stellte sie fest, dass die Hauptfrau des Kalifen die dreißig überschritten haben musste – ein fortgeschrittenes Alter für Mutterschaft.
    „Kasim, wie schön, dass du die Kinder besuchst“, sagte sie auf Französisch und streckte ihm die Hand entgegen. Kasim verneigte sich, ohne indes ihre Hand zu berühren. „Und deine Begleiterin ist die Frau, von der mein Gebieter sprach, habe ich recht?“
    „Dies ist die Erste Dame Katrina“, sagte Kasim an Harriet gewandt. „Sie ist die Hauptfrau des Kalifen. Herrin, dies ist Lady Harriet.“
    „Vergebt mir, dass ich mich nicht erhebe, um Euch zu begrüßen.“ Katrina lächelte Harriet an. „Aber in letzter Zeit fühle ich mich oft unpässlich, und darum war der Kalif der Meinung, dass ich Hilfe beim Unterricht gebrauchen kann.“
    Harriet trat näher. Sie hatte das Gefühl, einer Gleichgesinnten zu begegnen, einer Frau, die sie mögen und mit der sie sich anfreunden konnte.
    „Ich bitte Euch, bleibt sitzen“, beeilte sie sich zu erwidern. „Es besteht keinerlei Veranlassung, meinetwegen aufzustehen. Ich schätze mich glücklich, dass mir das Privileg zuteil wird, Euch unterstützen zu dürfen.“
    „Khalid versicherte mir, dass ich Euch mögen würde. Es war ein weise Entscheidung von Kasim, Euch herzubringen.“
    „Ich kann nicht behaupten, dass ich glücklich darüber wäre“, erwiderte Harriet aufrichtig. „Aber ich bin froh, dass ich etwas Nützliches tun kann, und ich hoffe, es gelingt mir, den Kindern etwas beizubringen.“
    „Der Kalif wünscht, dass seine Kinder die englische Sprache beherrschen“, erklärte Katrina. „Sie sprechen Arabisch und Französisch, denn Letztere ist die Verkehrssprache im Harem. Indes ist der Kalif überzeugt, dass die Welt sich verändert. Englische Kapitäne und Abenteurer beginnen die Meere zu bevölkern, und ihre Karavellen sind leichter und wendiger als die spanischen Schiffe und seetauglicher als unsere eigenen. Khalids erste Frau war Engländerin, und sie brachte ihm die Sprache bei.“
    „Vergebt mir, ich dachte, Ihr seid die Hauptfrau des Kalifen?“
    Katrina lachte leise. „Die bin ich seit zwei Jahren. Davor war Anna die Erste Dame des Kalifen. Sie war auch seine erste Ehefrau und die Mutter von Prinz Hassan. Ihr Tod hat Khalid zutiefst erschüttert, monatelang war er am Boden zerstört. Inzwischen geht es ihm wieder besser, aber ich glaube, ihm fehlen Annas Ratschläge. Er vertraute ihr und schätzte ihr Urteil in Staatsangelegenheiten.“
    „Ich verstehe …“ Harriet zögerte. „Ihr scheint sehr zufrieden mit Eurem Los.“
    „Ich liebe den Kalifen und bin glücklich, seine Gattin zu sein.“
    Harriet schwieg. An der Aufrichtigkeit von Katrinas Worten konnte kein Zweifel bestehen, doch es war Harriet unbegreiflich, wie eine Frau in einer Kultur, in der sie wie eine Gefangene gehalten wurde, glücklich werden konnte.
    „Erst einmal hört Ihr nur zu und macht Euch damit vertraut, wie der Unterricht abläuft“, sprach Katrina weiter. „Die heutige Lektion ist ganz einfach: Wir nehmen die Länder

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