Gekauft für den Harem
bitten, vor den Kindern nicht über das Thema Lösegeld zu sprechen, Harriet. Es bringt sie durcheinander. Sie sind hier geboren und verstehen nicht, wie jemand nicht glücklich sein kann, hier zu leben. Respektiert das, wenn Ihr Euch nicht den Unmut des Kalifen zuziehen wollt.“
„Wie soll ich denn einen Mann respektieren, der seinem Berater befiehlt, ihm Sklavinnen zu besorgen?“, entgegnete Harriet aufsässig.
„Seid Ihr schlecht behandelt worden?“, fragte Katrina ruhig. „Hat man Euch geschlagen oder Speise und Trank verweigert?“
„Nein … aber ich will frei sein. Meine Cousine möchte nach Hause zu ihrer Familie, und ich ebenfalls.“ Tränen brannten Harriet in den Augen. Dann sah sie, wie blass Katrina geworden war, trat zu ihr und legte stützend den Arm um sie. „Vergebt mir, Ihr seht aus, als würden Euch gleich die Sinne schwinden. Ich wollte Euch nicht aufregen.“
„Ihr habt mich nicht aufgeregt. Die Schwäche kommt in Wellen. Gleich geht es mir wieder besser.“
„Habt Ihr nichts, das gegen die Ohnmachtsanfälle hilft? Meine Kinderfrau schwor auf Hirschhornsalz oder ein Duftkissen mit Nelken und Minze. Irgendetwas, das man tief einatmet und das die Gedanken klärt.“
„Macht Euch keine Sorgen. Ich habe mich schon wieder erholt.“
„Ihr solltet Euch hinlegen, madame .“
Harriet drehte sich zu Kasim um. „Kann ich die Erste Dame Katrina nicht zu ihren Gemächern begleiten? Ich habe Angst, dass sie in Ohnmacht fällt und sich womöglich verletzt.“
„Ihr seid sehr aufmerksam.“ Katrina schenkte ihr ein Lächeln. „Lasst sie bei mir, Kasim. Ich sorge dafür, dass sie nachher sicher in den Harem zurückgelangt, aber jetzt würde ich gern mit ihr sprechen und sie besser kennenlernen.“
„Wie Ihr wünscht, madame .“ Kasim neigte den Kopf, dann wandte er sich zu Harriet. „Ich hole Euch morgen früh ab.“
„Ich werde mich bereithalten.“ Harriet warf ihm einen dankbaren Blick zu, weil er nicht darauf bestand, sie umgehend in den Harem zurückzubringen.
„Begleitet mich in meine Privatgemächer“, bat Katrina. „Und gestattet mir, mich bei Euch einzuhängen, damit ich auf keinen Fall stolpere und hinfalle. Ich möchte dem Kalifen unbedingt den ersehnten Sohn schenken.“
Harriet bot ihr den Arm. „Ist es Euer erstes Kind?“
Katrina schüttelte den Kopf und stützte sich schwer auf sie. „Ich hatte einen Sohn, doch er starb letztes Jahr am Fieber.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Der Kalif war untröstlich, denn er liebte Djamil. Ich wollte unbedingt noch einen Sohn – nicht um den Jungen zu ersetzen, den ich verlor, sondern weil ich ein Kind haben will, das wieder Freude in unsere Herzen bringt.“
Harriet nickte und sah sich neugierig um, als sie einen Teil des Palastes betraten, den sie noch nicht kannte. Katrina führte sie zu einer Flügeltür ähnlich der, hinter der der Harem lag. Sie wurde geöffnet, noch während die beiden Frauen sich näherten, und sie betraten ein Gemach, das alles übertraf, was Harriet bis dahin gesehen hatte. Auf den ersten Blick schien alles in Rosatönen gehalten zu sein, aber dann erkannte sie, dass zwar die Wände und der Fußboden rosa leuchteten, nicht aber die Decke, die blassblau gestrichen war, und auch nicht die mit weißer Seide bezogenen Diwane, auf denen Unmengen weißer Kissen lagen. Die Mitte des Raumes dominierte ein Springbrunnen aus rosafarbenem Alabaster, und das Wasser, das in Kaskaden über die Ränder der drei Becken in das unterste, von Seerosen bewachsene Bassin floss, machte ein unaufhörliches, angenehm plätscherndes Geräusch. Kleine Tische aus kostbarem dunklem Holz standen bei den Diwanen. Sie waren mit aufwendigen Einlegearbeiten versehen, von denen Harriet hätte schwören können, dass es sich um Halbedelsteine handelte.
„Was für ein prächtiger Raum“, sagte sie andächtig. „Und was für eine friedvolle Atmosphäre!“
Katrina lächelte und ließ sich seufzend auf einem Diwan nieder. „Ihn bewohnen zu dürfen gehört zu den Privilegien meiner Stellung“, sagte sie und sank in die Polster zurück. „Meine privaten Gärten grenzen an den Harem, und wenn Ihr mögt, könnt Ihr heute Abend auf diesem Weg zurückgehen. Im Übrigen dürft Ihr mich besuchen, wann immer Euch der Sinn danach steht.“
„Das werde ich tun, wenn es Euer Wunsch ist und ich die Erlaubnis erhalte. Ich glaube, es waren Eure Gärten, in die Mellina uns führte, damit wir unbeobachtet baden konnten,
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