Gekauft für den Harem
Fünf handverlesene Janitscharen begleiten uns.“
Harriet klopfte das Herz vor freudiger Aufregung. Sie hatte geglaubt, dass Kasim ihr aus dem Weg ging, und ihn mehr vermisst, als sie sogar vor sich selbst zugeben mochte.
„Ich kann es kaum erwarten, wieder im Sattel zu sitzen, Mylord. Ich danke Euch. Doch nun entschuldigt mich bitte, ich hatte Katrina meinen Besuch angekündigt und muss mich auf den Weg machen.“
„Selbstverständlich, Harriet. Heute bin ich leider den ganzen Tag beschäftigt, aber morgen können wir uns erholen.“ Er neigte grüßend den Kopf. „Bis dahin.“
Beschwingten Schrittes eilte Harriet davon. Morgen würden sie zusammen einen Jagdausflug machen! Es war das erste Mal, seit sie England verlassen hatte, dass sie reiten, dass sie den Flug der Falken beobachten konnte. Sie würde sich frei fühlen, auch wenn es eine Illusion und sie in Wahrheit eine Gefangene war.
„Ihr könnt Euch glücklich schätzen“, meinte Katrina lächelnd, als Harriet ihr von dem geplanten Ausritt erzählte. „Mich hat der Kalif nie eingeladen, an der Falkenjagd teilzunehmen.“
„Wäre es denn Euer Wunsch, teilzunehmen?“
Katrina zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. „Wenn ich ehrlich bin, würde ich einen solchen Ausflug nicht genießen. Ich besuche viel lieber den Basar und kaufe Schmuck oder andere hübsche Dinge. Vielleicht gestattet uns Khalid, dass wir bald einmal wieder hingehen.“
„Das wäre schön“, sagte Harriet lebhaft. „Kasim war sehr großzügig zu mir, und ich würde mir Material besorgen, um ihm ein Geschenk anzufertigen – etwas Besonderes, das man nicht kaufen kann.“
„Wenn ich Khalid das erzähle, wird er sicherlich seine Erlaubnis geben.“ Katrina lächelte glücklich. „Er wird Euch Geld geben für Eure Einkäufe, weil er sehr zufrieden mit Euch ist. Er sagt, Eure Dienste bei den Kranken sind von unschätzbarem Wert, und er glaubt, dass Ihr ein großer Gewinn für Kasim seid.“
Harriet sah beiseite. „Hat man Euch heute Morgen Euren Sohn gebracht?“, wechselte sie das Thema.
„Ja …“ Katrina seufzte. „Ich weiß nicht, ob er sich so entwickelt, wie er sollte. Er schreit viel und ist sehr blass.“
„Lasst den Arzt einen Blick auf ihn werfen“, schlug Harriet vor. „Womöglich hat er Koliken.“
Es war kühl am frühen Morgen. Harriet saß im Sattel ihres weißen Zelters und war froh, dass sie den knöchellangen hidschab trug, der den schneidenden Wind abhielt. Kasim und Hassan ritten reinrassige Araberhengste; Kasim einen Rappen, der ein sehr feuriges Temperament zu haben schien, und Hassan einen kraftvollen, eigenwilligen Schimmel. Das Tier schnaubte und blähte die Nüstern, als der Prinz aufsaß, doch Hassan war ein ausgezeichneter Reiter und hatte das Pferd rasch unter Kontrolle.
Die Janitscharen formierten sich im Halbkreis um sie und den Prinzen, Kasim setzte sich an die Spitze des kleinen Trupps. Es dauerte nicht lang, bis Hassan seinem Pferd die Sporen gab und zu Kasim aufschloss, um Seite an Seite mit ihm weiterzureiten. Harriet konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es eine Art Rivalität zwischen den beiden Männern gab. Ohne Zweifel bewunderte Hassan den Mann, den er seinen Blutsbruder nannte, doch seinem Gebaren war zu entnehmen, dass er vorhatte, Kasim an diesem Tag auszustechen.
Wollte er sie beeindrucken? Oder Kasim? Überrascht sah Harriet ihm nach, als er allein davongaloppierte, kreuz und quer vor der Truppe herritt und sich dabei erst auf der einen, dann auf der anderen Seite aus dem Sattel hängte, genau, wie die Janitscharen es bei den Reiterspielen getan hatten. Kasim machte einem der Wachen ein Zeichen, und der Mann gab seinem Pferd die Sporen und setzte dem Prinzen nach. Kasim ließ sich zurückfallen und ritt neben ihr her.
„Der Prinz braucht Schutz, denn selbst hier könnten ihm Feinde auflauern“, erklärte er ihr. „Hassan schätzt es nicht, wenn er bewacht wird, weil er sich dann wie ein Kind behandelt fühlt, doch da er der Kronprinz ist, muss er es akzeptieren.“
„Das leuchtet mir ein. Aber sicher könnt Ihr auch seinen Missmut verstehen, nicht wahr? Er ist ein Mann, kein kleiner Junge mehr, und er sollte die Möglichkeit haben, es zu beweisen.“
„Ich sehe, dass Ihr das Problem begriffen habt. Entschuldigt mich, Harriet, ich werde Hassan zu einem Wettrennen auffordern.“
„Findet Ihr das klug?“, rief sie ihm stirnrunzelnd nach.
Doch Kasim hörte ihre Frage schon nicht mehr. Er gab
Weitere Kostenlose Bücher