Gekauft für den Harem
und weigerte sich um Gnade zu bitten.“
„Was … was geschah dann?“
„Er sollte hingerichtet werden, doch ich flehte Khalid an, meinem Bruder das Leben zu schenken, und … Kasim verurteilte ihn zu fünf Jahren Strafdienst auf den Galeeren. Khalid ist überzeugt, dass, weil er mich allen anderen Frauen vorzog, Jamail auf die Idee kam, er könnte durch meinen Sohn an die Macht gelangen. Angeline hat meinen Platz eingenommen, und Khalid überlegt, was mit mir geschehen soll.“
„Oh, Katrina“, sagte Harriet mitfühlend, „er muss doch wissen, dass Ihr nichts mit den Ränken Eures Bruders zu tun hattet!“
„Kasim wollte, dass ich ihm alles genau erzähle, und das tat ich. Khalid versicherte mir, dass ich nicht bestraft werde, mein Sohn jedoch keine Bevorzugung mehr genießt. Stattdessen soll Yuri heute in Anwesenheit aller als sein und Annas Sohn vorgestellt werden. Kasim erhält die Insignien der Macht und wird die Regentschaft übernehmen, bis Yuri sein Erbe antreten kann. Khalid will sich zurückziehen, in einen Palast nahe der Hauptstadt. Er möchte in Ruhe sterben …“ Katrina schluchzte auf. „Es kümmert mich nicht, dass ich nicht mehr seine Hauptfrau bin, aber ich wünschte, er würde mich mitnehmen. Ich liebe ihn und möchte bis zu seinem letzten Atemzug bei ihm bleiben.“
„Vielleicht lässt er Milde walten. Er kann doch nicht ernsthaft glauben, dass Ihr Euch gegen ihn verschworen habt.“
„Er ist überzeugt, dass Jamail versucht hätte, durch Ahmed und mich an die Macht zu gelangen.“ Wieder schluchzte Katrina auf. „Ich wünschte, mein Kind wäre ein Mädchen. Hätte ich eine Tochter geboren, wäre Jamail nie auf die Idee gekommen, ein Komplott zu schmieden.“
„Macht Euch keine Vorwürfe, Katrina“, versuchte Harriet die Freundin zu beruhigen. „Vielleicht übt der Kalif Nachsicht und gestattet Euch, ihn in sein Refugium zu begleiten.“
Katrina lächelte gezwungen. Die Frauen wurden auf die Tribüne gewinkt, unter deren großer Markise sie vor der sengenden Sonne geschützt sitzen konnten. Als sie sich nach dem Kalifen umsah, erkannte Harriet den kleinen Burschen, dem sie bereits auf dem Sklavenmarkt von Algier begegnet war. Was für eine sonderbare Geschichte! Entführer hatten ihn dem Kalifen und seiner Frau geraubt, als er gerade geboren war, und nun, mehr als zehn Jahre später, wurde er seinem Vater zurückgegeben. Sie entdeckte Kasim zur Rechten des Kalifen, und als er den Blick auf sie richtete, geriet ihr Herz ins Stolpern. Sie versuchte ihm zuzulächeln, doch ihre Lippen fühlten sich an wie erfroren. Sein Blick blieb an ihrer Robe hängen, und eine steile Falte erschien an seiner Nasenwurzel. Eindeutig missbilligte er, dass sie das türkisfarbene dem weißen Gewand vorgezogen hatte.
Harriet verspürte einen Anflug von schlechtem Gewissen, weil sie seine Wünsche missachtet hatte. Ihr Verhalten war kleinlich, und sie bedauerte, dass sie es abgelehnt hatte, seine Farben zu tragen, aber es war zu spät.
Die Frauen nahmen Platz, dann erklangen die Fanfaren, und die Vorstellung begann. Wie schon einmal, wurden Tänze dargeboten, außerdem Musik und Akrobatik. Dann kam die Parade der Janitscharen, die mit ihren Pferden waghalsige Kunststücke vorführten, sich rechts und links aus dem Sattel hängten und dabei die Zügel losließen, ohne Sattel ritten oder auf dem Pferderücken stehend durch die Arena galoppierten. Als der Jubel abebbte, erhob sich der Kalif, und Stille senkte sich über die Menge. Kämpfe Mann gegen Mann und Ringkämpfe schienen diesmal nicht ausgetragen zu werden. Harriet fiel auf, wie gebrechlich Khalid wirkte, und ihr wurde klar, warum die Feier heute kürzer war als üblich. Er hob die Hand, und alle hielten den Atem an.
„Meine lieben Freunde! Mein gutes Volk! Wir haben den Prinzen beweint und ihn zu Allah und seinen Vorfahren gehen lassen. Möge er seinen Platz im Paradies einnehmen, auf ewig. Ich hatte gehofft, ihn als meinen Nachfolger zu sehen, unter der weisen Führung und Beratung seines Bruders Kasim, der ihm als gleichberechtigter Regent zur Seite stehen sollte, doch Hassan wurde mir genommen.“ Khalid verstummte, sein Gesicht war fahl vor Kummer. „Ich habe einen Sohn verloren“, fuhr er nach einem Augenblick fort, „doch ein Sohn, den man mir raubte, kehrte nach vielen Jahren zu mir zurück. Mein Freund und Adoptivsohn Kasim brachte ihn mir wieder. Eines Tages wird mein zurückgekehrter Sohn meine Nachfolge antreten, und bis
Weitere Kostenlose Bücher