Gekauft für den Harem
dahin übernimmt Kasim die Regentschaft. So habe ich es bestimmt, und so soll es vom heutigen Tage an sein. Ich werde euch morgen verlassen und meine letzten Tage zurückgezogen und im Gebet verbringen. Dient dem Kalifen Kasim treu und ergeben. Das ist das Letzte, was ich euch ans Herz lege.“
Für einen Moment herrschte Stille, dann brandeten unter den Janitscharen Hochrufe auf, und nach und nach stimmten die Zuschauer ein. Der Kalif lächelte. Er wirkte ein bisschen wackelig und schien froh, sich wieder setzen zu können. Harriet beobachtete ihn und fand, dass er krank aussah und in den vergangenen zwei Wochen merklich gealtert war.
Sprechchöre wurden laut, und Kasim stand auf. Die Janitscharen waren sichtlich begeistert, dass einer der Ihren Kalif sein würde, und als er die Hand hob, und es still wurde, erkannte Harriet, dass er nicht nur beliebt war, sondern auch großen Respekt genoss.
„Meine Freunde, das Vertrauen des Kalifen ehrt mich, und ich werde alles tun, um es nicht zu enttäuschen. Ich will euch ein weiser und gerechter Herrscher sein und ich …“
Was immer sonst Kasim noch hatte sagen wollen, verlor sich in den Protestrufen der Zuschauer auf den Stehplätzen, die plötzlich grob zur Seite gestoßen wurden. Ein Mann stürzte zwischen ihnen hervor in die Arena und stürmte auf die Tribüne zu. Als der Dolch in seiner Hand in der Sonne aufblitzte, ging ein Schrei des Entsetzens durch die Menge.
„Jamail! Nicht!“ Katrina sprang auf und rannte auf ihren Bruder zu. „Um Allahs willen, tu das nicht. Es ist falsch und böse …“
„Katrina!“ Harriet erkannte, dass die Freundin sich im nächsten Moment vor den Attentäter werfen würde, um ihn von seinem mörderischen Vorsatz abzuhalten. Es war wie ein verzögert ablaufender Albtraum. Sie beobachtete, wie Jamail ausholte und seiner Schwester den Dolch in die Brust rammte. In diesem Moment löste sich ihre Erstarrung, sie sprang auf und hetzte zu Katrina.
„Nein, Harriet!“
Kasims gequälter Aufschrei drang an ihre Ohren, als sie Katrina erreichte, die auf die Knie gesunken war und ihre Schulter umklammert hielt. Die scharfe Klinge war an der schweren Kette, die sie um den Hals trug, abgeglitten, und hatte sie nicht tödlich getroffen, aber sie blutete stark.
„Katrina …“ Harriet ging neben ihr in die Hocke. Sie riss sich den Schleier vom Kopf und presste ihn auf die Wunde. „Macht Euch keine Sorgen, alles wird gut, es ist nur ein oberflächlicher Schnitt.“
Sie spürte einen brutalen Griff um ihren Arm, dann wurde sie grob auf die Füße gezerrt und festgehalten wie in einem Schraubstock. Mit angehaltenem Atem blickte sie dem entflohenen Gefangenen in die Augen, in denen fanatischer Irrsinn flackerte. Bete und bleib ruhig, mahnte sie sich. Du musst ruhig bleiben, denn Jamail hat den Verstand verloren .
„Wenn Ihr mich tötet, sterbt Ihr ebenfalls.“ Sie war erstaunt, wie ruhig sie klang. Viel ruhiger, als sie sich fühlte. „Der Kalif hat Gnade walten lassen, aber …“
„Schweig, Satansweib.“ Jamail spie die Worte förmlich aus. „Du magst den Berater Kasim in deinen Bann geschlagen haben, mich wirst du nicht verhexen.“
„Lass sie gehen“, ertönte Kasims Stimme von der Tribüne. „Lass sie gehen, Jamail, und stell dich mir wie ein Mann.“
„Warum sollte ich? Ihr tötet mich doch so oder so, aber zuvor werdet Ihr Euer Weib sterben sehen.“
„Stell dich mir im Zweikampf“, wiederholte Kasim fest. „Wenn du es schaffst, mich zu töten, kannst du dir deinen Herzenswunsch erfüllen und mich als Kalif ablösen. Du hast mein Wort.“
„Nein …“, stöhnte Harriet verzweifelt, dann wurde sie mit solcher Gewalt fortgestoßen, dass sie hinfiel. Mellina eilte herbei und zog sie fort. Zwei andere Frauen stützten Katrina und brachten sie zum Palast. „Ich bleibe hier“, beharrte Harriet eigensinnig. „Ich muss den Kampf sehen. Ich muss da sein, wenn mein Gebieter mich braucht.“
Einer der Janitscharen warf Kasim einen Säbel und einen Schild zu. Kasim gab einen Befehl, und ein weiterer Säbel und ein Schild wurden in die Arena geworfen, wo Jamail sie aufheben konnte. Kasim zerrte sich die lange Tunika über den Kopf und warf sie von sich. Nur noch mit Hosen und Stiefeln bekleidet, betrat er die Arena. Unter der Haut seines nackten Oberkörpers zeichneten sich die Stränge seiner kraftvollen Muskeln ab, als er, den Schild in der Linken und sein Lieblingskrummschwert in der Rechten, Aufstellung nahm.
Ein
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