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Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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denn
niemand hier war mit ihm auf Augenhöhe.
    Maxi spielte Basketball. In der
Schulmannschaft war er der Beste. Seine Position war der »Small Forward«, also
der Allrounder des Teams. Und Maxi war wirklich gut. Gewesen, dachte Tim. In
letzter Zeit hat er abgebaut. Keine Konzentration. Deutlich zu langsam. Wenig
Treffer.
    »...muss ich dir jetzt in aller
Deutlichkeit sagen«, hörte er Eriks Stimme, »dass es so nicht geht. Du bist nur
noch ein Schatten deiner selbst, eine Pflaume. Und ich weiß, warum!«

    Tim hatte die angelehnte Tür
erreicht.
    »Dann wissen Sie mehr als ich,
Herr Salk«, erwiderte Maxi. Seine Stimme schien aus großer Höhe zu kommen.
    Wenn man ihn nicht sieht,
dachte Tim, könnte man denken, er steht auf einem Stuhl.
    »Maxi, du willst doch mal in
die Nationalmannschaft.«
    »Wenn möglich.«
    »Das Talent hast du. Auch die
Größe. Aber nicht die richtige Einstellung.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie
meinen, Herr Salk.«
    »Wenn man sich dem Sport
verschreibt, muss man besessen davon sein. Es ist die einzige Leidenschaft, der
man sich ausliefert. Dazu gehört ein sportliches Leben. Seit sechs Wochen
leistest du nur noch ein Drittel dessen, was du könntest. Man könnte meinen, du
wärst krank. Aber du bist nicht krank, sondern verknallt. Du weißt, was ich
meine.«
    »Hm. Naja.«
    »Florentine tut dir nicht gut.«
    »Ich... Das... Es ist nun mal
so.«
    »Außerdem ist sie erst
dreizehn, Maxi. Und sieht aus wie zwölf. Ich habe den Eindruck, du denkst nur
noch an sie. Besonders beim Training. Falls du überhaupt teilnimmst.«
    »Ich habe Florentine sehr
gern.«
    »Sie ist zu jung für dich.
Jedenfalls jetzt. Später ist das okay. Aber jetzt ist diese Beziehung dein
Unglück.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich muss dich vor die Wahl
stellen: Florentine oder Basketball. Beides kriegst du nicht gebacken. Ich
weiß, du denkst vielleicht, das geht mich nichts an. Aber sechs Wochen lang
habe ich mir das angesehen. Jetzt ist Schluss. Das bin ich unserer Schule
schuldig und damit der Mannschaft. Entweder du trennst dich von Florentine und
nimmst dein Training wieder auf. Oder ich muss dich auswechseln — auf Dauer.
Dieter Riebaund wartet schon darauf.«
    Maxi stöhnte auf.
    »Nun?«
    »Ich... ich weiß nicht.«
    »Entscheide dich!«, sagte Erik.
    »Ich... denke darüber nach. Ich
werde es mir überlegen.«
    Damit schien das Gespräch
beendet.
    Ich glaub’s nicht, dachte Tim
und trat etwas von der Tür zurück — gerade so weit, dass es nicht aussah, als
hätte er gelauscht mit dem Ohr am Türspalt. Nicht zu fassen! Hat selbst
übelsten Restmüll am Krückstock und setzt Maxi unter Druck wegen dieser
harmlosen Sympathiekiste. Sportliche Leistung hin oder her! Vielleicht hat Maxi
einfach mal ein Formtief. Vielleicht wächst er noch und die Gelenke sind
zurzeit ein bisschen leierig.
    Sie kamen heraus. Der lange,
dünne Maxi sah blass aus. Die 64 cm langen Bermudas — Tim besaß die gleichen —
wirkten an ihm wie sehr kurze Shorts. Und jetzt — Tim war verblüfft — hatte
Maxi seine aufrechte Haltung verloren, schlich in sich zusammengesunken, fast
krumm.
    Nur ein kurzer Blick streifte
Tim, dann stolperte Maxi in Richtung Speisesaal.
    Erik Salk war überrascht.
Offenbar hatte er Tims Schritte nicht gehört.
    »Guten Abend, Herr Salk.«
    »’n Abend, Tim. Hast du
gelauscht?«
    »Habe ich.«
    »Mir macht es keinen Spaß, mich
da einzumischen — in solche Privatangelegenheiten. Aber Mannschaftssport ist
Mannschaftssport und Disziplin geht vor. Der Meinung bist du doch auch?«
    »Kommt darauf an.«
    Der Lehrer verstand das falsch.
»Dich betrifft das nicht. Du und Gaby — ihr seid das Traumpaar. Aber dich hat
das nicht zurückgeworfen. Weder im Sport noch in den anderen Fächern. Im
Gegenteil. Du hast frischen Antrieb daraus gezogen, als willst du dir und Gaby
was beweisen. Wahrscheinlich bist du seelisch reifer als Maxi.«
    Jetzt oder nie, dachte Tim.
»Und wie reif sind Sie?«
    Erik sah ihn an. Er war etwas
kleiner als Tim, sehr schlank, drahtig, hatte einen harten, austrainierten
Körper und strohblondes Haar, das in der Mitte zu einem Scheitel auseinander
fiel. Aus dem schmalen Gesicht ragte die Nase wie ein Geierschnabel.
    Auch Tatjana hatte eine große
Nase, aber gerade und länglich. Beim Küssen, dachte Tim, müssen sie die Köpfe
schief halten, damit sich die Nasen nicht stören.
    »Wie meinst du das?«, fragte
Erik. Seine grauen Augen blickten etwas kühler als sonst.
    »Ich staune über

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