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Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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die Pritschenfläche. Der Baustoff reichte nicht ganz.
Wilson hätte noch drei oder vier Säcke benötigt. Doch die Zementschicht auf der
Ladefläche bildete immerhin einen 30 cm dicken Belag.
    Das zementgefüllte Schrottauto
wog nun Tonnen.
    »Das schiebt keiner weg«,
murmelte er.
    Um sich die stupide Arbeit zu
versüßen, hatte er sein Kofferradio aus dem Haus geholt. Der lokale Sender
beplätscherte die Ohren mit seichter Musik. Jetzt wurden Nachrichten verlesen
aus der Region.
    »...werden die Spieler des AC
Avanti schon morgen ihr Trainingslager in Valturto beziehen, worüber sich vor
allem...«

    Wilson hielt inne. Er hatte
ohnehin den letzten Zement verbraucht und die Düsternis der Felswände legte
sich schwer auf sein Grundstück.
    »Goddamnit!« Er schleuderte die
Schaufel von sich. »Warum fällt mir das jetzt erst ein?!«
    Die Idee war überreif, hing wie
Fallobst am Ast, war aber nicht in seinem Bewusstsein gewesen. Jetzt plötzlich
sah Wilson glasklar, wie er seinen Beweis für die unverzeihliche
Schuldhaftigkeit von Mario Clausen noch besser zu Geld machen konnte — zu viel,
viel Geld.
    Indem ich es verhökere, dachte
er. Dann bin ich aus dem Spiel. Einer, der mächtiger ist als Roberto Clausen,
übernimmt meinen Part. Wunderbar! — wenn er’s denn tut. Oder hat er kein
Interesse? Aber dann wäre er nicht der, der er ist.
    Im Haus blätterte er in seinem
privaten Telefonverzeichnis, wählte dann eine lange Zahlenfolge: Vorwahl
England, Vorwahl London und die Rufnummer des alten Kumpels.
    Aber nicht Stan Keane meldete
sich, sondern Dorothy, mit der Stan seit zwei Jahren zusammen war. Wilson hatte
die aufgedonnerte Blondine als Nervensäge in Erinnerung.
    »Wer zum Teufel ist da? Ich
esse gerade.«
    »Guten Appetit, Dorothy. Hier
ist Edward.«
    »Welcher Edward? Mann! Soll ich
raten?«
    Ihm fiel ein, dass sie ihn
unter anderem Namen kannte. »Edward heiße ich jetzt. Du kennst mich als
Charles. Charles Corham.«
    »Sag das doch gleich, du Armleuchter.«
Aber ihre Stimme klang versöhnlich.
    »Störe ich euch beim
Abendessen, Dorothy? Überhaupt: Wie geht’s denn so?«
    »Mann! Ich esse allein. Oder
denkst du, ich habe gleich einen andern am Tisch, nur weil Stan auf Reisen
ist.«
    »Ah, auf Reisen.«
    »Im Übrigen geht’s mir gut.
Sehr gut. Stan auch. Und dir?«
    »Bestens. Kann ich Stan
irgendwo erreichen?«
    »Er ist in Deutschland.
Offenbar ein heißes Ding, was da läuft. Darf nicht darüber reden. Frag ihn
selbst, wenn’s dich interessiert.«
    »Du hast seine Nummer?«
    »Was denn sonst, Mann? Wir
lieben uns. Wir reden jeden Tag miteinander.«
    »Wie schön! Und?«
    »Was und?«
    »Die Telefonnummer!«
    »Handy oder die andere?«
    »Beide.«
    Sie nannte die Handynummer.
Wilson schrieb mit. Dann nannte Dorothy einen Festanschluss. Diese Rufnummer
gehörte zu dem Telefon einer gemieteten Villa, die in einem bevorzugten
Wohnviertel der TKKG-Stadt stand, in der Eichen-Allee — nur fünf Gehminuten von
Klößchens Elternhaus entfernt.
    »Danke, Dorothy! Schönen Abend
noch!«
    »Wünsche ich dir auch. Grüß
Stan, wenn du ihn jetzt anrufst.«
    »Mache ich.« Er legte auf.

8. Zweifel
     
    Tim schaffte es gerade noch zum
Abendessen. Im großen Speisesaal der Internatsschule ging es laut zu, ohne dass
jemand schlürfte oder schmatzte. Aber mehr als 300 Schüler, die auch ganz
selbstverständlich mit vollem Mund reden, erzeugen erheblichen Lärm.
    Klößchen saß schon am Tisch.
Auf seinem Salatteller kümmerten nur ein paar Blättchen vor sich hin. Auf
seinem Essteller hingegen drängten sich vier dick belegte Brote mit Salami und
Käse im Verhältnis eins zu drei. Dazu hatte sich Tims Freund eine große Kanne
Kakao besorgt.
    Tim setzte sich neben ihn.
    »Nun?«
    »Nicht jetzt. Erik beobachtet
uns.«
    Erik Salk war kurz nach Tim hereingekommen
und saß drei Tische entfernt auf seinem Stammplatz — mit absolut gelassener
Miene. Tim hätte es als total peinlich empfunden, jetzt mit Klößchen zu
pispern. Ohne den Kopf zu wenden, schielte Salk ziemlich häufig herüber.
    Klößchen aß ungewöhnlich
schnell, Tim nahm nur eine große Portion Salat, dazu ein Stück Käse.
    Das Abendessen wurde leger (ungezwungen) gehandhabt. Wer fertig war, konnte gehen. Tim und Klößchen liefen die Treppe
hinauf und zum Adlernest.
    Erst als sich die Tür schloss,
berichtete Tim. Klößchen wiegte nachdenklich den dicken Kopf.
    »Dann können wir die Sache also
abhaken. Oder liege ich richtig, Tim, wenn ich einen

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