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Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hals
schicken? Killer? Wohl kaum. Der Großkotz musste damit rechnen, dass sich sein
Erpresser abgesichert hatte. Mit einem irgendwo hinterlegten Brief für den
schlimmsten Fall. Also, was würde geschehen?
    Er wird versuchen, das Grab
auszuräumen, dachte Wilson. Wenn er meinen Beweis beseitigt, wäre meine
Beschuldigung nur dummes Geschwätz, und hier ist seine Gegend, hier hat er den
Heimvorteil. Nichts könnte ich bewirken.
    Es galt also, den Beweis zu
sichern, die sterblichen Überreste. Das bedeutete nicht, dass er sie irgendwo
anders versteckte. Damit hätte er seinen Beweis selbst vernichtet, denn
natürlich musste der unmittelbare Zusammenhang zwischen Mario Clausen und der
Toten bestehen bleiben. Nur hier in Marios ehemaligem Refugium taugte das
verscharrte Mädchen als Beweis. Nur hier sprach alles dafür, dass er der Täter
war.
    Das Grab sichern. Bei längerem
Nachdenken ein unlösbares Problem. Unmöglich konnte er hier Tag und Nacht
wachen. Er wäre festgeschraubt in diesem Gemäuer aus rohen Natursteinen bis ans
Ende seiner Tage.
    Flüchtig dachte er an Trash (Mist,
Abfall). So hatte er seinen Hund gerufen, einen weißen Bullterrier-Rüden
mit schwarzem Abzeichen ums rechte Auge. Trash hieß eigentlich Bobby und
stammte aus dem Innsbrucker Tierheim. Wilson hatte den Hund nicht aus Tierliebe
zu sich genommen, sondern weil er einen Wachhund wollte. Doch der
muskelbepackte Kampfhund erwies sich als Fehlschlag. Er war — entgegen der
schrecklichen Wesensart, die man fälschlicherweise seiner Rasse nachsagt —
sanft wie eine Taube. Er war freundlich und verspielt und hätte jeden
Eindringling schweifwedelnd begrüßt und ihm seinen Ball gebracht als
Aufforderung zum Spielen. Der Rüde war so abartig, wie Wilson fand, dass er
sich mit einem jungen Hasen anfreundete, der fast täglich aus der Wildnis kam
und Wilsons Küchengarten plünderte. Zweimal hatte er, Wilson, mit der
Schrotflinte auf ihn geschossen, aber das Ziel verfehlt, nur Kohlköpfe
zerfetzt.
    Der Hund war unbrauchbar. Zur
Strafe wurde er in Trash umbenannt und schließlich an eine Familie oben in dem
Bergdorf verschenkt. Diese Leute waren tierlieb.
    Sollte er sich einen
erwiesenermaßen scharfen, bösartigen Wachhund zulegen? Nein! Keine Lösung.
Außerdem hatte er es satt, so einem Vieh täglich Saufschüssel und Napf zu
füllen.
    Wilson fiel etwas anderes ein.
    Jetzt — es war immer noch
früher Abend, ungefähr zu der Zeit, als Tim mit Erik Salk redete — stand Wilson
in der Einfahrt zu seinem Grundstück und blickte die Straße entlang: Richtung
Lamia-Balsano, dem nächstgelegenen Ort.
    Auf der Straße brummte ein
schweres Fahrzeug heran, ein Abschleppwagen für Kraftfahrzeuge. Auf der
Ladefläche stand ein alter Pick-up, ein Schrottauto mit demolierter Pritsche
und eingedrückter Motorhaube.
    Wilson winkte dem Fahrer des
Abschleppwagens, einem jungen Mann, der unrasiert war und mit seinem kecken Hut
wie ein Wilddieb aussah. Wilson trat zur Seite, der Abschleppwagen rumpelte auf
sein Grundstück, Wilson dirigierte ihn zu der gewaltigen Ulme seitlich hinter
dem Haus und dort entlud der Fahrer über Stahlschienen die Fracht. Genau über
dem Grab — die geröllige Oberfläche unterschied sich nicht von dem übrigen
Boden — erhielt der Pick-up seinen Platz.
    Der Fahrer, der Enrico hieß,
schüttelte den Kopf. »Was wollen Sie nur mit diesem Schrotthaufen?«
    Wilson grinste. »Daraus bastele
ich eine Laube.«
    »Na, ob die gemütlich wird?«
    »Gemütlich vielleicht nicht,
aber bestimmt originell.« Wilson reichte ihm gefaltete Geldscheine, den
vereinbarten Preis.
    Enrico zählte sorgfältig nach,
bevor er sie einsteckte. »Die haben vielleicht geguckt, als ich den Pick-up vom
Schrottplatz geholt habe. Jede Woche liefere ich dort Wracks ab. Aber dass ich
eins zurückhole, war noch nie da.«
    »Jedenfalls vielen Dank!«
    Wilson sah ihm nach, als er
abfuhr.
    Aus einem schuppenartigen
kleinen Bau, der ebenfalls aus Natursteinen gefügt war und vor vielen Jahren
vielleicht als Ziegenstall gedient hatte, holte er Werkzeug, die kleine
Betonmischmaschine und die schweren Säcke mit dem Zement.
    Wilson schraubte am Pick-up die
Räder ab und schließlich ruhte das Autowrack flunderplatt auf dem Grab. Dann
setzte Wilson den Mischer in Gang, sorgte mit dem Gartenschlauch für die
Wasserzufuhr, probierte nicht lange und schaufelte alsbald den flüssigen Zement
in die Fahrerkabine. Als die bis zum unteren Fensterrand gefüllt war,
beschichtete Wilson

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