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Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Titel: Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svetlana Sekulic
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dem letzten Abend
mit Mirko meinem Bruder. Sie erzählte, dass sie am Abend eine
warme Milch ihm zu trinken gab. Und ich freute mich darüber, da
sie auch mich sehr verwöhnte und es immer gut mit uns beiden
meinte. Aber als sie diese Worte ausgesprochen hatte, da blitzte und
donnerte es ganz plötzlich. Es tat sich ganz plötzlich ein
Gewitter auf, obwohl die Sonne weiterhin schien. Babu fuhr
erschrocken zusammen und sprang vor Schreck von der Küchenbank
hoch und schloss sich im Schlafzimmer ein. Ich saß weiterhin
auf der Bank und beobachtete die Milch, die noch in dem Milchtopf auf
dem Herd stand und langsam aufkochte, überquoll und über
Herd und Küchenboden lief. Ich blieb sitzen und mein Blick
wanderte einmal zum weißen Milchboden und ein andermal nach
draußen zum Küchenfenster, wo sich die Sonne in ihrem
schönsten warmen gelb und orange auszeichnete. Als es aufhörte
zu donnern, kam auch Babu wieder hervor und nahm den Namen meines
Bruders nicht mehr in den Mund. Erst viele Jahre später erzählte
sie mir, dass sie damals vergessen hatte die Milch für Mirko zu
erwärmen oder auch nur zu müde dafür war und sie kalt
und direkt aus dem Kühlschrank ihm zu trinken gab. Ich konnte
lange Zeit nicht glauben, dass mein Bruder an einer kalten Milch
gestorben war. Bis eines Tages Babu im Krankenhaus lag. Viele
Jahrzehnte später, wegen einem Hüftbruch im Krankenhaus lag
und ich bei ihr war. Und während sie sich über die
Schwester aufregte, die ihr die Stützstrümpfe anzog und
sich über den Arzt beschwerte, der ihr verbot, nach draußen
in das Theater zu gehen, um eines ihrer großen Auftritte als
Baum zu absolvieren, fiel sie in wirre Gedanken und Träume und
ging den Weg in eine andere Welt. Eines Nachts, ich saß noch
bei Babu, erwachte sie plötzlich aus ihrem Schlaf und rief um
Hilfe. Ich nahm ihre Hand und versuchte sie zu beruhigen. Babu war
schweißgebadet und hatte panische Angst. Ich fragte Babu, wovor
sie sich denn so fürchtete und Babu zitterte und erzählte,
dass vor ihr ein großer Mann stehe, er eine Soldatenuniform an
hätte und auf sie zukomme. Und je näher er auf Babu zukam,
umso mehr erkannte sie, dass das Mirko war. Und Mirko blieb vor Babu
stehen und hob den Zeigefinger und fragte nur: ´Babu, Babu,
warum hast du mich die kalte Milch trinken lassen?´ Ich drückte
Babu´s Hand, aber ich konnte ihr nicht helfen und sie nicht
mehr beruhigen. Babu schrie, dass sie gleich ersticken würde,
dass sie keine kalte Milch trinken wollte, von Mirko aber eine zu
trinken bekam und sogleich daran sterben werde. Daraufhin erschienen
zwei Nachtschwestern und gaben Babu ein starkes Beruhigungsmittel und
schickten mich nach Hause. Am nächsten Tag wollte ich Babu
besuchen, aber ihr Bett war leer. Mit einer kleinen Tüte, ihren
letzten Habseligkeiten ging ich nach Hause und fragte mich, woran
Babu nun gestorben war. Lag es an der Milch von Mirko oder aber an
dem kräftigen Beruhigungsmittel der beiden Schwestern, das zu
kräftig für Babu´s schwaches Herz war, oder aber lag
es an den Stützstrümpfen, die einfach zu unbequem für
Babu´s dicke Waden waren. Ich ging meines Weges und mit dem
Wissen alles verloren zu haben, was ich noch in meinem Herzen besaß,
bewegte ich meine Füße, die ich nicht zu führen
brauchte, sie schritten ohne mein Zut un entlang, irgend eines Weges
entlang und so wusste und so begriff ich, dass ich niemanden mehr
hatte, niemanden, außer mich selbst und meine Neugier auf die
noch nicht gelebten Tage, aber sonst entrann mir alles, was ich
berührte unter meinen wulstigen Fingern. Und wenn ich so recht
überlegte, dann war ich derjenige, der von einem anderen
Planeten kam und nicht mein kleiner Bruder, der so hell war, wie ein
sanfter gutmütiger Stern im dunklen Himmel dieser Erde und sich
als großer Mann rächen wollte für sein zu frühes
Sterben. Doch bevor Babu jemanden umbringen konnte, verbrachte sie
erstmal ein Leben in einem Märchenland. Das Märchen nannte
sich Babu im Theaterland oder aber, Babu inmitten dem Ensemble
Vagabundi und das als Baum. Großmutter ging hier und da
arbeiten, weil es nicht so recht klappen wollte mit ihrem Prinzen und
dem dazu gehörigen Schloss. Es klappte nicht einmal mit einem
Kuss, den der hässliche Frosch in ihren Traumprinzen verwandeln
könnte. Obwohl alles sehr viel versprechend angefangen hatte.
Babu stellte sich als Schauspielerin einem kleinen Theater in Moskau
vor. Das war vor ungefähr fünf Jahrzehnten und Babu war
noch jung

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