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Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Titel: Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svetlana Sekulic
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sich zu
bewegen und den Kehrbesen mit dem Lumpen hoch zum Fenster zu strecken. Jetzt konnte sie nur noch Frau Brilla retten, wenn sie sich
denn blicken lassen würde. Babu blieb auf der Leiter stehen und
blickte voller Hoffnung zur Tür des Bürozimmers. Die Zeit
verging, die Stunden zogen dahin. Babu merkte den Zeitwechsel an dem
Lichtspiel von Tag und Nacht direkt vor ihrer Nase, hinter dem großen
Fenster vor ihr. Babu versuchte in dieser Zeit vergeblich um Hilfe zu
rufen. Die Tür des Bürozimmers ging nicht auf und ein
Niemand kam herein, um ihr von der Leiter runter zu helfen. Babu
überlegte, sich einfach runter plumpsen zu lassen, stellte sich
aber vor, wie schwer verletzt sie am Boden liegen würde und
wischte diesen Gedanken schnell beiseite. Andererseits konnte sie
nicht die ganze Zeit über auf der Leiter bleiben, denn sie
wollte auf den Markt und endlich nach Hause. Sie schaute zur Tür.
Da kam niemand herein und da wird auch keiner mehr reinkommen, dachte
Babu, nachdem sie ordentlich um Hilfe gerufen hatte. Und falls doch
jemand reinkommen sollte, so wäre sie trotzdem gezwungen, die
Leiter abzusteigen, denn entweder, sie hielt sich an einer helfenden
Hand fest oder an der Leiter selbst, während sie herabstieg. Das
machte Sinn. Und so war es für Babu die einzige Möglichkeit
von der Leiter wieder runter zu steigen. Sie hielt sich an der Leiter
fest und sie stieg herab und war unten angekommen. Sehr erschöpft
und stolz ging Babu aus dem Bürozimmer, ohne ein Fenster sauber
gewischt zu haben. Sie war zu müde und hatte gestrichen die Nase
voll, noch länger zu bleiben und Fenster putzen zu müssen,
an die sie nicht ran kam. Sie ging zum Aufzug und drückte auf
den Knopf, der sie in den Keller brachte. Im Keller war niemand
aufzufinden. Keine Frau Brilla und keine weiteren Putzweiber. Babu
war genervt und allem äußerst überdrüssig
gegenüber. Sie zog die dämliche Putzschürze aus und
machte sich auf die Suche nach dem Ausgang. Sie suchte und suchte,
fand viele Ablagekammern und mehr oder weniger eingerichtete
Bürozimmer, aber sie fand keinen Ausgang, zumindest keine Tür,
die sie aus dem großen Bürogebäude heraus führte.
Babu wollte nicht mehr. Den Markt draußen konnte sie vergessen,
da es sich finster durch die Scheiben abzeichnete und sie war müde,
sie konnte und wollte einfach nicht mehr, trotz verzehrten Keksen und
Saft. So legte sie sich auf eine langen Konferenztisch, den sie mit
allen Lumpen und Lappen, die sie in den Regalen finden konnte und
auslegte und auch über ihren Kopf und ihren Körper
verteilte und breitete sich vollkommen erschöpft darauf nieder,
in der absoluten Gleichgültigkeit, ob eine Frau Brilla nun
erscheinen möge oder auch nicht. Babu legte sich hin inmitten
von aufgestellten Kaffeetassen und Sektgläsern und schlief trotz
fremder Umgebung sofort ein. Vielleicht lag es einfach nur an dem
warmen Konferenzraum selbst, da es für Babu ungewöhnlich
warm und sehr angenehm ihr zum schlafen darin war.
    `Bitte
nach ihnen´. Die Delegation traf ein und trat ein und blieb
wahrlich erstaunt stehen, nach nur wenigen Schritten, mit offenem
Mund und tief greifenden, sich gegenseitig schenkenden und fragenden
Blicken. ´Frau Brilla, stehen sie sofort Rede und Antwort´,
hallte es über den langen Konferenztisch bis hin zu den großen
Fensterscheiben und wieder Retoure zu Frau Brillas kleinen Ohren.
Dieser plötzliche, ungewöhnliche Lärm drang auch zu
Babu`s Ohren, die erschreckt darüber hochfuhr und mit noch
kleinen, zusammengekniffenen Augen die Menschen um sie herum fragend
zurück anstarrte, nachdem sie sich einen Putzlumpen von ihrem
Kopf entfernte und noch andere darauf liegenden Lappen von ihrer
Brust und von ihrem dicken Bauch. Irgendwie erkannte sie sofort Frau
Brilla und erhob sich vom Konferenztisch, warf die Lumpen beiseite
und trat direkt auf Frau Brilla zu: ´Wie kommen sie überhaupt
auf die Idee, mir so große Fenster zum putzen anzubieten und
mich dazu noch einzusperren hier in diesem Essiggestank? ´Wenn
Frau Brilla stets mit kreidebleicher Gesichtsfarbe herum lief, so
stand sie sodann mit tief rotem Kopf vor ihrem Chef und der gesamten
wichtigen Delegation. Aber das war Babu egal, denn schließlich
kam ihr zu Bewusstsein nicht wirklich seit gestern Geld verdient zu
haben, aber trotzdem noch auf den Markt einkaufen zu müssen. Und
während Babu aus dem Konferenzraum heraus lief, an all den
vielen Menschen vorbei lief, erhellte sich doch kurz ihr

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