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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Sorgen machen brauchten, mußten sie nach draußen gehen.
    »Zum Teufel, sollen sie doch mithören! Das stört mich nicht. Mir tut die Kleine leid. Niemand hat sie gefragt, ob sie das will.«
    »Kein Azi wird danach gefragt«, erwiderte Grant scharf. Dann grub ein Stirnrunzeln zwischen seine Brauen eine Furche. »Ich schätze, niemand wird danach gefragt.«
    »Niemand.« Wieder senkte sich die trübe Stimmung über das Zimmer. Justin wußte nicht, was mit ihnen geschehen würde, darum ging es. Reseune veränderte sich, war voller fremder Gesichter, an Reseune abgetretener Kader, und die Azis wurden in Unruhe versetzt von der Anordnung, sie zu rejuvenilisieren. Der Umstand, daß sie jemandem gefallen haben mußten, erfüllte sie mit freudiger Stimmung, und zugleich verwirrten sie die Neuzuteilung und die Versetzungen und die Ankunft von Fremden. Es stürzte sie nicht in ernste Verwirrung, nur brachen mehr Veränderungen über sie herein, als sie je zuvor zu bewältigen hatten: Die Terminkalender der Aufseher quollen über vor Gesprächsterminen, und die Aufseher selbst baten um Entlastung, die nicht möglich war.
    Und das alles, während drüben im Wohnbereich von Flügel Eins ein abgeschlossenes Apartment wie ein Mausoleum leerstand. Staubfrei, unberührt, unbetreten.
    Um zu warten.
    »Ich glaube nicht, daß sie mehr Erfolg haben werden als mit Bok«, sagte Justin schließlich. »Das glaube ich wirklich nicht. Jane Strassen, du lieber Himmel! Die End ...« Endokrinologie war kein Wort, das jemand nach anderthalb Flaschen Wein noch aussprechen konnte. »Verdammte Chemie. Funktioniert gut mit den Maschinen. Die Natur macht's einfach so, um bis an die Schwellen zu kommen. Nette Theorie. Aber es wird damit enden, daß sie die Kleine verrückter machen als Bok. Sie hätten mehr Glück, wenn sie gleich ein Tiefenband auf sie ansetzen würden. Der Kreativitätsfaktor ist ein völliger Stuß. Mein Gott, man sollte sie dahin bringen, daß sie Aris Arbeit mag, ihr mit dem Tiefenband ein wenig Einfühlungsvermögen einflößen und sie dann lockerlassen. Das ganze Projekt ist eine elende Wahnvorstellung. Es ist nicht Aris Talent, auf das es ihnen ankommt, kein nettes kluges Mädchen, sondern Ari selbst! Es ist die Macht, die sie zurückhaben wollen, ihre Persönlichkeit! Da ist eine Bande rejuvenilisierter Veteranen am Werk, die das endgültige Finale vor sich sehen und Reseunes Etat verpulvern können. Das ist es, was hier vor sich geht. Es ist eine echte Katastrophe. Es hängt das Leben von soviel Leuten dran, und denen da oben ist's scheißegal, so sieht's aus. Die Kleine tut mir leid. Sie tut mir wirklich leid.«
    Grant starrte ihn nur lange Zeit an. Dann: »Ich glaube, es hängt wirklich etwas mit der Kreativität und den Bändern zusammen - etwas, das wir nicht alle im selben Ausmaß besitzen...«
    »Ach, verdammter Blödsinn!« Manchmal trampelte er auf Grant herum, ohne es überhaupt zu merken. Manchmal machte er den Mund auf und vergaß bei Grant die Sensibilität, die er, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, für die Azis unten in der Stadt aufbrachte. »Das ist alles von vorn bis hinten Quatsch. Daran glaube ich ganz bestimmt nicht, solang du in der Lage bist, ein Design hinzubekommen, über dem zehn greise Designer einen Monat lang Blut und Wasser geschwitzt haben.«
    »Davon rede ich nicht. Ich bin nun mal ein Azi. Manchmal kann ich ein Problem aus einem Blickwinkel betrachten, den sie nicht haben. Frank ist auch ein Azi, aber er ist nicht das, was ich bin. Ich kann ein bißchen überheblich werden. Das steht mir zu. Aber jedesmal, wenn ich mich mit Yanni auseinandersetzen muß, spüre ich's in der Magengrube.«
    »Jeder spürt das in der Magengrube. Yanni ist ein...«
    »Hör mal zu! Ich glaube nicht, daß du das spürst. Ich schon. Aber ich kenne in diesem Buch da im Schlafzimmer jedes Bit von dem, was mich die Fäuste ballen läßt, und was dich dazu bringt, würde nicht in dieses Apartment passen. Schau dir an, was sie mit Ari anstellen! Sie mußt e n einen ganzen Tunnel in den Berg graben, um unterzubringen, was sie war.«
    »Also, was für eine Bedeutung hat es, daß sie an dem Tag, als der Krieg anfing, zu Mittag Fisch aß und seit zwei Tagen ihre Periode hatte? Das ist doch Unfug, Grant, das ist kompletter Unfug, und um solche Sachen zu archivieren, haben sie diesen Tunnel gebaut!« Und um diese verdammten Bänder aufzubewahren, die auch dort sind. Bis die Sonne am Himmel erkaltet. Das ist es, was die

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