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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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er war immer in Stimmung. Immer mehr auf sie als auf sich selbst bedacht. Sie hatte ein Dutzend ZIVs als Liebhaber gehabt. Aber das Komische war ... Ollie war ihr lieber. Und damit hätte er nie gerechnet.
    »Ich liebe dich«, flüsterte sie ihm ins Ohr, als er fast schlief, den Kopf an ihrer Schulter. Sie fuhr mit den Fingern durch sein schweißnasses Haar, und er blickte sie mit einem verwirrten, freudigen Ausdruck an. »Wirklich, Ollie.«
    »Sera«, sagte er. Und blieb sehr still, als hätte sie nach all diesen Jahren den Verstand verloren.
    Er war erschöpft. Sie konnte noch immer nicht schlafen. Aber er würde wach bleiben, wenn sich ihre Blicke trafen, wenn sie reden wollte, das wußte sie. Sie war sich seiner Aufmerksamkeit sicher. »Das ist alles. Ich wollte dir das nur sagen.«
    »Danke«, erwiderte er, ohne sich zu rühren. Er machte den Eindruck, als meinte er noch immer, es ginge um mehr als das.
    »Sonst nichts.« Sie rieb seine Schulter. »Wolltest du jemals ein ZIV sein? Das letzte Band nehmen? Von hier verschwinden?«
    »Nein.« Seine Schläfrigkeit schien zu verschwinden. Sein Atem beschleunigte sich. »Wirklich nicht. Ich möchte es nicht. Sag mir nicht, ich soll's nehmen.«
    »Das werde ich nicht. Das würde niemand. Ich wollte es nur wissen, Ollie. Du möchtest also nicht fort von hier. Aber was ist, wenn ich weg muß?«
    »Dann werde ich dich begleiten.«
    »Wirklich?«
    »Wohin willst du denn gehen?«
    »Nach Fargone. Vorerst aber noch nicht. Aber ich möchte mir wirklich sicher sein, daß es dir gut geht. Weil ich dich liebe. Ich liebe dich mehr als sonst jemanden. Genug, um dich hierzulassen, wenn das dein Wunsch ist, oder dich mitzunehmen oder zu tun, was immer du von mir verlangst. Nach all diesen Jahren hast du das wirklich verdient. Ich möchte, daß du glücklich bist.«
    Er setzte zu einer Antwort an, indem er sich auf einen Ellbogen aufstützte. Geschmeidig und schnell, die bereitwillige  und aufrichtige Loyalitätsbekundung eines Azis. Sie unterbrach ihn, indem sie eine Hand auf seine Lippen legte.
    »Nein. Hör mir zu! Ich werde älter, Ollie. Ich bin nicht unsterblich. Und sie machen sich einige Sorgen, daß ich Ari nicht aufgeben werde, wenn ich muß ... Das kommt auf uns zu, Ollie. Noch zwei Jahre. Gott, wie schnell das gegangen ist! Manchmal könnte ich sie umbringen, und manchmal - manchmal tut sie mir unheimlich leid. Und genau das wollen sie nicht. Sie haben Angst, ich könnte gegen die Regeln verstoßen; das steht im Mittelpunkt. Sie, Giraud und Denys - hoffentlich trifft sie der Schlag -, sie sind zu dem Schluß gekommen, daß eine zu enge Bindung zwischen dir und ihr besteht. Sie wollen das unterbinden. Keinen Kontakt mehr mit ihr. Kalt und kritisch. So ist die Vorschrift. Manchmal habe ich den Eindruck, sie hofften ernstlich, ich würde auf Befehl tot umfallen, ganz nach Drehbuch. Ich hatte heute ein Gespräch mit Giraud...« Sie atmete tief durch, und etwas schmerzte hinter ihren Augen und um ihr Herz. »Sie haben mir die Leitung der Reseunespace angeboten. Auf Fargone. Das Rubin-Projekt mit seinen Haken und Ösen.«
    »Hast du angenommen?« fragte er schließlich, als ihr Atem so ins Stocken geraten war, daß sie nicht weiterreden konnte.
    Sie nickte, biß sich auf die Lippe und bekam sich unter Kontrolle. »Ja, habe ich. Süßer Giraud. Oh, du ziehst einfach nach Flügel Eins zurück, wenn sie sieben ist, das haben sie mir gesagt, als ich mich zu all dem bereit erklärte. Jetzt bekommen sie das Nervenflattern deswegen, und sie wollen mich möglichst weit aus dem Weg schaffen. Es reicht nicht, meinte Giraud. Olga starb, als Ari sieben war. Wenn du drüben im Flügel Eins bist, einfach aus ihrem Leben verschwindest, ist das eine zu große Ablehnung, ein Einwand zu leicht anzubringen. Mein Gott. Deshalb bieten sie mir die Leitung an. Morley ist draußen, ich bin drin, zum Kotzen.«
    »Du hast immer gesagt, du wolltest zurück in den Weltraum.«
    Noch ein paar Atemzüge. »Ollie, ich wollte es. Ich wollte es viele Jahre lang. Bis ich ... einfach irgendwann zu alt geworden bin. Und als sie mir das angeboten haben, ist mir klar geworden, daß ich nicht mehr gehen will. Das ist eine furchtbare Erkenntnis für einen so alten Raumfahrer wie mich. Jetzt bin ich doch tatsächlich auf dem Boden alt geworden, und alles, was ich kenne, ist hier, alles mir vertraute, und ich möchte es um mich haben, das ist alles ...« Noch ein Atemzug. »Aber nicht auf die Art, wie ich's haben soll.

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