Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh

Vom Netzwerk:

sie vielleicht überzeugt. Sei nur eine Weile kooperativ. Du kannst die Dinge nicht bessern, indem du eine solche Show aufführst. Du verstehst mich. Halt dich aus Ärger raus! Du wirst weiterhin die Briefe bekommen.« Noch ein Seufzer, ein zutiefst unglücklicher Gesichtsausdruck. »Ich werde Jordan sehen. Gibt es irgend etwas, das ich ihm von dir ausrichten soll?«
    »Was macht ihr mit ihm?«
    »Nichts. Nichts. Beruhige dich. Ich fliege nur rüber, um etwas Inventar zu überprüfen. Und um meine Techniker einzuweisen. Ich dachte nur, ich sollte dir das anbieten. Ich dachte, du fühlst dich dann vielleicht besser. Ich werde ihm ein Foto von dir mitbringen. Das gefällt ihm sicher. Ich bringe auch eins von ihm mit. Ich versuch's zumindest.«
    »Bestimmt.«
    »Ich werd's tun. Ihm zuliebe, und auch dir zuliebe. Ich war sein Freund.«
    »Es erstaunt mich, wieviel Freunde mein Vater hat.«
    »Ich will mich nicht mit dir streiten. Was soll ich ihm ausrichten?«
    »Sag ihm, ich liebe ihn. Alles andere würde doch nur zensiert.«
    »Ich werde ihm soviel sagen, wie ich kann. Was wir gerade sagen, wird immer noch nicht aufgezeichnet. Ich habe einen Job hier. Jemand anderer würde es schlechter machen. Denke selbst darüber nach. Geh nach Hause! Geh in dein Büro! Vergiß nicht, das Band auf dem Tisch mitzunehmen.«
    Er wußte hinterher nicht mehr genau, wann er gegangen war, wann er mit dem Band und einem Rezept über den viereckigen Hof zum Haus zurückgegangen war, ob er bei dem Treffen gewonnen oder verloren hatte.
    Aber das hatte er seit Jahren schon nicht gewußt.

Verbaltext aus:
    MUSTER DES WACHSTUMS
    Ein Bandstudium der Genetik: Teil 1
    › Ein Interview mit Ariane Emory ‹ : Erster Teil

    Reseune Ausbildungsprogramm: 8970-8768-1
    zugelassen für 80 +


    F: Vielen Dank, Dr. Emory, daß Sie uns die Möglichkeit geben, Ihnen einige direkte Fragen zu Ihrer Arbeit zu stellen.
    A: Ich freue mich, die Gelegenheit zu haben. Danke Ihnen. Fahren Sie fort!
    F: Ihre Eltern haben Reseune gegründet. Jeder weiß das. Wußten Sie, daß einige Biographen Sie als die Hauptarchitektin der Union bezeichnet haben?
    A: Der Vorwurf ist mir zu Ohren gekommen. (Lacht verhalten.) Ich wünschte, sie hatten damit gewartet, bis ich tot bin.
    F: Leugnen Sie Ihren Einfluß - politisch wie wissenschaftlich?
    A: Ich bin nicht mehr die Architektin, als es Bok war. Wissenschaft ist nicht Politik. Sie kann sich auf die Politik auswirken. Wir haben nur wenig Zeit. Erlauben Sie, daß ich einige meiner eigenen Beobachtungen einschiebe - die vielleicht ein paar Ihrer Fragen auf einmal beantworten werden?
    F: Ich bitte darum.
    A: Als wir von der Erde kamen, waren wir ein selektierter Genpool. Politik, Wirtschaft und die bloße Tatsache, daß wir für den Raumflug geeignet waren, hatten uns herausgefiltert. Der Großteil der Welle, die die Hinder-Sterne erreichte, setzte sich aus Kolonisten und Crews zusammen, die auf der Sol-Station sorgfältig untersucht worden waren, wo die angeblich Ungeeigneten ausgemustert und die Klügsten und Besten - so sagte man das damals, glaube ich - zu den Sternen hinausgeschickt wurden. Zu dem Zeitpunkt, da die Welle Pell {*} erreichte, hatte sich der Genpool etwas ausgeweitet, war aber nicht im mindesten repräsentativ für die Sol-Station, geschweige denn für die Erde - wir erlebten einen starken Zustrom, als die Politik auf der Erde entscheidenden Einfluß gewann, und die Welle, die die Union gründete, gehörte schließlich vor allem dem Ostblock an, wie sie es damals nannten. Eine Menge Veränderungen gingen mit diesem letzten Schub in den Genpool ein - bevor die Erde ein radikales Embargo verhängte und den genetischen Export für lange Zeit unterband.
    Cyteen war das Ergebnis der Auslese einer Auslese einer Auslese ... das heißt, wenn es eine Bevölkerung gab, die künstlich extrem selektiert war, dann die auf Cyteen - die hauptsächlich dem Ostblock angehörte, vor allem aus Wissenschaftlern bestand, sehr wenige Menschen umfaßte und zu dieser Zeit weit entfernt lag vom Handel und - nennen wir's mal so - vom Pollenflug... den die Handelsschiffe gewährleisteten. Das war eine gefährliche Situation. Deshalb Reseune. Damit fingen wir an. Das ist unsere eigentliche Aufgabe. Die Leute denken an Reseune und die Azis. Aber die Azis dienten nur als Mittel zum Zweck, und eines Tages, wenn die Bevölkerungszahl ein Maß erreicht hat, das als positives Technikwachstum bezeichnet wird, was soviel heißt, daß der