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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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zwölf bist, wird er so alt sein wie du jetzt.«
    Ari war fasziniert. Sie ließen sie ihre Hände waschen und das Baby anfassen. Es wedelte mit der Faust in ihre Richtung und trat, und Ari lachte auf, so lustig war es.
    »Verabschiede dich jetzt«, sagte Mama dann. »Bedanke dich bei Mary!«
    »Danke«, sagte Ari und meinte es auch so. Es machte Spaß. Sie hoffte, sie konnten wieder einmal herkommen.
    »Hat dir das Labor gefallen?« fragte Mama.
    »Ich fand's toll, wie das Baby auf die Welt gekommen ist.«
    »Ollie ist auch so auf die Welt gekommen. Er wurde genau in diesem Labor geboren.«
    Das konnte Ari sich nicht vorstellen. Ollie so klein und lustig. Sie wollte sich Ollie nicht so vorstellen. Sie rümpfte die Nase und brachte Ollies Bild in ihrem Kopf wieder in Ordnung.
    Erwachsen und stattlich in seiner schwarzen Uniform.
    »Manchmal werden auch ZIVs aus den Tanks geboren«, erklärte Mama. »Wenn ihre Mütter sie aus irgendwelchen Gründen nicht austragen können. Die Tanks können es. Kennst du den Unterschied zwischen einem Azi und einem ZIV, wenn sie auf dieselbe Weise geboren wurden?«
    Das war eine schwierige Frage. Es gab eine Menge Unterschiede. Einige bestanden in den Regeln, und einige darin, wie die Azis waren.
    »Welchen denn?« fragte sie Mama.
    »Wie alt warst du, als du zum ersten Mal ein Band benutzt hast?«
    »Ich bin sechs.«
    »Richtig. Und du hast einen Tag nach deinem Geburtstag dein erstes Band benutzt. Es hat dir keine Angst gemacht, was?«
    »Nein«, antwortete sie; und schüttelte den Kopf so wild, daß ihre Haare flogen. Das machte sie gern. Mama ließ sich Zeit mit ihren Fragen, und dazwischen langweilte sich Ari.
    »Weißt du, wann August sein erstes Band haben wird?«
    »Wann?«
    »Heute. Jetzt gleich. Sie legen ihn in die Wiege, und da läuft eine Art Band, damit er's hört.«
    Sie war ziemlich beeindruckt. Sogar etwas neidisch. August war eine Gefahr, wenn er derart klug werden würde.
    »Warum war das bei mir nicht so?«
    »Weil du ein ZIV werden solltest. Weil du erst eine Menge Dinge auf die altmodische Weise lernen mußtest. Weil Bänder gut sind, wenn du eine Mama und einen Papa hast, die auf dich aufpassen; du lernst alle möglichen Dinge, die August erst lernt, wenn er älter ist. ZIVs haben eigentlich einen schwierigen Start. Azis lernen eine Menge darüber, wie sie sich gut benehmen und ihren Job erledigen sollen, aber sie sind nicht sehr gut darin, mit Dingen klarzukommen, mit denen sie noch nie zu tun hatten. ZIVs können gut mit unvorhergesehenen Ereignissen umgehen. ZIVs können sich überlegen, was zu tun ist. Das lernen sie von ihren Müttern. Bandlernen ist gut, aber es ist nicht alles. Deshalb sagt Mama immer, du sollst aufpassen, was du siehst und hörst. Deshalb sollst du in erster Linie daraus lernen, damit du weißt, daß Bänder nicht so wichtig sind wie das, was du selbst siehst und hörst. Wenn August eine Mama hätte, die ihn heute mit nach Hause nähme, wäre er auch ein ZIV.«
    »Warum kann Mary nicht seine Mama sein?«
    »Weil Mary auf zu viele Kinder aufpassen muß. Sie hat jedes Jahr fünfhundert, manchmal noch mehr. Sie könnte, all die Arbeit nicht tun. Also müssen's die Bänder erledigen. Deshalb können Azis keine Mamas haben. Es gibt einfach nicht genug, die sich um sie kümmern könnten.«
    »Ich könnte August nehmen.«
    »Nein, könntest du nicht. Mamas müssen erwachsen sein. Ich müßte ihn mitnehmen, und er würde in deinem Bett schlafen müssen, mit deinen Spielsachen spielen, in die Windeln machen und viel schrein. Und du müßtest Mama für alle Zeit mit ihm teilen. Du kannst ein Baby nicht zurückgeben, bloß weil du keine Lust mehr darauf hast. Würde es dir etwa gefallen, wenn er dir ein halbes Zimmer wegnähme und Mama, Nelly und Ollie sich die ganze Zeit um ihn kümmern müßten? Denn dann wäre er das Baby und würde Mamas ganze Zeit beanspruchen.«
    »Nein!« Das war keine gute Idee. Sie ergriff die Hand ihrer Mama und schwor sich, daß kein Baby eindringen und ihr die Hälfte von allem wegnehmen würde. Mit blöden Freunden zu teilen, war schon schlimm genug.
    »Komm!« sagte Mama und brachte sie nach draußen in die Sonne, in den Garten, wo die Fische waren. Ari fühlte in ihre Hosentaschen, aber sie hatte keine Brotkrümel oder so was bei sich. Nelly hatte dafür gesorgt, daß sie etwas Sauberes anzog.
    »Hast du Fischfutter dabei?«
    »Nein«, erwiderte Mama und klopfte auf den großen Stein, auf den sie sich setzte. »Setz

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