Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
gewollt hatte, daß sie aus einem Tank geboren wurde. Das machte aus ihr keine Azi. Darauf achtete Mama schon.
    Es war nett, dort geboren zu werden, wo Ollie geboren worden war. Der Gedanke gefiel ihr. Es war ihr gleichgültig, wer James Carnath war. Jedenfalls war er ein Carnath. Hm. Wie Amy.
    Sie stellte sich vor, daß Ollie als Baby schwarzes Haar gehabt hatte und hübscher gewesen war als August.
    Sie überlegte, daß sie ihren eigenen Ollie haben würde, wenn sie so alt war wie Mama. Und sie würde eine Nelly haben.
    Aber keine Phaedra. Phaedra kommandierte zuviel.
    Man brauchte keinen Azi zu haben, wenn man nicht wollte. Man mußte sie bestellen, sonst kamen sie nicht auf die Welt.
    Das hatte Phaedra verdient, die immer auf sie einredete. Sie würde statt dessen August bekommen, wenn sie groß war, und er würde den Sicherheitsdienst in ihrem Flur  vertreten, und mit »Guten Morgen, Sera« grüßen, so wie die jetzigen Sicherheitsleute Mama grüßten.
    Sie würde auch einen Grant haben. Mit rotem Haar. Sie würde ihn in Schwarz kleiden, so wie es viele Azis taten, und er würde sehr hübsch aussehen. Sie wußte nicht, was er zu tun haben würde, aber sie wollte auf jeden Fall einen Azi mit roten Haaren haben.
    Sie würde reich wie Mama sein.
    Sie würde schön sein.
    Sie würde mit dem Flugzeug fliegen und in die Stadt gehen und einen Haufen schöner Sachen und Juwelen wie die von Mama kaufen, damit bei der Neujahrs-Party alle sagen würden, wie hübsch sie sei.
    Sie würde Valery finden und ihm befehlen zurückzukommen.
    Und Sam Schwartz auch.
    Sie würden alle glücklich sein.

ZWEITER TEIL
     
----
     
    Die Wiedergeburt

Verbaltext aus:
    MUSTER DES WACHSTUMS
    Ein Bandstudium der Genetik: Teil 1
    Ein Interview mit Ariane Emory ‹ : Zweiter Teil
     
    Reseune Ausbildungsprogramm: 8970-8768-1
    zugelassen für 80 +
     
    F: Dr. Emory, wir haben vielleicht noch Zeit für ein paar Fragen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.
    A: Fahren Sie fort.
    F: Sie gehören zu den Sonderpersonen. Es gibt Leute, die behaupten, Sie seien eines der größten Genies, die je lebten, und gehörten in eine Reihe mit da Vinci, Einstein und Bok. Was halten Sie von solchen Vergleichen?
    A: Ich hätte einen dieser Menschen gerne kennengelernt. Ich glaube, das wäre interessant gewesen. Nebenbei bemerkt, glaube ich, kann ich mir Ihre nächste Frage schon denken.
    F : So?
    A: Fragen Sie.
    F: Wie sehen Sie sich im Vergleich zu anderen Menschen?
    A: Hmmm. Das ist sie nicht. Andere Menschen. Ich weiß nicht, ob ich etwas dazu sagen kann. Ich führe ein sehr zurückgezogenes Leben. Ich habe großen Respekt vor jedem, der einen Lastwagen durchs Hinterland fahren oder ein Raumschiff steuern kann. Oder mit der U-Bahn von Novgorod zurechtkommt. (Lacht) Ich nehme an, ich könnte es auch. Ich hab's nie versucht. Aber das Leben ist immer kompliziert. Ich bin mir nicht sicher, ob es mir mehr abverlangt, einen Genotypus zu entwerfen, als jemand anderem mit dem dazu erforderlichen Talent, etwas von dem zu tun, was ich eher beängstigend finde.
    F: Das ist ein interessanter Gedanke. Aber meinen Sie, daß es von gleichem Wert ist, einen Lastwagen zu fahren? Sollten wir Sonderpersonen solche Arbeit zumuten? Was macht Sie so wertvoll?
    A: Ich verfüge über ein einzigartiges Set von Fähigkeiten. Niemand sonst kann tun, was ich tun kann. Das ist es, was eine Sonderperson ausmacht.
    F: Was für ein Gefühl ist das, eine Sonderperson zu sein?
    A: Das kommt der Frage sehr nahe, die ich von Ihnen erwartet habe. Ich kann Ihnen verraten, daß das Leben als Sonderperson eine Menge mit dem Leben eines Rats oder dem Bekleiden eines öffentlichen Amts gemeinsam hat: sehr wenig Privatleben, sehr hohe Sicherheitsanforderungen, mehr Aufmerksamkeit, als es einem sinnvoll erscheint.
    F: Können Sie das letztere erklären - was erscheint Ihnen nicht sinnvoll?
    A: (Lacht) Ein gewisses Presseerzeugnis bat mich, in allen Einzelheiten ein Menü meiner Lieblingsspeisen zu schildern. Ein Reporter fragte mich einmal, ob ich an Wiedergeburt glaube. Ist daran etwas sinnvoll? Ich bin Psychochirurg, Genetiker und gelegentlich Philosoph - unter diesem Aspekt erscheint mir die letztere Frage natürlich sinnvoller als die erste - aber was, zum Teufel, kümmert beides die breitere Öffentlichkeit? Mehr als meine wissenschaftliche Arbeit, meinen Sie? Nein. Wonach die Reporter suchen, ist ein Ausgleich, der eine gewisse Balance zwischen meiner Psyche und ihrem demographischen Idealzuschauer

Weitere Kostenlose Bücher