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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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habt heute abend Zeit, um eure Pläne zu machen, und morgen früh werdet ihr durch ein Zimmer gehen. Es ist ein einstündiger Kurs und ihr könnt euch darüber unterhalten. Das solltet ihr sogar. Geht!«
    »Ich...«, sagte Florian. »Ser, ich muß die Schweine füttern. Ich ... Hätte ich über das hier ein Band bekommen sollen? Man hat mir keins gegeben.«
    Der Aufseher sah ihn streng an. »Florian, du wirst bei AG arbeiten, wenn du nicht beim Sicherheitsdienst zu tun hast. So hat man dich eingeteilt. Du kannst in deiner Freizeit zu AG gehen. Du bekommst jedesmal vier Stunden frei, wenn du gut durch das Zimmer kommst. Für das hier gibt's keine Bänder. 05.00 wird geweckt, 05.30 exerziert, um 06.30 gibt's Frühstück, dann geht's zum Band, ins Zimmer, oder ihr habt frei, wie immer es der Zeitplan vorsieht; zu Mittag eßt ihr, wann es euer Zeitplan erlaubt; Abendessen gibt's um 20.00, entsprechend eurem Zeitplan, und an den meisten Abenden müßt ihr um 23.00 im Bett sein. Wenn ihr irgendwelche Probleme habt, redet mit eurem Aufseher. Catlin weiß Bescheid. Frage sie.«
    »Ja, Ser«, hauchte Florian und dachte dabei: Was ist mit Andy? Was ist mit den Schweinen? Sie haben gesagt, ich konnte zu AG gehen. Und weil der Aufseher geantwortet hatte und er sich ungemein davor fürchtete, dies könne sein eigentlicher Job sein, holte er Catlin ein.
    Es war ein Materiallager wie in den Spielen, die er kannte. Sein alter Aufseher hatte gesagt, er bekäme einen Auftrag, er würde durch Zimmer gehen müssen, das alles wußte er bereits: Es wären Zimmer wie die, die er schon betreten hatte, und er würde danach mehr dem Sicherheitsdienst als AG angehören.
    Aber es stimmte nicht. Er sollte seine Schlafstelle mit einem Mädchen teilen. Er wurde an einem Ort untergebracht, den sie kannte und er nicht. Er würde noch mehr Fehler machen. Es wurde immer gesagt, daß ein Aufseher es nie ablehnen würde, mit einem zu reden, aber der da hinten ließ ihn befürchten, er mache schon Fehler.
    Wie den, zu spät gekommen zu sein.
    Er betrat hinter Catlin das Materialzimmer; er wußte, sie würden durch ein vom Sicherheitsdienst ausgestattetes Zimmer gehen, und er war nicht allzu erschrocken darüber, Pistolen und Messer auf dem Tisch mit den Werkzeugen zu finden, aber er wollte sie nicht einmal berühren, und er hatte ein unangenehmes Gefühl im Magen, als Catlin eine Pistole in die Hand nahm. Er steckte Zangen und einen Stromkreistester ein; Catlin nahm ein Stück dünnes Kabel, und er wandte sich dem Kasten mit den Einzelteilen zu, wählte diverse Stücke aus und stopfte sie sortiert in seine Taschen.
    »Elektronik?« fragte sie.
    »Ja. Militär?«
    »Sicherheitsdienst. Kennst du dich mit Waffen aus?«
    »Nein.«
    »Dann solltest du besser keine nehmen. In was für Zimmern warst du?«
    »In welchen mit Fallen und Alarmanlagen.«
    Catlins blasse Brauen hoben sich. Sie nickte und wirkte dabei etwas freundlicher. »Bei mir waren's Hinterhalte. Normalerweise ist ein Feind da. Er kann einen umbringen.«
    »Die Fallen auch.«
    »Bist du gut?«
    Er nickte. »Ich glaube schon.«
    Und er starrte sie wieder an. Ihr Gesicht hatte ihn die ganze Zeit gestört. Es war so, als kannte er sie. Er kannte sie auf die Art, wie man Dinge vom Band kannte. Vielleicht erinnerte sie sich in diesem Moment auch an ihn, so wie sie ihn anstarrte. Er war nicht vollkommen überrascht, nur darüber, daß es überhaupt geschehen war: Die Bänder überraschten ihn nie. Er wußte, daß es kein Fehler war, wenn er sie vom Band kannte. Sie sollte für ihn eine wichtige Rolle spielen, wenn das der Fall war, so wie seine Studien wichtig waren, und er hatte nie erwartet, daß es dazu kommen sollte, bevor er an jemanden vertraglich gebunden war.
    Aber sie war eine Azi. So wie er.
    Und sie wußte alles über ihren Auftrag, er dagegen war neu und machte andauernd Fehler.
    »Ich glaube, ich müßte dich kennen«, sagte er besorgt.
    »Ich dich auch«, erwiderte sie.
    Niemand hatte ihm je derartige Aufmerksamkeit gewidmet. Nicht einmal Andy. Und er fühlte sich unsicher dabei, zu wissen, daß er jemandem begegnet war, den das Band für ihn bestimmt hatte.
    »Warum sind wir Partner?« fragte er.
    »Ich weiß nicht.« Dann: »Aber Elektronik ist nützlich. Und du kennst ein anderes Zimmer. Komm. Sag mir, was du weißt.«
    »Man geht rein«, sagte er und versuchte sich alles ins Gedächtnis zu rufen, möglichst schnell und vollständig, so wie er es für einen Aufseher getan hätte.

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