Geklont
mußte die Replikation gehen? Wie viele Individuen mußten einbezogen werden, die unabdingbar füreinander waren? Gott sei Dank hatte die erste Ari, was persönliche Kontakte anging, nur in einem äußerst begrenzten sozialen Umfeld gelebt - was den Umgang mit Nachrichtendiensten und Auftritten in der Öffentlichkeit anging aber von frühester Jugend viele Erfahrungen gesammelt.
»Wir müssen weiterkommen«, sagte Giraud. »Verdammt, wir müssen sie der Öffentlichkeit vorstellen, aus vielen Gründen. Lu verliert allmählich die Geduld, und für uns wird die Zeit knapp! Wir dürfen keinen Fehler machen, wir können es uns einfach nicht erlauben, einen Fehler zu machen.«
Niemand sagte etwas. Es war zu offensichtlich, was auf dem Spiel stand.
»Die Auslöser sind alle vorhanden«, sagte Petros. »Nicht alle davon sind beansprucht worden. Ich denke an etwas mehr Druck. Theoretische Ausbildung wird genügen. Setzt sie ihr aus. frustriert sie! Stellt ihr Aufgaben, an denen sie scheitern muß! Beschleunigt das Programm!«
So hatte die ganze Zeit Petros' Rat gelautet.
»Sie hat keine Erfahrung mit intellektuellen Frustrationen«, wandte Denys ein. »Noch nicht.«
»Wir wollen auch nicht, daß sie sich in der Schule zu Tode langweilt«, schneuzte Giraud. »Vielleicht ist das wirklich eine Alternative. Was sagen die Computer zur Zeit, wenn sie nicht Warricks Schulprogramme bearbeiten?«
»Sollen wir's noch mal eingeben?« fragte Peterson. »Ich glaube nicht, daß eine signifikante Veränderung festzustellen sein wird. Ich kann einfach nicht glauben, daß du die Ergebnisse in Zweifel ziehst, die wir vorliegen haben. Das Programm beschleunigen, wenn eine Anomalität vorliegt...«
Petros lehnte sich mit vorgerecktem Kinn nach vorn. »Schlägst du vielleicht vor, das Projekt stagnieren zu lassen, während diese Anomalität sich ausweitet?«
»Petros, darf ich bitte auf eines hinweisen ...«
»Ich weiß, worauf du hinauswillst, verdammt noch mal, wir wissen es, Doktor.«
Giraud goß sich noch ein Glas voll Wasser.
»Schluß jetzt!« sagte er. »Das reicht. Wir werden diese elenden Tests durchführen. Wir werden uns die Zeit an den Computern nehmen. Wir bekommen unsere Antworten schon. Vertagen wir die Debatte, einverstanden?«
Er hoffte vor allem, daß sich aus den Stimmenanalysen Hinweise ergeben würden. Dazu mußten sie die vielen Unterrichtsstunden überprüfen.
Das Projekt verschlang mit einer ungeheuren Rate Computerzeit. Und die Unstimmigkeiten weiteten sich immer mehr aus.
Ebenso häuften sich die Anfragen des Untersuchungsausschusses des Rats, der Dokumente einsehen wollte, die immer mehr Einzelheiten über die Beteiligung des Wissenschaftsamts am Gehenna-Projekt enthalten sollten, weil die Allianz schwierige Fragen stellte, nach immer mehr Informationen über die Gehenna-Kolonisten verlangte, und die Verbesserung der Beziehungen zwischen der Union und der Allianz an ein Entgegenkommen knüpfte.
Die Zentristen und die Abolitionisten verlangten Zugang zu allen Archiven. Girauds Geheimdienst berichtete, daß Mikhail Corain Beweismittel sammelte und plante, im Rat einen Offenbarungsantrag vorzubringen, um alle Archive Emorys zugänglich zu machen, unter dem Vorwand, daß es womöglich weitere verheimlichte Projekte gäbe, noch ein paar Zeitbomben warteten, und daß die nationale Sicherheit Vorrang habe vor Reseunes Souveränität: daß Reseune kein Anspruch auf die Notizen und Unterlagen zukam, die Ariane Emory als Rätin fürs Wissenschaftsamt angesammelt hatte, daß diese mit ihrem Tod in den Besitz der Union übergingen, und daß ein Offenbarungsantrag notwendig war, um herauszufinden, welche von Reseunes und welche von Emorys Papieren in die Unionsarchive gehörten.
Ganz sicher gab es Zeitbomben. Die wesentliche war ein achtjähriges Mädchen; und sie der Unbeherrschtheit und Feindseligkeit in Novgorod auszusetzen - sie zum Mittelpunkt der Auseinandersetzung zu machen ...
Alles lief auf diesen kritischen Punkt hinaus. Sie mußten an die Öffentlichkeit gehen.
Bevor es damit endete, daß ein Offenbarungsantrag sämtliche künftigen Geheimnisse Aris an die Öffentlichkeit brachte, wo eine frühreife Achtjährige sie sich vorzeitig aneignen konnte.
V
Jeden Morgen fanden Unterrichtsstunden statt, und Ari wurde von Dr. Edwards in seinem Büro oder im Studienlabor betreut, aber jetzt war nicht mehr Morgen, die Mittagspause war in der Bibliothek und dem Bandlabor schon vorbei, deshalb hatte sie
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