Geklont
internen Jargon, was ich ihr nicht ausreden wollte. Sie kennt die Wörter, die Tests beweisen das. Ich bin mir auch nicht sicher, ob wir das ganze Bild sehen. Ich glaube viel eher, sie leistet gegen einige der Prüfungen Widerstand.«
»Warum?«
»Wegen Jane. Das Kind hat das nicht vergessen. Ich habe gehofft, sie würde mit der Zeit weniger Briefe schreiben. Ich hoffte, die Azis würden etwas daran ändern.«
»Glaubst du nicht«, fragte Edwards, »daß die Art, wie das gehandhabt wurde - dazu beigetragen hat, daß sie sich an diese Lebensphase klammert? Ich meine eine unterbewußte Betonung dieser Lebensphase, ein Festklammern an jene Erinnerungen, eine Weigerung sich unter den gegebenen Umständen von dieser Zeit loszusagen, eine Art Abwarten.«
»Das ist eine interessante Theorie«, meinte Giraud und lehnte sich auf seinen Ellbogen vor. »Gibt es dafür besondere Hinweise?«
»Wie oft sie sagt: ›Meine Mama sagte ...‹ Der Klang ihrer Stimme.«
»Ich möchte davon eine Stimmenanalyse«, verlangte Denys.
»Kein Problem«, sagte Giraud. »Es lohnt sich gewiß, diesen Hinweis weiterzuverfolgen. Bezieht sie sich auch auf andere Menschen?«
»Nein«, antwortete Edwards.
»Keine Familienmitglieder. Keine Freunde. Nicht einmal die Azis.«
»Nelly. ›Nelly sagt.‹ Wenn von etwas zu Hause die Rede ist. Manchmal: ›Meinem Onkel Denys macht dies oder das nichts aus ...‹ Sie respektiert Nellys Ansichten nicht, sie gibt nicht viel darum, was Nelly sagt, aber offensichtlich ist sie bemüht, sie nicht aufzuregen. ›Onkel Denys‹ ist eine viel respektablere Quelle, aber mehr als das benutzt sie den Namen, um etwas zu erreichen. Sie erinnert einen gern einmal daran, daß ›mein Onkel Denys daran interessiert ist‹.« Edwards räusperte sich. »Um es ohne Umschweife zu sagen, sie macht Andeutungen, daß ihr Einfluß bei ›Onkel Denys‹ mir ein schöneres Büro verschaffen kann.«
Denys schnaubte überrascht und lachte dann zu Edwards Erleichterung. »Wie die Einladung zu der Party?«
»Das war etwa dasselbe.«
»Was ist mit Ollie?« fragte Giraud.
»Das kommt selten vor. Fast nie. Ich will jetzt genau werden. Ich würde sagen, sie hat den Namen nach Janes Abreise häufig verwendet. Aber jetzt - ich glaube nicht, daß ich den Namen in letzter Zeit einmal gehört habe. Bestimmt seit mehr als einem Jahr nicht.«
»Interessant. Und Justin Warrick?«
»Sie erwähnt ihn nie. Ich habe ihn mal erwähnt, wenn Sie sich erinnern. Sie war sichtlich bemüht, das Thema zu wechseln. Auf diesen Namen kommt sie nie zu sprechen.«
»Die Zeit, um mit den Computern eine Namenssuche durchzuführen, würde sich lohnen«, sagte Denys.
Durch all diese Bänder. Durch Jahre von Bändern. Giraud ließ seinen Atem ausströmen und nickte. Noch mehr Personal. Noch längere Belegung der Computer.
Verdammt, sie standen von außen unter Druck. Unter gehörigem Druck. Sie waren darauf vorbereitet, endlich an die Öffentlichkeit zu gehen, die Tarnung aufzuheben; und sie waren auf eine Anomalität gestoßen; sie hatten ein Kind, das weit weniger ernst war als die erste Ari, sehr viel launischer und von zurückhaltenderem Naturell. Die Azis hatten nicht geholfen. In letzter Zeit hatte das Kind etwas mehr Ernsthaftigkeit gezeigt, seinen Wortschatz ein wenig erweitert: Florian und Catlin waren im Aufsatzschreiben besser als sie, aber die feste Hand fehlte, Mama begleitete Ari noch immer auf eine beharrliche Weise, und die Warrick-Affäre, Yannis plötzliche Enthüllung, daß der junge Justin ihnen etwas in die Hände gegeben hatte, was die Computer der Soziologen mattsetzte ...
Gib's Jordan, hatte Denys vorgeschlagen. Schicke ihn zu Jordan. Es ist sehr viel weniger wahrscheinlich, daß die Warricks dem Projekt Schwierigkeiten bereiten, wenn sie beschäftigt sind, und du weißt, daß Jordan an der verdammten Sache arbeiten würde, ganz gleich, was es ist, wenn es ihm Gelegenheit gäbe, seinen Sohn zu sehen.
Das Verteidigungsamt machte derlei aber schwierig: Dort wachte man eifersüchtig über Warricks Zeit. Es bestand die Möglichkeit, daß die Verteidigung sich offiziell an Warrick interessiert zeigte: Es war unmöglich, an ihnen vorbeizuarbeiten, und von der Verteidigung wußte man, daß sie alles haben wollten, was wichtig oder nützlich zu werden versprach oder plötzlich von der Norm abwich.
Es war zum Kotzen.
Ari wollte ihn, hatte Yanni gesagt. Und, verdammt, es ist etwas dran.
Darin lag das Paradoxon des Projekts: Wie weit
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