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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Aber wenn sie's bei euch versuchen, werde ich diese Leute bearbeiten. Das ist leichter. Onkel Denys sagte, ihr gehört zu mir. Wenn der Sicherheitsdienst euch also in die Klinik schickt, kommt ihr zuerst zu mir. Das ist ein Befehl. Alles klar?«
    »Ja, Sera.« Ihre Antwort und ihr Nicken waren eins.
    »Wir sind aber nicht wie Nelly«, erwiderte Florian. »Niemand außer Ihnen kann uns Befehle geben. Sie müssen sich zuerst an Sie wenden, und Sie müssen es uns sagen. So ist die Vorschrift, denn andernfalls sollen wir sie uns vornehmen.«
    Das hatte Ari nicht gewußt. Das hätte sie nie erwartet. Auf die eine Art fühlte sie sich dabei viel besser, auf die andere bedroht. So wie alles andere, war auch das sehr viel ernster, als sie geglaubt hatte. Und die beiden hatten es von Anfang an gewußt. »Wenn ihr zu mir kommt, werde ich es ihnen verbieten. Aber sie sind stärker als ihr.«
    »Das stimmt«, sagte Catlin. »Aber das ist die Vorschrift. Und sie kennen sie. Niemand sonst kann Befehle geben.«
    Sie atmete einmal tief durch. »Obwohl Onkel Denys ein Aufseher ist?«
    »Für uns nicht. Sie haben uns gesagt, wir sollen ihn respektieren, Sera. Das werden wir auch. Aber wenn es um etwas Wichtiges geht, werden wir zu Ihnen kommen.«
    »Wenn es mehr ist als ›Heb das mal auf‹ oder so, kommt ihr danach erst zu mir. Ihr geht nirgendwo hin und mit  niemandem mit, auch wenn sie es euch befohlen haben, bevor ihr nicht mit mir geredet habt.«
    »Gut. Wenn Sie uns das sagen, ist es eine Vorschrift.«
    »Drückt euch drum! Kämpft nicht! Lauft einfach weg!«
    »Das ist schlau. Das ist wirklich gut, Sera.«
    »Und verpetzt mich nie, niemals, egal wer euch fragt! Wenn's sein muß, lügt ihr! Bleibt ganz ruhig, und kommt dann zu mir und erzählt, was sie gefragt haben.«
    »Ja, Sera.« Die beiden nickten bestimmt.
    »Dann verrate ich euch ein großes Geheimnis. Ich sage nie jemandem alles. Wie in meiner Prüfung heute morgen. Ich hätte noch mehr hinschreiben können. Aber das mache ich nicht. Ihr sollt niemandem äußer mir verraten, was ihr alles wißt.«
    »Ist das ein Befehl?«
    »Das ist ein ganz wichtiger Befehl. Es gibt einen jungen namens Sam: Ich habe immer mit ihm gespielt. Das ist der, der mir den Käfer geschenkt hat. Er ist nicht besonders schlau, aber alle mögen ihn - und ich könnte mir vorstellen, daß es einfacher ist, wenn man die meiste Zeit wie Sam ist. So kann ich einen Haufen Leute dazu bringen, daß sie netter zu mir sind: So verstehen sogar dumme Leute, wozu ich sie brauche, wenn ich sie bearbeiten will. Sie dürfen nur nicht wissen, daß man nicht wirklich so ist, sie dürfen das nicht von jedem erfahren. Deshalb benimmt man sich die ganze Zeit so. Das habe ich von Sam und Onkel Denys gelernt. Er macht's so. Er ist klug, er benutzt immer kurze Worte, und er ist wirklich gut darin, sich die Leute hinzubiegen. Das ist eins, was ihr tun sollt. Sie dürfen nicht wissen, daß ihr nur so tut, es sei denn, das gehört dazu, um sie zu bearbeiten. Aber so machen wir das nicht. Wir machen das so: Am Anfang sind wir richtig nett zu Giraud. Aber nicht sofort. Wir fangen damit an, daß wir ihn stören. Dann lassen wir ihn schreien, und benehmen uns so, als habe er zuviel geschrien, dann haben wir ihn soweit, daß er etwas Nettes tut, um es wiedergutzumachen. Er wird dann überrascht sein, wenn wir anfangen, nett zu ihm zu sein, weil er glaubt, daß er uns bearbeitet. So bearbeitet man einen Älteren.«
    »Das ist gerissen«, sagte Catlin und grinste sogar.
    »Ich verrate euch noch ein Geheimnis. Ich habe gezählt, was alles ungewöhnlich ist. Es ist ungewöhnlich, daß Leute verschwinden, daß Mama mir nicht gesagt hat, sie würde gehen, und sich nicht einmal verabschiedete, daß Nelly die ganze Zeit in die Klinik geht, daß ein ZIV-Kind ein Aufseher ist und zwei Azis hat, daß ich alle paar Tage zum Bluttest muß, daß ich Parties von Erwachsenen besuche und andere Kinder nicht, daß ich so klug bin, und daß ihr einen Job habt, obwohl ihr noch Kinder seid. Ich zähle noch, was alles ungewöhnlich ist. Eine ganze Menge, glaube ich. Ganz schön viel. Ich möchte, daß ihr nachdenkt und mir sagt, was euch aufgefallen ist. Und was ihr tun könnt, um etwas herauszufinden, ohne erwischt zu werden.«
     
    VI
     
    Das Flugzeug setzte auf, bremste und rollte zum Terminal, und Grant gab ein zutiefst erleichtertes Seufzen von sich, als er das alles vom Fenster aus beobachtete.
    Trotzdem mußte er noch einige Zeit warten:

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