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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Unterlagen aus, und das Gericht fuhr damit fort, die Schriftführer zu fragen, ob jemand nicht anwesend sei oder Fehler vorlägen.
    Nichts dergleichen.
    Neben Giraud am Tisch saß ein sehr junges Mädchen mit dem Rücken zu den Kameras. Sie saß ganz still und erweckte während der langatmigen Eröffnungsformalitäten auf keine Weise den Eindruck, unruhig zu sein.
    Sie hörte zu, vermutete Justin. Wahrscheinlich mit diesem finsteren Blick, der einem so im Gedächtnis haften blieb.
    Die Nachrichtendienste waren gleich zur Stelle gewesen, als das Flugzeug landete, und eine kurze Aufzeichnung für die Nachrichten von einer offiziellen Kamera in der Empfangshalle des Flughafens hatte ihnen zum ersten Mal ein Bild von Ari Emory geliefert, während Fragen bis nach dem Richterspruch nicht erlaubt waren.
    Ari hatte mit der heilen Hand in der von Onkel Giraud dagestanden, den anderen Arm im Hartplastverband, und dabei ein hellblaues, für ein kleines Mädchen sehr passendes Kleid getragen; bei ihr in schwarzen Uniformen und mit steifer Haltung Florian und Catlin, die wie Kinder in Sonntagskleidung aussahen, übertrieben bemüht, die ältere Ari nachzuahmen - bis an einem Gerät etwas klirrte, ihr Blick sich in die Richtung wandte und ihre Körper sich anspannten, als habe derselbe Muskel sie bewegt.
    »Die lassen's einem kalt den Rücken runterlaufen«, hatte Justin Grant zugemurmelt. »Verdammt. Das sind sie, daran kann niemand einen Zweifel haben. Ganz gleich, wie groß sie sind.«
    Die Nachrichtendienste hatten die anschließende Pause mit Archivmaterial überbrückt, auf einem geteilten Bild die alte mit der neuen Ari verglichen, desgleichen Catlin und Florian mit ihren Vorgängern, wobei sie auf alte Nachrichtenphotos zurückgriffen, und gezeigt, daß dieses Trio dem früheren so ähnlich sah, daß man den Eindruck hatte, es seien nur zwei Aufnahmen mit etwas unterschiedlicher Beleuchtung, Ari dazu auf einer in einem anderen Kleid und in der Begleitung von Geoffrey Carnath statt Giraud Nye.
    »Mein Gott, das reicht bis zu ihren Angewohnheiten«, hatte Justin gemurmelt, womit er Aris finsteren Gesichtsausdruck meinte. Den Ausdruck beider Gesichter Aris. Die Art, wie sie den Kopf hielt. »Haben sie ihr das beigebracht?«
    »Könnte sein«, hatte Grant gelassen erwidert. »Mit den ganzen Talentbändern. Damit ist mehr möglich, als bloß seine Handschrift zu verbessern. - Aber von uns entwickeln viele ähnliche Angewohnheiten.«
    Aber kein ZIV, hatte er in Gedanken widersprochen. Verdammt, sie müssen das gezielt gemacht haben. Talentbänder. Muskelschulung. Eine gute Schauspielerin könnte das hinkriegen.
    Oder Ari selbst. Wer weiß, was Olga aufgezeichnet hat. Gehen sie mit dem Rubin-Kind so weit?
    Er beobachtete das ruhige, aufmerksame Mädchen an dem Tisch vor dem Richterpult. Sie hatten Florian und Catlin nicht neben sie sitzen lassen. Nur Giraud und das Anwaltsteam.
    »Reseune lehnt es also ab, dem Gericht die genetischen Aufzeichnungen zur Verfügung zu stellen«, bemerkte der Hauptrichter. »Ist das richtig?«
    »Ich brauche das Gericht wohl nicht daran erinnern«, sagte Giraud, indem er sich erhob, »daß wir es mit dem Genset einer Sonderperson zu tun haben ...«
     
    Die Richter und Onkel Giraud redeten hin und her, und Ari hörte zu, sehr angestrengt sogar, und erinnerte sich daran, daß sie nicht herumzappeln sollte, wie Onkel Giraud ihr eingeschärft hatte.
    Sie sprachen über Genetik, Phänotypus, Handabdrücke und Netzhautscanner. Sie hatten all die Tests bis auf die Hautprobe schon durchgeführt, als sie sich beim ID-Büro des Gerichts anmeldeten.
    »Ariane Emory«, sagte der Hauptrichter, »würdest du bitte nach vorn zu deinem Onkel kommen?«
    Sie stand auf. Sie mußte sich nicht ans Protokoll halten, sagte Onkel Giraud, das Gericht erwartete nicht von ihr, daß sie wie ein Rechtsanwalt auftrat. Sie mußte nur sehr freundlich zu ihnen sein, weil sie selbst Rechtsanwälte waren, diejenigen, die die schwierigsten Fälle in der Union behandelten, und man mußte ihnen gegenüber Respekt zeigen.
    »Ja, Ser«, sagte sie, verbeugte sich leicht wie Giraud und ging nach vorn zum Geländer, wo sie zu ihnen aufblicken mußte. Es waren neun. Wie die Räte. Sie hatte in ihren Bändern etwas vom Gericht gehört. Jetzt war sie hier. Sie fand es interessant.
    Sie wünschte nur, es wäre nicht ihr Fall.
    »Nennt man dich Ari?« fragte der Hauptrichter.
    »Ja, Ser.«
    »Wie alt bist du, Ari?«
    »In vier Tagen werde ich

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