Geklont
neun.«
»Wie lautet deine ZIV-Nummer, Ari?«
»ZIV 201 08 0089, aber ohne PR.« Onkel Giraud hatte ihr das in den Unterlagen gesagt, die sie studiert hatte.
Der Richter sah in seine Unterlagen, blätterte durch und blickte wieder auf. »Ari, du wächst in Reseune auf.«
»Ja, Ser. Da wohne ich.«
»Woher hast du diesen Verband an deinem Arm?«
Antworte ruhig darauf, hatte Giraud gesagt, auf fast jede Frage zu deinem Unfall. Daher antwortete sie: »Ich bin vom Pferd gefallen.«
»Wie ist das passiert?«
»Florian, Catlin und ich haben uns aus dem Haus geschlichen und sind in die Stadt runtergegangen; und ich bin aufs Pferd gestiegen, und es hat mich über den Zaun geworfen.«
»War das ein echtes Pferd?«
»Ja. Es ist in den Labors zur Welt gekommen. Es ist mein Lieblingstier.« Sie erinnerte sich gern an die paar Minuten, bevor sie über den Zaun geflogen war, und der Richter interessierte sich dafür, deshalb fügte sie hinzu: »Es war nicht seine Schuld. Es ist nicht böse. Ich hab's bloß überrascht, und es hat einen Satz gemacht. Deshalb bin ich runtergeflogen.«
»Wer sollte auf dich aufpassen?«
»Der Sicherheitsdienst.«
Der Richter machte daraufhin ein komisches Gesicht, als habe sie mehr preisgegeben als beabsichtigt; und alle anderen Richter schienen dasselbe zu denken, und einige fanden es furchtbar lustig. Aber das konnte außer Kontrolle geraten und jemanden wütend machen, deshalb entschied sie, besser vorsichtig zu sein.
»Gehst du in die Schule?«
»Ja, Ser.«
»Magst du deine Lehrer?«
Sie hatte den Eindruck, als versuche er sie zu bearbeiten. Ganz sicher. Sie setzte ihr freundlichstes Gesicht auf. »Oh, die sind ganz gut.«
»Hast du gute Testergebnisse?«
»Ja«, sagte sie. »Nicht schlecht.«
»Verstehst du, was es heißt, ein PR zu sein?«
Das war eine Fangfrage. Sie wollte einen Blick zu Onkel Giraud werfen, aber sie nahm an, das würde ihnen zuviel verraten. Deshalb sah sie unverwandt zu dem Richter auf. »Das heißt, daß ich rechtlich dieselbe Person bin.«
»Weißt du, was rechtlich bedeutet?«
»Das bedeutet, wenn ich es bestätigt bekomme, kann niemand behaupten, daß ich nicht ich bin, und mir Dinge wegnehmen, die mir gehören, ohne vor Gericht zu gehen; außerdem bin ich minderjährig. Ich bin nicht alt genug, um zu wissen, was ich von den Sachen brauchen werde oder was ich will, deshalb ist es auch nicht fair, mich vor Gericht zu bringen.«
Das beeindruckte ihn. »Hat jemand dir gesagt, du sollst das antworten?«
»Würde es Ihnen etwa gefallen, daß jemand Sie einen Lügner nennt, wenn Sie sagen, wer Sie sind? Oder wenn sie zu Ihnen kommen und Ihnen Ihre Sachen wegnehmen? Sie können zuviel über einen herausfinden, wenn sie diese Sachen durchgehen, und das darf man niemandem antun, besonders wenn's ein Kind ist. Sie können einen manipulieren, wenn sie diese Sachen kennen.«
Damit beeindruckte sie ihn noch mal.
»Gott«, sagte Justin und hob den Blick von seinen Händen, um zu sehen, wie Giraud Ari zu ihrem Platz zurückbrachte.
»Diese Runde ist an sie gegangen«, meinte Grant.
Mikhail Corain starrte düster auf das Videogerät und nagte an seiner Lippe, bis sie blutete.
»Verdammt, verdammt, verdammt«, sagte er zu seiner Assistentin. »Was sollen wir denn jetzt machen? Sie haben das Kind vorbereitet...«
»Ein Kind kann keinen Vorrang vor der nationalen Sicherheit haben«, bemerkte Dellarosa.
»Du sagst das, ich sage das, die Frage ist nur, was das Gericht meint. Diese verdammten Fossilien sind doch alle unter Emorys Futterkrippensystem eingesetzt worden - der Vorsitzende ist ein alter Freund Emorys. Ruf Lu im Verteidigungsamt an.«
»Noch mal?«
»Noch mal, verdammt, sag ihm, es sei ein Notfall. Er weiß verdammt gut, was ich will - fahr rüber zu ihm! Nein, laß es, ich fahre. Hol einen Wagen!« »... schau dir die Vernehmung an«, hatte die Mitteilung von Giraud Nye schlicht gelautet. Und Minister Lu sah sie sich an, die Faust unter dem Kinn, den Puls beschleunigt, die Ellbogen auf einem ausgebreiteten Blatt voller Bilder und Testergebnisse.
Ein kleines Mädchen mit strahlenden Augen, einem Arm im Hartplastverband und einem Schorf am Kinn. Das würde sich auf die öffentliche Meinung positiv auswirken.
Die Testergebnisse waren nicht so gut wie die der ersten Ari. Aber sie waren eindrucksvoll genug.
Corain hatte ihn von dem Moment an mit Anrufen bombardiert, seit er von dem Mädchen erfahren hatte. Und Lu hatte nicht vor, sie zu
Weitere Kostenlose Bücher