Geklont

beantworten - nicht bevor er die Pressekonferenz gesehen hatte, deren Ergebnis, soweit es ihn anging, schon feststand.
    Von übergeordnetem Interesse waren die Beurteilungen in den Nachrichtendiensten heute abend.
    Es war gut möglich, daß Giraud Nye sich auf Catherine Lao vom Informationsamt verlassen hatte, und daß Lao sich auf die Nachrichtendienste verließ - Lao war eine alte und persönliche Freundin von Ari Emory.
    Verdammt, die alte Koalition schien auf einmal seltsam lebendig zu sein. Alte Bekanntschaften wurden wieder geltend gemacht. Emory war nicht unbedingt ein Freund gewesen. Aber ein alter und zynischer Soldat, dem es um das bloße Überleben der Union ging, ertappte sich dabei, wie er ein Videogerät anstarrte und Gedanken nachhing, die vor einiger Zeit noch unmöglich erschienen waren.
    Idiot, sagte er sich.
    Aber er zog ein Blatt Papier hervor und setzte eine Notiz für die Rechtsanwälte des Verteidigungsamtes auf:
    Die militärischen Hintergründe der Emory-Akten überwiegen alle anderen Gesichtspunkte ; sorgt für eine Höherstufung der Ernory-Archive von › Geheim ‹ zu › Streng Geheim ‹ und bereitet euch darauf vor, euch auf das Gesetz über die Militärische Geheimhaltung zu berufen, um weiteren rechtlichen Schritten vorzubeugen.
    Und für seine Assistenten: Ich brauche ein Treffen mit Harad. Es ist äußerst dringend.
    Natürlich nur, wenn die Pressekonferenz keine Katastrophe wird.
     
    IV
     
    »Ari«, sagte der Hauptrichter. »Würdest du bitte nach vorn an die Schranke kommen?«
    Es war nach dem Mittagessen, und der Richter rief sie gleich nach Onkel Giraud auf.
    So ging sie sehr ruhig und würdevoll nach vorn, zumindest soweit es ihr der Verband und die Schlinge erlaubten, und der Richter reichte dem Gerichtsdiener ein Papier.
    »Ari«, erklärte der Richter. »Das Gericht wird deine Identität bestätigen. Es gibt keinen Zweifel, wer deine genetische Mutter war, und das ist alles, worum es in der heutigen Verhandlung geht. Du hast Anspruch auf die ZIV-Nummer deiner genetischen Mutter. Was die PR-Kennzeichnung angeht, das ist eine andere Frage, weshalb wir dir dafür nur eine zeitweise Bestätigung ausstellen werden - das heißt, sie wird nicht auf deiner Karte eingetragen, weil Reseune ein Administratives Territorium ist und das Recht hat, zu bestimmen, ob du eine Schwester oder ein parentales Replikat bist - was in diesem Fall in Reseunes besondere Zuständigkeiten fällt. Das Gericht sieht keinen Anlaß, dieses Recht aufgrund einer internen Angelegenheit aufzuheben, zumal keine Forderungen anderer Verwandter bestehen. Du hast Anspruch auf alle Besitztümer und Aufzeichnungen, die unter deiner Bürgemummer registriert und angesammelt wurden: Alle Verträge und Verpflichtungen, Forderungen und andere rechtliche Mittel, die mit dem Tod deiner Vorgängerin nicht unwirksam geworden sind, werden weiterhin als gültig betrachtet, alle Verträge, die seitdem von deinem gesetzlichen Vormund in deinem Namen angekauft wurden und bisher anerkannt wurden, alle im Namen von Ariane Emory unter dieser Nummer treuhänderisch verwaltete Ansprüche gelten weiterhin, und die Individuen in dieser Bescheinigung werden rechtlich als identisch betrachtet, mit Ausnahme deines gegenwärtigen Status als einer Minderjährigen unter Vormundschaft. Die Abstimmung ist protokolliert und fiel ohne Gegenstimme aus. Die Entscheidung tritt mit dieser Stunde und diesem Tag in Kraft.«
    Der Hammer fuhr nieder. Der Gerichtsdiener brachte ihr das Papier, und es war von allen Richtern unterzeichnet und besiegelt. Identitätsbescheinigung stand oben drüber. Mit ihrem Namen: Ariane Emory.
    Sie atmete erleichtert auf und gab es Onkel Giraud, als er darum bat.
    »Ich finde das immer noch dumm«, flüsterte sie ihm zu.
    Aber sie war unheimlich froh, es zu haben, und wünschte sich, sie könne es bei sich behalten, falls Onkel Giraud unachtsam war und es verlor.
     
    Die Reporter waren überhaupt nicht gemein. Sie war auch darüber sehr froh. Sie merkte bald, daß sie nicht zu ihren Feinden gehörten, sondern daß sie bloß ein Haufen Leute mit Notizbüchern und einige mit Kameras waren, deshalb sagte sie Catlin und Florian, sie könnten sich entspannen, sie seien in Ordnung, und setzte sich auf den Stuhl, den man ihr angeboten hatte, weil sie sagte, sie sei müde, und ihr Arm schmerzte.
    Sie konnte auch ihre Füße baumeln lassen. Benimm dich natürlich, hatte Giraud gesagt. Sei freundlich. Sei nicht böse zu ihnen: Sie