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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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erfolgreich und lassen das Kind einfach so aufwachsen, mehr nicht. Und dann erinnere ich mich an die Sache mit dem Bok-Clon und überlege - was passieren wird, wenn sie die damaligen Fehler wiederholt haben? Oder wenn sie Ari mit ihren verdammten Hormonen und Bändern zur Strecke bringen? Oder wenn sie jetzt aufhören und Ari...«
    »...die Sets nicht integrieren kann?« fragte Grant. Der Endpunkt in der Entwicklung einer Azi-Psyche. Der Punkt der Verifizierung, die Bewährungsprobe einer aufsteigenden Pyramide logischer Strukturen.
    Es paßte, auf seine bizarre Art. Es fügte sich in das Konzept ein, das ihm durch dem Kopf ging. Aber nicht unter diesen Vorzeichen. Nicht bei einem ZIV, dessen Werte-Strukturen, wenn Emory recht hatte und Hauptmann und Poley sich irrten, in Flux-Denken erworben und in Matrizen verankert wurden.
    »Wenn sie das Fließen nicht beherrscht«, sagte er. Ganz nach Emorys Theorie, in Widerspruch zur These von Hauptmann und Poley. »Die Hormone nicht unter Kontrolle bringt. Sondern umgekehrt.«
    Grant hob sein Weinglas und betrachtete es. »Darauf trinken wir einen. Mein Gott. Das ist ja eine Offenbarung. Der Mann akzeptiert die Flux-Theorie.« Und dann ein Blick in Justins Richtung, ernst, unverhohlen und besorgt. »Du meinst, es funktioniert - aus den Gründen, die Emory angeführt hat?«
    »Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß es wirklich nicht.« Die Suppe schmeckte für ihn auf einmal anders, nahm einen Augenblick einen kupferartigen, unangenehmen Beigeschmack an; aber er führte noch einen Löffel zum Mund, und der Eindruck verschwand. Seine Vernunft gewann wieder an Boden, brachte ein tiefes Bedauern für ein kleines Mädchen in einer unmöglichen Situation mit sich. »Ich überlege die ganze Zeit - wenn sie das Programm jetzt unter ihr wegziehen ... Welche Möglichkeiten hat sie dann? Wenn man sein ganzes Leben in einem Wirbelsturm verbracht hat - und die Sturm läßt plötzlich nach - diese Stille danach - diese schreckliche Stille ...«
    Ihm wurde plötzlich klar, daß er nicht über Ari redete. Grant starrte ihn besorgt an, und er war in einem kalten, klaren Augenblick gefangen, mit dem Licht der Lampen, Grant, dem Geruch der Geranien, in einem dunklen Abgrund, wo andere Gesichter ein abgetrenntes Dasein im Lampenlicht fristeten.
    »Wenn das Fließen aufhört«, sagte er. »Wenn alles zum Stillstand tendiert - hast du das Gefühl, allen Kontakt zu den Dingen verloren zu haben. Daß nichts einen Sinn ergibt. Als ob alles den gleichen Wert annähme, alles sich aneinander angliche. Und man kann sich nicht bewegen. Deshalb sorgt man selbst für den Druck, der einen bewegt. Man erfindet einen Flux-Zustand. Selbst Panik hilft. Sonst ergeht es einem wie dem Bok-Clon, man verschwimmt einfach in alle Richtungen und bekommt nicht mehr Input als vorher.«
    »Ein Zerfließen«, sagte Grant. »Ohne daß ein Aufseher da ist, der einen da herausholen könnte. Ich habe das einmal durchgemacht. Reden wir über Ari? Oder versuchst du mir etwas zu sagen?«
    »ZIVs«, erwiderte Justin. »ZIVS. Wir können selbst unser Zerfließen mit Flux-Denken erfassen, endlos Untereinheiten bilden. Wir tunneln zwischen den Realitäten.« Er war mit der Suppe fertig und trank einen Schluck Wein. »Alles kann einen in diesen Zustand versetzen - wie bei einem zerbrochenen Hologramm kann jeder Teil der Matrix das Fließen auslösen. Der Geschmack von Orangensaft. Von heute an auch der Geruch von Geranien. Man fängt damit an, daß man Erinnerungen aufbietet, um neue Hormonschübe anzuregen, denn wenn der Sturm sich legt und sich nichts bewegt, muß man versuchen, sich in einen früheren Zustand zu versetzen - kann ich mich verständlich machen? Denn wenn der Sturm sich legt, hat man nichts anderes mehr. Boks Clon ist Musikerin geworden. Eine ziemlich gute. Keine große. Aber Musik ist Gefühl. Emotionales Fließen durch ein mathematisches System aus Tönen und Intervallen. Fließen und Zerfließen für ein Gehirn, das sich mit dem Hyperraum hätte beschäftigen können.«
    »Nur hat man Boks Clon nie entlastet«, wand Grant ein. »Sie war immer in den Nachrichten, bis zu dem Tag, an dem sie starb.«
    »Oder es war eine ungleichmäßige, chaotische Belastung, die immer mehr Verwirrung anhäufte. Du bist brillant. Du bist ein Fehlschlag. Du blamierst uns. Kannst du uns sagen, warum du eine solche Enttäuschung bist? Ich frage mich, ob je einer eine Genußschleife in die Tiefensets des Bok-Clones eingefügt hat.«
    »Wie

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