Geklont
weiß es nicht. Ari, ich weiß es nicht, ich schwör's!«
Sera Carnath weinte und schluckte, und Ari sagte:
»Florian...«
»Ich kann's dir nicht sagen!« schrie Sera Carnath. »Ich kann's nicht, ich kann's nicht, ich kann's nicht!«
»Was kannst du mir nicht sagen?«
Amy schnappte nach Luft, und die Sera zog ihr die Bluse aus der Hose und begann sie mit einer Hand aufzuknöpfen.
»Sie werden uns wegschicken!« winselte Sera Carnath und wich zurück. »Sie werden uns wegschicken!«
Die Sera hielt inne und fragte: »Willst du mir alles erzählen?«
Sera Carnath nickte, schnappte nach Luft und schluckte.
»In Ordnung. Laß sie los, Catlin! Amy wird es uns erzählen.«
Catlin ließ Sera Carnath los, und sie taumelte gegen ein Bündel von Röhren und lehnte mit dem Rücken dagegen. Florian hielt das Licht auf sie gerichtet.
»Nun?« fragte die Sera.
»Sie schicken einen weg«, sagte Amy. Sie klapperte mit den Zähnen. »Wenn man mit dir Ärger hat, können sie einen nach Fargone schicken.«
»Wer macht das?«
»Dein Onkel.«
»Giraud«, sagte die Sera.
Sera Carnath nickte. Ihr Gesicht glänzte vor Schweiß, auch wenn es in den Tunneln kalt war. Sie weinte, Tränen liefen ihr über die Wangen, und ihre Nase tropfte.
»Alle Kinder?« fragte die Sera.
Amy nickte noch einmal.
Die Sera trat näher und faßte Sera Carnath an der Schulter, aber nicht grob. Amy dachte, Ari würde sie schlagen, aber sie klopfte ihr bloß auf die Schulter und bedeutete ihr, sich auf die Stufen zu setzen. Die Sera ging in die Hocke und legte ihre Hand auf Amys Knie.
»Amy, ich werde dich nicht schlagen. Ich will dich nicht zum Reden zwingen. Ich will nur wissen, ob du gehört hast, warum sie meine Mama fortgeschickt haben.«
Sera Carnath schüttelte den Kopf.
»Wer hat sie weggeschickt?«
»Ser Nye. Ich glaube, es war Ser Nye.«
»Giraud?«
Amy nickte und biß sich in die Lippe.
»Amy, ich bin nicht wütend auf dich. Ich werde auch nicht wütend. Erzähl mir, was die anderen Kinder über mich sagen.«
»Sie sagen bloß ...« - sie schnappte nach Luft - »sie sagen bloß, man soll dir aus dem Weg gehen, weil jeder weiß, was passiert, wenn du zurückschlägst, und wir wollen nicht nach Fargone geschickt werden und nie zurückkommen ...«
Die Sera hockte einen Moment bloß da. Dann: »Wie Valery Schwartz?«
»Manchmal wird man bloß in einen anderen Flügel versetzt. Manchmal nehmen sie einen und setzen einen in ein Flugzeug, und man muß weg, das ist alles, wie Valery und seine Mama.« Ihre Zähne fingen wieder an zu klappern, und sie schlang ihre Arme um sich. »Ich will nicht weggeschickt werden. Sag niemandem, daß ich's erzählt habe.«
»Das werde ich nicht. Verdammt, Amy! Wer hat das gesagt?«
»Meine Mama. Meine Mama sagte - ganz gleich, was passiert, ich soll dich nicht schlagen und dir nicht widersprechen.« Sera Carnath fing wieder an zu schluchzen und bedeckte ihr Gesicht mit einer Hand. »Ich möchte nicht, daß meine Mama in ein Schiff nach Fargone gesetzt wird ...«
Die Sera stand auf, trat aus dem Lichtkreis. Mama und Fargone waren heikle Worte bei ihr. Florian empfand das auch so, aber er hielt die Lampe ruhig.
»Amy«, sagte die Sera nach einer kurzen Pause. »Ich werde dich nicht verraten. Ich behalt's für mich, wenn du willst. Ich werde deine Freundin sein.«
Sera Carnath wischte sich das Gesicht ab und blickte zu ihr auf.
»Ehrlich«, betonte die Sera. »Florian und Catlin auch. Und es ist gut, sie zum Freund zu haben. Du mußt bloß auch unser Freund sein.«
Amy putzte sich die Nase und knöpfte ihre Bluse zu.
»Das stimmt doch, oder, Catlin?«
»Was immer die Sera sagt«, bestätigte Catlin, »ist für uns ein Befehl.«
Die Sera setzte sich neben Amy Carnath auf die Stufen, den Arm im Schoß. »Wenn ich deine Freundin wäre«, sagte sie, »würde ich dir beistehen. Wir würden ganz schlau sein und überhaupt niemandem sagen, daß wir Freundinnen sind. Wir würden einfach so tun, als wären wir uns gleichgültig. Dann wärst du sicher. Die anderen Kinder auch. Ich wußte nicht, was mit ihnen passierte. Das wollte ich nicht. Ich kann bei meinem Onkel Denys viel erreichen, und Denys viel bei Onkel Giraud. Deshalb ist es ganz gut, mich zur Freundin zu haben.«
»Ich will nicht dein Feind sein«, flüsterte Sera Carnath.
»Kannst du denn meine Freundin sein?«
Amy biß sich auf die Lippe und nickte, und schlug ein, als die Sera ihr eine Hand hinhielt.
Sie schüttelten sie, wie ZIVS, wenn
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