Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh

Vom Netzwerk:

einer Menschenmenge nicht zu schnell zu reagieren.
    Maddy schaffte es, ihre Hände auf seine Schultern zu legen, lachte und tat so, als gewänne sie ihr Gleichgewicht zurück, ehe sie hinausging.
    Was Maddy nicht bemerkte, war der seltsame Blick, mit dem Florian sie im Zurückweichen musterte.
    Aber Ari bemerkte ihn. Er hatte ihn noch immer, als er sich zu Ari umblickte, als dachte er, er sei eben auf eine sehr vage Art erwischt worden, und wußte nicht genau, ob er richtig reagiert hätte.
    Sie half ihm auch nicht dabei. Und sie bezweifelte, ob Catlin es begriff.

    V

    Es war lange her, seit Justin zuletzt Denys Nyes Büro aufgesucht hatte. Das letzte Gespräch drängte sich ihm mit aller Macht wieder auf: der schwergewichtige Mann hinter dem Schreibtisch, jedes Detail der Einrichtung.
    Giraud Nyes Bruder. Auch das vergaß man nie.
    »Yanni sagte«, begann Justin in der Tür, »du seist bereit, mit mir zu reden.«
    »Sicher. Setz dich!«
    Er trat näher und nahm Platz, und Denys lehnte sich vor, die Hände auf dem Tisch. Eine Schale voller Pastillen stand bereit. Denys nahm eine und hielt ihm den Teller über den Tisch hinweg hin.
    »Nein, Ser, danke.«
    Denys ließ eine in den Mund fallen, lehnte sich mit einem Ächzen des Stuhls zurück und verschränkte die Hände über dem Bauch. »Yanni hat mir deine Arbeit geschickt. Er sagte, daß du jetzt Tests durchführen willst. Du bist dir in dieser Sache ziemlich sicher, was?«
    »Ja, Ser. Bin ich. Es ist ein einfaches Programm. Überhaupt nichts Ausgefallenes. Ich glaube nicht, daß ich's lange laufen lassen muß.«
    »Ich glaube nicht, daß es ein Problem ist, über das uns die Testabteilung viel Aufschluß geben kann. Jordan sagt, es wird laufen, ohne einen Funktionsfehler. Das Problematische an deiner Arbeit ist aber letztlich nicht, was nach einer oder vielleicht zwei Generationen dabei herauskommt. Wenn's darum ginge, hätten wir keinerlei Schwierigkeiten damit, nicht wahr? Wir könnten einfach einsetzen und loslegen.«
    Grant hatte auch Argumente dafür, es zu versuchen, aus der Sicht eines Azis. Grant begriff, wie die Tester arbeiteten: Er konnte tun, was sie auch taten. Aber das hier war der letzte Ort, an dem Justin etwas dazu verlauten lassen würde, nicht wenn es ihm seine Chance kostete, nicht wenn es die einzige Chance war, die er überhaupt bekommen würde.
    Nichts war es wert - Grants Sicherheit aufs Spiel zu setzen.
    »Ich schätze die Meinung der Tester hoch«, sagte er rasch. »Und ihre Erfahrung. Sie betrachten die Dinge aus einem Blickwinkel, den die Computer mir nicht gewährleisten: deshalb wenden wir uns an sie erst am Ende, oder?«
    »Deshalb ist ihre Zeit wertvoller. Aber auch sie können das Multi-Generationen-Problem nicht lösen.«
    »Ich weiß nicht, Ser, ich habe großes Vertrauen in ihr emotionales Urteil. Und der Testdurchlauf würde mir viel bringen, wenn er alles berücksichtigen könnte, jede Art von Input. Jordan sagt, wir sollten's machen. Und das sagt er nicht bloß, weil er mein Vater ist, Ser. Nicht zu mir. Nicht bei etwas so wichtigem.«
    Denys verzog den Mund zu einem schwachen, traurigen Lächeln und seufzte. Der Stuhl knarrte, als er sich vorbeugte und die Ellbogen auf den Tisch stützte. Und einen Knopf drückte. Das bis in die Knochen dringende Summen des Schallschluckers schloß sie ein, brachte die Nerven zum Vibrieren und den Magen in Aufruhr. »Aber das Problem geht über ein zwanzigjähriges Studium hinaus, selbst wenn wir dir einen vollen Testdurchlauf mit einem Genset zugestehen. Das ist der Haken daran. Endgültig zu beweisen, ob du recht oder unrecht hast, würde einen Testdurchlauf in der Größenordnung des Gehenna-Projekts erfordern. Zwanzig Generationen, nicht zwanzig Jahre. Wir haben gewisse Hemmungen, dir einen ganzen Planeten zur Verfügung zu stellen. Und was fangen wir mit der Zivilisation an, die dabei herauskommt, wenn du dich irrst? Mit Nuklearwaffen beseitigen? Das ist der Maßstab, in dem du arbeitest, mein Junge.«
    Justin konnte das Nein schon hören, ausgesprochen auf eine genüßliche, sarkastische Art, und biß sich auf die Lippe und riß sich zusammen. »Das wäre einer Emory würdig«, sagte er bitter. Die größte denkbare Anmaßung in Reseune. Und er sagte fast: Wenn euer Ausschuß über ihre Projekte befunden hatte, wären wir immer noch eine jämmerliche Produktionsfarm.
    Aber andererseits war er sich keineswegs sicher, was Emory vor zwanzig oder dreißig Generationen getan hatte, wie