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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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mehr bist. Ich weiß, daß es gute Gründe gibt, warum du willst, daß in deinem Schlafzimmer keine Bänder von dir aufgenommen werden, und die Tatsache, daß du etwas dagegen hast, genügt mir. Eine Studie wird wertlos für uns, wenn die betreffende Person für die Kameras spielt, verstehst du? Deshalb werden keine Bänder mehr aufgenommen, nicht weil du die Macht hast, die Einheit entfernen zu lassen, sondern weil es wertlos geworden ist.«
    »Ich will, daß die Bänder verbrannt werden!«
    »Es tut mir leid, aber nicht einmal wir kommen an sie ran. Sie sind im Archivkeller untergebracht worden, unter dem Berg dort draußen, und sie sind nicht wiederzubekommen, solang du im Hauscomputer aktiv bist.«
    »Du meinst, solang ich eingeschaltet bin?«
    »Nein, solang du eine aktive ZIV-Nummer in den Akten bist. Solang du lebst, Liebling. Das wird sehr lang sein, und dann wird's dir sicher nichts mehr ausmachen, ob jemand ein Band von einem zwölfjährigen Mädchen in ihrer Unterwäsche hat, nicht wahr?«
    »Du hast diese Bänder gesehen!«
    »Nein, ich kenne die Zwölfjährige, das reicht völlig. Es werden demnächst keine Bänder mehr aufgenommen. Florian kann es bestätigen, wenn du möchtest, und er kann die Einheit selbst entfernen, was er, darauf verlasse ich mich, mit der nötigen Sorgfalt tun wird, um nicht den Rest des Systems zu beschädigen.«
    »Heute.«
    »Heute?« Onkel Denys wirkte sehr beunruhigt. »Ari, es tut mir wirklich leid.«
    Er machte ihr etwas vor. Bearbeitete sie. So wie er die ganze Situation bearbeitet hatte und Ari dazu zu bringen versuchte, ihm zu glauben. So wie sie ihn bearbeitet hatte.
    Er war wahrscheinlich gut genug, um das auch zu erkennen. Wenn Seely Florian etwas voraus hatte, hatte Onkel Denys auch ihr etwas voraus, dachte sie. Wahrscheinlich.
    Aber sie konnte ihn gleich ihrerseits bearbeiten, indem sie seine Aufregung nutzte und sie lang genug andauern ließ, bis er es mit einem Trick versuchte, es sogar ein paarmal tat, damit er glaubte, er habe sie.
    Dann konnte sie tun, wozu er sie bringen wollte, um zu sehen, wohin es führte - ohne geführt zu werden.
    »Es tut mir leid, Ari.«
    Sie starrte ihn finster an.
    »Ari, das ist eine sehr unangenehme Zeit für dich. Ich wünschte, du wärst früher zu mir gekommen.«
    Verdammt, er wollte, daß sie ihn um etwas bat. Sie dagegen wollte ihn soweit bearbeiten, daß er ihr erzählte, was immer er vorhatte, aber das würde ihm ganz sicher verraten, daß sie wußte, wie sie von ihm bearbeitet wurde. Was er vielleicht sowieso wußte: Man wußte bei Onkel Denys nie, wie viele Schichten sich unter seiner Hülle verbargen.
    »Du weißt wohl, daß es einen Antrag gibt, um den Sonderstatus der ersten Ari auf dich zu übertragen.«
    »Ich hab's gehört.«
    »Du weißt wohl auch, daß er durchgehen wird. Dabei wird's überhaupt keine Probleme geben. Es gibt keine Möglichkeit für die Zentristen, es zu verhindern.«
    »Das ist schön, nicht?«
    »Das einzige, was das Gericht dir nicht zuerkannt hat, waren Aris Rechte. Die haben sie als einziges zurückgehalten. Aber die bekommst du jetzt auch. Dann wirst du alles haben. Du weißt, wie stolz Reseune auf dich ist.«
    Eine ganz schöne Schmeichelei von Onkel Denys.
    »In ein paar Jahren wirst du auf dich allein gestellt sein. Du wirst dieses Apartment verlassen und in dein eigenes einziehen, und ich werde dich nicht begleiten: Ich werde wieder ein fetter alter Junggeselle sein und die meisten inner- oder außerhalb der Büros und auf Parties sehen.«
    Etwas Schlechtes über sich selbst sagen; Humor; der  Versuch, sie zum Nachdenken darüber zu bringen, ob sie ihn vermissen würde.
    Das würde sie. Deshalb ließ man sich nicht von Leuten einfangen, nicht wenn sie wie Onkel Denys waren.
    »Ich mache mir Sorgen, Ari. Ich hoffe aufrichtig, ich habe bei dir alles richtig gemacht.«
    Ein Versuch, sie zu erschrecken. So zu reden, als würde sich etwas ändern. Noch einmal in der Pose einer Mutter. Der Schlag sollte ihn treffen.
    Ich hoffe, du verschwindest bald, Onkel Denys.
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber wie Onkel Denys vorging, war von sehr niederträchtiger Art, und sie wollte nicht erkennen lassen, wie wütend es sie machte.
    »Wir kommen ganz gut zurecht«, sagte sie.
    »Mir liegt viel an dir.«
    Gott, jetzt will er's wirklich wissen.
    »Ari? Bist du böse?«
    »Na klar.«
    »Es tut mir leid, Liebling. Wirklich. Eines Tages werde ich dir erklären können, warum wir all diese Dinge tun.

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