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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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drin?«
    »Ja.« Das stimmte. Seine Instinkte klammerten sich trotz allem an die alten Argumente, wie ein Baby, das sich in eine Decke kuschelte. Ebenso unreif. Ebensowenig imstande, die Wahrheit zu erkennen. Verdammt. Sag einem Menschen eine abgedroschene Entschuldigung vor, und er eignet sie sich an, um seinen Schmerz zu stillen. Auch wenn er weiß, daß derjenige, der sie ihm vorsagte, ihn nur manipulieren wollte.
    »Abgesehen davon«, fuhr Yanni fort, »bist du ein Mann mit Grundsätzen. Und Menschen hören nicht auf zu lernen, bloß weil bestimmte Dinge riskant sein könnten: Wenn deine Einsicht zutrifft, bist du nur ein paar Jahrzehnte jemandem voraus, der es selbst herausfinden wird. Und wer weiß, ob dieser Forscher überhaupt deine Grundsätze haben wird - oder deinen Einfluß.«
    »Einfluß? Ich schaff's nicht einmal, daß mein Bruder seinen Vater besuchen darf!«
    »Du kannst eine ganze Menge erreichen, wenn du's richtig anfängst.«
    »Oh, verdammt! Geht's jetzt ums große Geschäft? Sind wir mit der Moral für heute fertig?«
    »Dein Bruder. Grant ist in vielerlei Hinsicht wichtig für dich. Nicht wahr?«
    »Geh zum Teufel!«
    »Er ist nicht mit dir verwandt. Ich weise nur darauf hin, daß du dich gerade auf bemerkenswerte Weise mehrdeutig zeigst. Du hast auf vielen empfindlichen Gebieten verschwommene Ansichten - einschließlich einer gewissen Neigung, jedem Erfolg, der dir gelingt, zu mißtrauen, dich selbst immer wieder in bezug auf andere Menschen zu definieren - als Jordans Sohn, Grants ... Bruder, als Geisel der Administration. Weniger als menschliches Wesen denn als Brennpunkt all dieser Kräfte. Dabei bist du doch auch für dich selber wichtig, Justin. Du bist jetzt dreißig... einunddreißig Jahre alt. Zeit, daß du dich fragst, wer Justin ist.«
    »Jetzt haben wir's wirklich mit einer fremdartigen Psyche zu tun, was?«
    »Ich nehme heute kein Blatt vor den Mund. Du bist nicht für das Universum verantwortlich. Du bist nicht für eine verdammte Sache verantwortlich, die auf Dingen beruht, auf die du keinen Einfluß hast. Vielleicht bist du aber dafür verantwortlich, dir klar zu machen, worauf du Einfluß ausüben könntest, wenn du wolltest, wenn du aufhören würdest, dich mit den Problemen anderer Leute zu befassen, statt dich auf deine eigenen Fähigkeiten zu besinnen - die dich meiner Ansicht nach dazu qualifizieren könnten, eine Sonderperson zu werden. Was gleichzeitig viele Fragen beantwortet, warum du Probleme hast: Es fehlt dir an entsprechenden Begrenzungen. Daran liegt es, mein Junge. Alle Sonderpersonen haben dieses Problem. Es ist wirklich schwer, die Menschen zu verstehen, wenn du allen in deiner Umgebung die Komplexität deines eigenen Denkens zusprichst. In deiner Umgebung befinden sich einige sehr helle Köpfe - genug, um dich glauben zu machen, das sei normal. Das gilt vor allem für Jordan: Er genießt durch sein Alter einen Vorteil, nicht wahr, und du hast ihn immer mit Gott verwechselt. Denk darüber nach! Was das Rubin-Kind angeht, hast du das alles verstanden. Übertrage es einmal auf deine eigenen Lebensumstände. Tu uns allen einen Gefallen.«
    »Warum erklärst du mir nicht einfach, was ich tun soll? Ich bin wirklich müde, Yanni. Ich gebe nach. Sag's mir, dann tue ich's.«
    »Du sollst am Leben bleiben.«
    Er blinzelte. Biß sich in die Lippe.
    »Willst du dich von mir unterkriegen lassen?« fragte Yanni.
    Der Schleier hatte sich gehoben. Die Tränen waren getrocknet. Er schämte sich nur, und er war wütend genug, um Yanni den Hals zu brechen.
    Yanni lächelte ihn an. Was für ein blasiertes Schwein.
    »Ich könnte dich umbringen«, sagte Justin.
    »Nein, könntest du nicht«, wiedersprach Yanni. »Das ist nicht in deinem Profil. Du kehrst alles nach innen. Das wirst du dir nie ganz abgewöhnen. Es macht dich zu einem miesen Therapeuten, aber zu einem verdammt guten Designer. Grant allerdings kann diese Belastung aushalten - wenn du nicht auf ihn abfärbst. Verstehst du?«
    »Ja.«
    »Das dachte ich mir. Also laß es! Geh zurück in dein Büro und sage ihm, ich werde seinen Antrag noch einmal Vorbringen.«
    »Das werde ich nicht tun. Es wird zu heikel. Es tut ihm wirklich weh, Yanni. Ich kann das nicht ertragen.«
    Yanni biß sich in die Lippe. »Also gut. Dann laß es. Verstehst du denn, warum es ein Problem ist, Justin? Sie haben Angst, daß das Militär sich ihn schnappt.«
    »Gott. Warum?«
    »Ein machtpolitischer Schachzug. Das kannst du ihm sagen. Ich darf's

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