Geklont
habe man es erschreckt: Ari war froh, daß sie das Füllen nicht selbst einreiten mußte; aber dem Füllen war es auch so lästig genug, wenn Ari auf seinem Rücken saß.
Natürlich hatte Ari eine ganz andere Show im Sinn. Eigentlich wollte sie das Füllen zu einem Höllentempo aufpeitschen und allen einen Riesenschreck einjagen; aber das war Florians Sache, er sollte das machen: Sie mußte sich ihrer Verantwortung bewußt sein.
Sie ritt an ihrem Publikum vorbei, so auf sich selbst konzentriert, daß sie es kaum aushalten konnte - sie haßte es, Verantwortung zu tragen; und Onkel Denys war wahrscheinlich immer noch nervös. Sie ritt etwa bis dorthin, wo Florian am Zaun stand, und hielt das Füllen dort an, weil er zu ihr kam, um mit ihr zu reden.
»Wie bin ich?« fragte sie.
»Gut«, sagte er. »Stoßen Sie es einmal mit der Hacke an, wenn es läuft, nur ein bißchen. Halten Sie die Zügel stramm. Das ist die nächste Gangart. Lassen Sie es noch nicht schneller laufen. Lassen Sie es nie zu, wenn Sie es ihm nicht befohlen haben.«
»In Ordnung«, sagte sie und nickte; und ließ das Füllen weiterlaufen, ein Stoß, dann noch einer.
Dem Füllen gefiel das. Es richtete die Ohren auf und schlug ein flotteres Tempo an, bei dem es schwerer war, sich zu halten, aber Ari schaffte es leicht. Ihr Körper besann sich vom einen zum anderen Moment auf das, was sie vom Band gelernt hatte, was man bei schnelleren Bewegungen tat, wie man sein Gleichgewicht hielt, auf alles, was Florian ihr beigebracht hatte.
O Gott, sie wollte ihm freien Lauf lassen, sie wollte auch die anderen Gangarten ausprobieren, und das Füllen wollte es auch, aber sie behielt das Tempo bei, mit dem es einigermaßen zufrieden war, und brachte es direkt vor Andy und Catlin sehr eindrucksvoll zum Stehen. Das Füllen schwitzte - natürlich vor Aufregung; und stampfte und zerrte an den Zügeln, nachdem Ari abgestiegen war und Andy es für sie hielt.
Alle waren beeindruckt. Onkel Denys war sogar blaß geworden, zugleich aber auch ungeheuer erleichtert.
Amy und die anderen wollten es auch versuchen, aber Andy sagte, es sei besser, wenn nicht zu viele unmittelbar hintereinander ritten: Das Füllen würde sonst bockig werden. Florian sagte, sie dürften kommen, wenn er mit dem Füllen übte, und es einer nach dem anderen tun, wenn sie wollten.
Außerdem meinte Florian, daß man Pferde am besten kennenlernte, wenn man mit ihnen arbeitete. Die Stute war wieder trächtig, und sie hatten zwei völlig verschiedene Genotypen im Tank; das wären dann sieben Pferde insgesamt - keine Experimentellen mehr, sondern offizielle Arbeitstiere.
Von denen das Füllen hier das erste war. Ari klopfte ihm auf die Seite - es fühlte sich schön und fest an: Das Füllen hatte es gern, wenn es gestreichelt wurde; und es roch von oben bis unten nach Pferd, aber Ari gefiel es; ihr gefiel alles; sie umarmte sogar Onkel Denys.
»Du warst sehr lieb«, flüsterte sie ihm dabei ins Ohr, küßte ihm vor Übermut auf die Wange und lächelte ihn neckisch an, nachdem sie ihm auch Pferdegeruch verliehen hatte. »Dein Lieblings-Versuchskaninchen hat sich doch nicht den Hals gebrochen.«
Onkel Denys schien völlig die Fassung verloren zu haben. Aber Ari hatte es nur geflüstert.
»Sogar die Art, wie sie redete«, sagte er, als er ihr die Kleider abklopfte. »Gott. Manchmal bist du mir richtig unheimlich, junge Frau.«
IX
»Das ist es«, sagte Justin, als die Wahlergebnisse Cyteens auf dem Bildschirm erschienen, und befahl dem Automatischen Haushälter dann, das Videogerät abzuschalten. »Khalid.«
Grant schüttelte den Kopf und sagte einige Zeit nichts. Dann: »Nun, das ist eine verrückte Art, Geschäfte zu tätigen.«
»Vertragspartner der Verteidigung im Handelsamt und in der Finanz.«
»Reseune hat auch Verbindungen nach dort.«
»Es wird trotzdem interessant.«
Grant ließ den Kopf hängen und strich sich mit einer Hand über den Nacken, ließ sie für einen Moment dort liegen. Dachte sicherlich daran - daß es eine ganze Zeit dauern würde, bevor einer von ihnen wieder reisen konnte.
Oder dachte vielleicht noch an Schlimmeres. An Jordans Sicherheit zum Beispiel.
»Es ist nicht so«, sagte Justin, »daß sie einfach alles durchboxen und die Verstaatlichung befehlen können. Die anderen Territorien werden sich in dieser Sache an die Seite von Reseune stellen. Und Zusehen müssen, wie Giraud seine Position wechselt. Er ist verdammt gut darin. In praktischer Hinsicht
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