Geklont
steht er doch schon auf seiten der Verteidigung. Ich habe diesen Mann nie für nützlich gehalten. Aber, Gott, jetzt brauchen wir ihn vielleicht.«
X
Es war eine ihrer intimen Parties am Wochenende, wenn die Bande keine Schule oder Hausarbeiten hatte, und sie hatten sich darauf geeinigt, daß es außerhalb der Terrazzo-Zone keinen Punsch und keinen Kuchen gab, und wenn zwei miteinander bumsen wollten, gingen sie ins Gästezimmer oder in die Sauna, und wenn jemand so betrunken war, daß er nicht mehr wußte, was er machte, mußte er ins Saunazimmer und kalt duschen, bis er nüchtern war.
Bisher hatte die Androhung einer kalten Dusche gereicht.
Dabei waren Maddy, 'Stasi, Amy, Tommy, Sam und eine Handvoll neuer Kinder, darunter 'Stasis Cousins Dan und Mischa Peterson, nur war Dan ein Peterson-Nye und Mischa ein Peterson - also ein Bruderpaar, deren Mama ihnen den Hals umgedreht hätte, wenn sie nach Alkohol rochen, aber das machte sie wenigstens vorsichtig; und zwei Mädchen, die unter den anderen Cousins hatte, bei Amy war es Tommy Carnath; und bei 'Stasi Dan und Mischa. Die beiden waren fünfzehn und vierzehn, aber das machte nichts, sie paßten gut dazu, und sie taten alles andere als zu trinken.
Auf jeden Fall verhielten Jungen wie Mädchen sich ruhig. Amy und Sam waren zusammen, und Dan und Mischa gingen beide einmal mit Maddy weg, und 'Stasi mit Tommy Carnath; was gut hinkam.
Meistens feierten sie wirklich brave, sehr ruhige Parties. Sie tranken ein wenig Punsch und Wein, und bisher hatten sie noch nichts Schlimmeres angestellt, als sich U-Bänder anzusehen, vor allem die, für die die Mütter ihre Kinder einen Kopf kürzer gemacht hätten, und wenn sie etwas betrunken waren, saßen sie im Halbdunkel herum, während die Bänder liefen, und taten, was immer ihnen in den Sinn kam, bis sie entscheiden mußten, ob sie sich an ihre Vereinbarung hielten oder das Band zu Ende sahen.
»Ach, zum Teufel«, sagte Ari schließlich, als Maddy sie fragte. »Vögelt doch von mir aus auf dem Treppenabsatz, ist doch egal.«
Sie war selbst ein wenig betrunken. Hatte eine Menge Tranquilizer intus. Sie hatte ihre Bluse offen, spürte den Zug und setzte sich an Florians Seite, um das Band anzuschauen. Sam und Amy kamen zurück, sehr steif und ernst, und glotzten dumm an, was neben der Bar vor sich ging. Während 'Stasi und Tommy sich noch immer im Saunaraum aufhielten.
Die meiste Zeit sah sie nur zu - den Bändern oder dem, was die anderen Kinder machten; und damit hielt sie Florian und Catlin aus dem Ganzen raus.
»Eine Mitteilung ist für Sie eingetroffen«, sagte der Automatische Haushälter über den Soundtrack des Bandes und die Musik hinweg.
»Verdammter Mist.« Sie stand auf, zog die Bluse wieder zu und ging barfuß die Stufen hinauf, durch den Flur und in ihr Büro, indem sie so wenig schwankte wie möglich.
»Basis Eins«, sagte sie, nachdem sie die Tür geschlossen und gegen den Lärm aus dem Aufenthaltsraum abgeschirmt hatte. »Wie lautet die Mitteilung?«
»Mitteilung von Denys Nye: Khalid hat die Wahl gewonnen. Komme morgen zuerst einmal in mein Büro.«
Oh, Scheiße!
Sie lehnte sich in den Stuhl zurück.
»Mitteilung an Denys Nye«, sagte sie. »Ich werde kommen.«
Der Haushälter speicherte es. »Ausschalten«, sagte sie und ging wieder hinaus zu ihrer Party.
»Worum ging's?« fragte Catlin.
»Ich erzähl's euch später«, erwiderte sie und setzte sich wieder, um sich in Florians Schoß sinken zu lassen.
Sie erschien um Punkt 09.00 in Denys' Büro, verzichtete auf Floskeln und Späßchen, trank eine Tasse von Denys' Kaffee mit Sahne und ohne Zucker, und hörte sich von Denys an, was sie sich schon gedacht hatte, während die Schallschutzanlage ihre Zahnwurzeln vibrieren ließ.
»Khalid bezieht heute nachmittag sein Büro«, sagte Denys. »Weil er auf Cyteen stationiert ist, gibt es für ihn natürlich nicht so etwas wie eine Gnadenfrist. Er zieht mit all seinem Gepäck ein. Und mit seinen geheimen Akten.«
Onkel Denys hatte ihr schon erklärt, wer Khalid war. Und worauf die Situation hinauslaufen konnte.
»Meinst du nicht, es wäre besser, wenn ich ein Videogerät zur Verfügung hätte?« fragte sie. »Onkel Denys, es ist mir egal, was ich deiner Meinung nach noch nicht erfahren darf. Unwissenheit ist auf jeden Fall keine Hilfe, oder?«
Onkel Denys stützte sein Kinn auf die Hand und sah sie lange an, als müsse er darüber nachdenken. »Irgendwann. Irgendwann mußt du's doch
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