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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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mir macht?
    Wer hatte dabei die Hand am Schalter? Welche Ari?
    Vielleicht kommt es darauf nicht einmal an - vielleicht kann einer einen Weg so genau festlegen, daß der eine nur dort weitermachen muß, wo der andere auf gehört hat...
    Grant nahm sein Gesicht zwischen die Hände und schlug ihm leicht gegen die Wange. »Justin!«
    »Ich bin in Ordnung«, sagte er.
    Ich jage ihm einen furchtbaren Schreck ein. Aber ich selbst habe keine Angst. Ich bin nur ...
    ... eiskalt jetzt. Ruhig.
    Es hilft einem, wenn man die Wahrheit kennt, nicht?
    »...bin in Ordnung. Ich war nur einen Moment... mit den Gedanken woanders.« Er klopfte Grant auf die Schulter, trat ein paar Schritte zurück und blickte durch den Flur, den fremden Korridor, der nicht zu ihrem Zuhause gehörte. »Als sei ich gerade aufgewacht. Als hätte ich das alles für einen Moment nicht von mir abschütteln können. Mach dir keine Gedanken darüber.« Er spürte Grants Hand auf seiner Schulter und würdigte Grants Sorge, indem er den Druck erwiderte - wieder in Angst, weil er dort allein war, wo er stand, und Grant bei ihm sein wollte, aber er wußte nicht genau, ob es Grant möglich war - ob es überhaupt jemandem möglich war. Und Ari war so weit weg von ihm, in ihrem und dem Reich ihrer Vorgängerin, an Orten, die er nicht erreichen konnte.
    An Orten, wo Jordan nie gewesen war.
    In völliger Isolation.
    »Ein bedauernswertes Kind, unsere Ari«, murmelte er. »Ja, das ist sie. Niemand hat je mit ihr Schritt halten können. Sie reist in Gebiete, in die ihr niemand folgen und wo sie mit niemandem wirklich reden kann. Das ist es, was mit ihr geschehen wird. Und was auch mir manchmal passiert.« Er blinzelte und versuchte zurückzukommen. Die Lampen wieder zu sehen. Das kühle Dekor, das ihm so zuwider war. Das schwarz und weiß ausgestattete Eßzimmer am Ende des Flurs. »Gott, die Verwaltung muß doch eine rote Vase oder so etwas haben, meinst du nicht? Kissen. Bilder. Irgendwas.«
    »Worüber redest du?« fragte Grant.
    Das Verantwortungsgefühl eines Aufsehers versuchte sich wieder durchzusetzen. Reiß dich zusammen! Du machst ihm Angst. »Etwas Fließendes. In diesem verdammten Apartment gibt es nichts Menschliches. Bis wir nicht ein paar Sachen von uns oben haben. Dinge mit Farbe. Dinge, die etwas über uns ausdrücken. Gott, hier sieht's aus wie in einem Bad mit Eis an den Wänden.«
    »Hat dich das so geschockt?«
    »Unter anderem.« Er blinzelte rasch, versuchte den Nebel vor seinen Augen und die vorübergehende Kurzsichtigkeit zu vertreiben. »Vielleicht habe ich bloß daran gedacht, daß wir hier gelandet wären, hätte Ari etwas länger gelebt. Darm wäre das unser Apartment gewesen.«
    »Justin, wovon, zum Teufel, redest du?«
    »Das liegt auf der Hand. Ari wollte Jordan nicht ruinieren. Sie brauchte seine Fähigkeiten. Sie wäre bald gestorben. Und sie wußte, daß die Nyes elende Pragmatiker sind. Restlos konservativ. Was sie ganz und gar nicht war. Und sie sollten ihre Nachfolgerin beaufsichtigen. Meinst du nicht, daß ihr das Sorgen bereitet hat? Wenn sie noch zwei Jahre gehabt hätte, oder wenigstens sechs Monate, dann, glaube ich, ich bin mir sogar verdammt sicher, wäre ich nicht der geblieben, den sie eingestellt hat. Ich wäre vielleicht imstande gewesen, mich mit Giraud zu messen. Hätte vielleicht zu Aris Erziehung etwas beitragen können. Hätte in der Administration gesessen, inzwischen vielleicht einen hohen Posten im Wissenschaftsamt bekleidet, würde vielleicht auf Petersons Stuhl sitzen, wer weiß?«
    Aber dieser Mensch bin ich nicht geworden.
    Doch Ari folgt dem Programm ihrer Vorgängerin. Hält sich an ihre Notizen.
    Es ist ein gefährlicher Weg für sie. Wenn es Ari am Überblick fehlt, dies zu erkennen, sich über meine Rolle klar zu werden - dürfte es sehr gefährlich werden.
    Nicht, weil ich ihr Schaden wünsche.
    Sondern weil ich nicht helfen kann. Weil ich gefesselt bin - und meine Fesseln nicht sprengen kann.
    »Ich möchte ihr nicht weh tun, Grant.«
    »Hat das jemand bezweifelt?«
    Er konnte es nicht aussprechen. Ari hatte versprochen, sie nicht zu überwachen, aber das war nur die Wahrheit, die ihr gerade recht war; wozu sie imstande sein würde, stand auf einem anderen Blatt. Ari log oft, indem sie erzählte, was sie sich wünschte, nicht was sie tat; Ari hatte es ihm gegenüber selbst zugegeben - und selbst dieses Geständnis hatte ihr wie alles, was sie tat, nur zur Manipulation gedient. Unterschätze mich nie ... in

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