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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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würde ins Apartment gehen, um alles Nötige und alles, worum wir bitten, zu holen.«
    Keine Fragen, nichts. Die Gewöhnung eines halben Lebens. »Wir können reden«, sagte Justin, als er sich des Umstands bewußt wurde, daß es hier an diesem Ort nichts gab, was sie geheimhalten konnten, wenn Ari es nicht wollte, und daß niemand außer Ari etwas von dem erfahren würde, was sie sprachen. Für einen Moment erfaßte ihn Schwindel, alte Vorbehalte trudelten durch das Dunkle auf der anderen Seite davon. Der Gedanke erschütterte ihn, verdammte ihn aus Gründen zur Einsamkeit, die er nicht begreifen konnte. »Gott, es ist nicht unser Zuhause, nicht?«
    Grant hielt ihn fest. Er spürte, wie er plötzlich zitterte, hatte keine Ahnung warum, oder wovor er sich eigentlich fürchtete, nur daß nichts mehr gewiß zu sein schien... nicht einmal ihre dem eigenen Schutz dienenden Gewohnheiten.
    Es war nicht sein Zuhause. Nicht der Ort, wo er immer gelebt hatte, nicht die Verborgenheit, die sie beizubehalten versucht hatten. Sie näherten sich immer mehr dem Zentrum Reseunes.
    »Keine Psychosonde«, berichtete er. »Ari hat gefragt, warum - eine verständliche Frage. Ich hab's ihr gesagt. Das ist ihre Vorstellung von verstärkten Sicherheitsvorkehrungen. Ich soll dich durch die Wohnung führen. Du wirst deinen Augen nicht trauen.«
    Er bekam seine Nervosität unter Kontrolle, drehte Grant um und gewährte ihm den vollen Überblick über das Wohn- und Speisezimmer.
    Es war nach jedem Maßstab ein riesiges Apartment: ein vornehmlich mit Stein verkleideter Eingangsflur mit kunststoffbeschichteter Wollholztäfelung an der Decke; einem Ruhezimmer mit grau gemusterten schwarzen Glastischen; und dahinter ein Speisesaal mit weißen Kacheln, weißen Wänden und schwarzen und weißen Möbeln - Mein Gott, war Justins erster Gedanke gewesen, ein emotionaler Eindruck einer statischen Kühle, ein irrationaler Anflug: ein rotes Kissen, irgend etwas, um in dieser wahnsinnigen Wohnung bei Verstand zu bleiben ...
    »Es ist... ziemlich groß«, sagte Grant - diplomatisch, dachte Justin. »Nicht wahr?«
    »Komm!« sagte Justin, und führte Grant herum.
    Es war besser in den Fluren, wo pastellblaue und -grüne Töne in eine frostgrüne Küche und ein weißer Flur in eine Reihe grau und blau gestalteter Zimmer führte - mit viel grauem, stellenweise braunem Stein. Ein verschwenderisches Bad in Schwarz und Silber, mit verspiegelten Wänden. Noch eins mit weißem und frostgrünem Glas.
    »Mein Gott«, entfuhr es Grant, als er eine weitere Tür in das schwarz und mit schwarzem Glas und einem riesigen weißen Bett ausgestattete Hauptschlafzimmer öffnete. »Da drin könnten fünf Leute auf einmal schlafen.«
    »Das ist wahrscheinlich schon vorgekommen«, sagte Justin. Und erlitt für einen Moment einen üblen Flashback. »Sie haben uns Decken und Vorräte versprochen. Sie haben eine Art Scanner, durch den sie alles schicken, selbst unsere Kleidung. Er versieht sie mit irgendeiner Markierung. Wenn wir die Tür mit irgendeinem Gegenstand durchqueren, der nicht überprüft worden ist...«
    »Erklingt ein Alarmton. Catlin hat's mir erklärt. Bis hin zu den Socken und der Unterwäsche.« Grant schüttelte den Kopf und sah Justin an. »War sie wütend?«
    Er meinte nicht Catlin. Justin nickte. »Ziemlich. Wenn man überlegt, hatte sie dafür weiß Gott einen Grund. Aber sie ist bereit zuzuhören. Zumindest dazu.«
    Grant sagte nichts. Aber schon sein Schweigen war so vielsagend wie das leichte Zucken der Augenwinkel in Richtung der Decke. Müssen wir befürchten, überwacht zu werden?
    Denn Grant wußte Bescheid - er wußte alles, was Justin Ari gestanden hatte, und noch viel mehr, bis hin zu ihrem Vorhaben, Giraud abzulenken. Aber es gab Dinge zwischen ihm und Ari, die er nicht an Orten aussprechen konnte, wo sie möglicherweise überwacht wurden, Dinge, die sie vielleicht mit einer Psychosonde aufzuspüren versuchen würde, aber er konnte sie nicht kühl über die Lippen bringen und Ari wissen lassen, daß auch Grant davon wußte: das Gefühl, das ihn in jenem Raum in Aris Apartment überkommen hatte, der Wechsel zwischen damals und jetzt... Dieses an sein Innerstes rührende Gefühl, das damals und heute bei jedem flüchtigen Blick zwischen ihnen übersprang; wenn er in Aris Augen blickte, die mal jung und mal alt erschienen - zum erstenmal seit der Zeit, da er jünger gewesen war als sie heute, in dem Wissen, daß dieses sexuelle Gefühl, das jede

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