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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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den Wagen zu bekommen, als es nötig gewesen wäre.
    Er gab deswegen keinen Ton von sich, als er zwischen zwei Wachen eingezwängt auf dem Rücksitz saß und eine schwere Hand auf der Schulter spürte und die Türen zugeworfen wurden. Dann ließ ihn der Mann los, und er lehnte sich zurück und sah zu, wie die ersten Wagen die Garage verließen. Ihr Fahrer schloß sich der Kolonne an, zwischen deren einzelnen Wagen nicht viel Platz blieb, und raste am Flügel der ›Reseune Eins‹ vorbei, an der Landebahn entlang und durch ein bewachtes Tor, wo sich ihnen eine weitere Eskorte anschloß.
    Es war jene Art von offiziellem Schutz, dachte er, die Giraud Nye in diesen schwierigen Jahren begleitet haben mußte. Er saß zwischen den muskulösen Körpern zweier Erwachsener von Reseunes Haussicherheitsdienst, während ein anderer bewaffnet den Beifahrersitz einnahm und einer fuhr. Er sah die Straße, die sich zum Fluß hinwand, die Brücke und die Auffahrt, die - wie er sich erinnerte - zum Regierungssitz hinauf führte. An den Kreuzungen waren grüne Flecken zu erkennen. Ein paar Bäume wuchsen dort, die in den Jahren prächtig gediehen waren, seit er an Jordans Seite diese Straße entlanggefahren war, auf dem Weg nach...
    Hinter einer Biegung ragte die Staatshalle auf und füllte mit einemmal die ganze Windschutzscheibe aus; und Justin spürte ein Frösteln und einen Anflug von Panik. »Fahren wir nicht ins Amt?« fragte er seine Wachen ruhig und beherrscht. »Ich dachte, wir fahren ins Wissenschaftsamt.«
    »Wir folgen dem Wagen vor uns«, erklärte der Mann zu seiner Linken.
    Das hatte er auch schon gemerkt: Verdammter Mist, dachte er, saß da und sah zu und wünschte sich, er hätte Grants Fähigkeit, für eine Weile die äußeren Eindrücke abzuschalten. Er wollte diesen Tag hinter sich haben. Er wollte...
    Gott, er wollte heim.
    Er wünschte sich ein Telephon und die Gelegenheit, mit Jordan zu sprechen, um die Wahrheit herauszufinden, auch wenn Ari gesagt hatte, daß es auf die Wahrheit jetzt am wenigsten ankam.
    Die Überforderungen und das haltlose Fließen betäubten ihn. Er versuchte Antworten zu finden, doch es gab keine Informationen, denen er eine entnehmen konnte, bis auf die, die Ari selbst an ihn weitergab, versuchte Ordnung zu finden, wo es keine mehr gab oder den einzigen Weg, all das durchzustehen, den er nicht mehr wußte. Er erinnerte sich, damit einverstanden gewesen zu sein, die Presse zu belügen, die Unschuld seines Vaters zu bezweifeln - obwohl er keinen Anhaltspunkt dafür hatte ...
    Dann merkte er, daß er längst an Jordan zweifelte, an seinen Motiven, an seiner Liebe zu ihm, an allem in der Welt außer Grant. Sogar an seiner eigenen Zurechnungsfähigkeit und der Integrität seines eigenen Verstandes.
    Nicht einmal Giraud hat mir so etwas angetan. Nicht einmal Giraud.
    Bilder huschten an seinem geistigen Auge vorbei, Bilder der alten Ari, und der jungen; er erinnerte sich an die Panik, die ihn in Aris Büro erfaßt hatte:
    Du bringst Ruhe in mein Leben, Liebling, und stehst zwischen mir und Jordan, und ich werde seine Lreunde nicht einsperren lassen, ich werde Grant keiner Gehirnwäsche unterziehen, ich werde nicht einmal aufhören, dir im Büro die Hölle heiß zu machen. Du weißt, was der Preis für all die Versetzung ist, die du dir wünschst...
    ... ich habe Denys gesagt, du gehörst mir, daß ich an dir einen schweren Eingriff vorgenommen habe, und daß Grant ein viel größerer Halt für dich ist als dein Vater, daß du dich für ihn entscheiden würdest, wenn du müßtest ...
    Die Kolonne kam neben dem Säulengang an der Seite der Staatshalle zum Stehen. Er bewegte sich, als seine Wachen die Türen aufrissen und ihn hastig aus dem Wagen zogen und ins Gebäude brachten - diesmal weniger grob, denn diesmal liefen die Kameras der Nachrichtendienste mit.
    Ari hielt inne und faßte seinen Arm. Der Gedanke schoß ihm durch den Kopf, sie wegzustoßen, sich zu weigern, noch einen Schritt weiterzugehen, und vor laufenden Kameras alles zu berichten, was mit ihm passiert war, die Tatsache hinauszuschreien, daß Reseune Grant als Geisel hielt, daß sie an ihm selbst gearbeitet hatten, um ihn von seinem Vater zu trennen, daß Jordan höchstwahrscheinlich wegen einer Lüge zwanzig Jahre lang in Gefangenschaft gelebt hatte ...
    Er zögerte, während Ari an seinem Arm zog und jemand ihn von hinten anstieß.
    »Wir treffen uns gleich mit Minister Lynch«, erklärte Ari. »Oben. Komm schon! Mit der Presse

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