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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sprechen wir später.«
    »Ist Ihr Vater unschuldig?« rief ihm jemand durch den ohrenbetäubenden Lärm zu.
    Er sah diesen Reporter an. In einem Sekundenbruchteil, der sich wie in einem Alptraum dehnte, versuchte er zu überlegen, ob er die Antwort überhaupt wußte, dann ignorierte er die Frage und ließ sich von Ari führen, um zu sagen, was immer er zu sagen hatte.
     
    »Das mußt du allein schaffen«, sagte Ari, als sie das entsprechende Stockwerk erreichten, wo sie ihn dem Personal des Amts übergab. »Ich werde das Verhör auf dem Monitor verfolgen, aber niemand aus Reseune wird dabei sein. Das Amt möchte nicht, daß du dich unter Druck gesetzt fühlst. Alles klar?«
    So ging er mit den blau uniformierten Fremden, die auch aus Reseunes Produktion stammten, auch mit Reseunes Bändern ausgebildet worden waren, in einen großen Konferenzraum und zu einem Tisch gegenüber drei Halbkreisen von Tischen auf einem Podium, wo weitere Fremde in einem verschwommenen Stimmengewirr ihre Plätze entnahmen ...
    Fremde bis auf den Minister und jetzigen Stellvertreter fürs Wissenschaftsamt Lynch, den er aus den Nachrichtensendungen kannte. Er machte es sich auf seinem Stuhl bequem, dankbar dafür, wenigstens eine bekannte Größe in diesem Saal auszumachen, an der Spitze des Ausschusses, nahm er an. Vor ihm stand ein Krug Wasser, und er füllte ein Glas und trank, um seinen Magen zu beruhigen. Aris Leute hatten ihn im Flugzeug einen Imbiß angeboten, aber er war nicht in der Lage gewesen, mehr als die Chips und ein Stück vom Sandwich zu essen; und er hatte nach dem Whiskey noch etwas Alkoholfreies getrunken. Nun fühlte er sich benommen und elend. Verdammter Idiot, rügte er sich im verwirrenden Gemurmel der Leute, die in dem großen Saal durcheinander redeten; hör auf mit dem Schlafwandeln! Wach auf und konzentrier dich, um Gottes willen, sie werden meinen, du hättest Drogen geschluckt.
    Aber das Fließen hielt an, erfaßte jeden Gedanken, jede Nuance dessen, was Jordan zuletzt zu ihm gesagt hatte; alles, was Ari gesagt hatte und was vielleicht ein Hinweis darauf war, was vor sich ging und ob die Drohung wirklich eine Drohung oder nur eine Show für Denys und den Sicherheitsdienst gewesen war.
    Minister Lynch kam an den Tisch, an dem er saß, und hielt ihm die Hand hin. Justin stand auf und schlug ein, spürte die Freundlichkeit der Geste, sah in ein Gesicht, das bisher nur ein Bild auf dem Videoschirm gewesen war, das menschliche Anteilnahme für ihn zeigte; und diese kleine Ermutigung traf ihn in seinem Innersten, ohne daß er wußte, warum.
    »Geht's Ihnen gut?« fragte der Minister und Stellvertreter.
    »Ein bißchen nervös«, antwortete er und spürte, wie sich Lynchs Finger fester um seine schlossen. Er tätschelte leicht seinen Arm. Girauds Vertrauter während seiner ganzen Karriere, kam ihm plötzlich mit einem Schock wieder zu Bewußtsein, daß ihm beinahe übel wurde, und er spürte dabei, wie der ganze Saal in die Entfernung rückte und in Einklang mit seinem Herzschlag die Geräusche durch seinen Schädel hallten. Wie steht Ari zu ihm? Ist das alles hier inszeniert?
    »Sie befinden sich jetzt im Verwaltungsbereich des Amts«, erklärte Lynch. »Kein Mitarbeiter Reseunes ist hier. Drei Räte sind in der Stadt; sie haben darum gebeten, das Verfahren zu beaufsichtigen: Vorsitzender Harad, Rat Corain und Rat Jacques. Wünschen Sie sich noch jemanden als Zeugen? Oder haben Sie gegen einen der Anwesenden etwas einzuwenden? Sie wissen doch wohl, daß Sie das Recht haben, einzelne Mitglieder des Untersuchungsausschusses abzulehnen.«
    »Ich habe keine Einwände, Ser.«
    »Geht's Ihnen gut?« Es war das zweite Mal, daß Lynch das fragte. Justin atmete durch und befreite seine Hand.
    »Bloß ein bißchen...« Schwindlig. Nein. Gott, sag das bloß nicht. Er befürchtete, sein Gesicht sei blaß. Er spürte den Luftstrom der Klimaanlage an den Schweißtröpfchen an seinen Schläfen. »Ich war zu nervös, um etwas zu essen. Ich nehme nicht an, daß ich hier noch etwas Alkoholfreies zu trinken bekommen kann, ehe wir anfangen. Vielleicht ein paar Kekse oder so etwas.«
    Lynch schien leicht verblüfft; dann klopfte er ihm auf die Schulter und rief einen Assistenten.
     
    Wie ein verdammtes Kind, dachte er. Eine Viertelstunde, etwas Gebäck und eine Tasse Kaffee, nur die paar Minuten, um in einem angrenzenden Konferenzraum Atem zu schöpfen, aber das reichte, um einen klareren Kopf zu bekommen; danach war er imstande, in den

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