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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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schlichten Couch den Räumen drüben in der Klinik in jenem Flügel sehr ähnelte, in den die Azis für die Bandabstimmung gebracht wurden. In der Ecke hing eine Kamera.
    »Dein Hemd«, sagte Giraud.
    Justin wußte, was sie wollten. Er zog es aus und legte es auf den Tisch. Dann setzte er sich auf die Couch und ließ sich den Schuß verpassen, den der Azi für ihn vorbereitet hatte, half ihnen, die Sensoren anzubringen, weil er es immer selbst tat, wenn er ein Band benutzte; aber seine Koordination war von dem Schuß beeinträchtigt. Er ließ sich in die Hände fallen, die ihm zu Hilfe kamen, und spürte, wie sie seine Beine auf die Couch hoben. Er merkte, daß sie mit den Pflastern zugange waren. Er schloß die Augen. Er wollte Giraud sagen, er solle den Azi hinausschicken, weil das, was er zu sagen hatte, auch Ari betraf, und der Azi, der es hörte - eine selektive Gehirnwäsche nötig haben würde, einen anderen Grund gab es nicht.
    Giraud stellte ihm Fragen, sanft und professionell. Die ersten bekam er noch mit. Aber das ließ nach. Er hätte in den Händen eines der Techniker sein können, aber Giraud war der beste Fragesteller, den er sich vorstellen konnte - ruhig und keiner, der jedesmal eine emotionale Bürde hinter sich zurückließ. Einfach professionell. Und wenn Giraud die Wahrheit überprüfte, versuchte er zumindest herauszufinden, worin sie bestand.
    Giraud sagte ihm das. Und unter Einfluß der Droge entsprach es der Wahrheit.
    Giraud würde nicht von dem schockiert sein, was Ari getan hatte. Er hatte zu lang gelebt und zuviel gesehen. Giraud empfand echtes Bedauern für ihn und glaubte alles, was er sagte. Ein junger Mann mit seinen Qualifikationen in Aris Umfeld - Justin mußte begreifen, daß dies nicht zum ersten Mal geschah. Daß Ari versuchen würde, auf seinen Vater Druck auszuüben, natürlich. Wer konnte das bezweifeln? Jordan hatte es sicher gewußt.
    Nein, widersprach Justin, während das Bild einer weißen Decke und helles Licht vor ihm aufblitzte: So weit kam er an die Oberfläche. Er erinnerte sich, daß Giraud seine Schulter berührte.
    Du hast wirklich darauf achtgegeben, daß dein Vater nichts davon erfuhr. Natürlich. Was meinst du, würde er tun, wenn er es herausfände?
    Zum Amt gehen.
    Aha.
    Aber er wußte es nicht.
    Du kannst jetzt schlafen. Du wirst ausgeruht aufwachen. Du kannst loslassen. Du wirst nicht fallen.
    Irgend etwas stimmte noch immer nicht. Er versuchte es zu fassen zu bekommen. Aber es glitt zur Seite, verschwand aus seinem Blickfeld.
     
    »Ich glaube, es bestehen keine großen Zweifel mehr«, sagte Giraud und sah Jordan über seinen Schreibtisch hinweg an. Mit sechsundvierzig war Jordan viel zu athletisch, physisch viel zu leistungsfähig, als daß man ihm eine Chance ließ; und sie waren noch aus anderen Gründen darauf bedacht, ihn nicht zu verletzen. Die Fesseln, die sie benutzten, waren Gurte: Aus verständlichen Gründen verzichteten sie auf eine Psychosonde: Jordan Warrick war eine Sonderperson, eine nationale Kostbarkeit. Nicht einmal das Amt für Innere Angelegenheiten durfte etwas tun, was ihm Schaden zufügen könnte, auf welche Weise auch immer.
    Eine Sonderperson war angeklagt, eine andere Sonderperson umgebracht zu haben. Für diese Situation gab es keinen Präzedenzfall. Aber Jordan Warrick konnte ein Dutzend Säuglinge in Novgorod Plaza am hellichten Tag umbringen, und sie durften ihn weder fragen warum, noch einer Sondierung überstellen, noch die Anpassung bei ihm vornehmen, die einer für Vandalismus in der Öffentlichkeit bekommen hätte.
    Jordan starrte ihn aus dem Stuhl, an den ihn der Sicherheitsdienst gebunden hatte, feindselig an. »Du weißt verdammt gut, daß ich's nicht gewesen bin.« )
    »Was willst du machen? Eine Sondierung verlangen, um es zu beweisen? Wir dürfen dir nichts tun. Das weißt du doch wohl. Du wußtest es, als du es getan hast.«
    »Ich hab's nicht getan. Verflucht noch mal, ihr habt noch nicht einmal einen Autopsiebericht vorliegen.«
    »Woran sie auch gestorben ist, die Kälte hat ausgereicht. Das Rohr ist nicht einfach gebrochen, das weißt du, Jordan, und du weißt, warum es gebrochen ist. Spar uns doch den ganzen Ärger. Was hast du getan? Das Rohr eingekerbt und den Labortank gefüllt, würde ich sagen. Den Labortank ganz vollaufen lassen, dann das Hauptventil zugedreht und die Rückflußpumpe auf maximale Leistung gestellt. Das hat die Leitung an ihrer schwächsten Stelle platzen lassen, wo immer sie auch jemand

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