Geklont
Bänder vorlegen, die zum Beweismaterial gehören. Ich spiel mal eins für dich ab.«
»Das brauchst du nicht.«
»Aha. Dann weißt du wohl, um was es sich handelt. Aber ich möchte, daß du aufpaßt, Jordie. Ich werde sie alle abspielen, wenn du magst. Und du kannst mir sagen, was du dabei denkst.«
»Das brauchst du nicht.«
»Ari sagte - du hättest selbst schon einmal eine Auseinandersetzung mit ihr gehabt... vor einigen Jahren.«
Jordan atmete tief durch. Die Maske war gefallen. »Jetzt hör mir zu«, sagte er im selben Atemzug. »Hör mir wirklich mal gut zu, du Trottel! Das bist du nämlich, wenn du dir einbildest, du hättest das hier im Griff. Wenn Ari tot ist und ich weg bin, sind zwei Flügel in Reseune vollkommen in Unordnung. Reseune hat Vereinbarungen getroffen, die nicht eingehalten werden können. Reseune wird echte Schwierigkeiten haben, seinen Verpflichtungen nachzukommen, und seine politischen Bettgefährten werden ihre Hosen an sich raffen. So schnell sie können. Du vergißt eines: Wenn eine Sonderperson stirbt, zieht das unweigerlich Ermittlungen nach sich. Und was sie herausfinden, kann wirklich interessant werden, nicht nur für uns Glückskinder innerhalb von Reseune. Wenn die Nachrichtendienste davon Wind bekommen, wirst du erleben, wie Abteilungsleiter und Präsidenten von Handelsgesellschaften wie die Alarmanlagen losgehen. Du hast recht. Du kannst mich nicht verhören. Ich kann nicht anders aussagen, als mein Wort zu geben. Du weißt, was ich ihnen sagen werde. Ich werde ihnen sagen, du hast ein Band bei mir benutzt. Und sie können es ohne eine Psychosonde nicht widerlegen. Was das Gesetz nicht einmal erlaubt, wenn ich's freiwillig machen lasse. Stell mich ruhig vor ein Mikro. Mach nur weiter so und tu es! Das ist genau der Geleitschutz, auf den ich gewartet habe. Einen besseren Geleitschutz kann ich mir gar nicht wünschen. Ari und ihr Freund Lao konnten mich ausschalten. Aber du weißt, wie es ist - manche Geschichten sind zu groß, um sie zu vertuschen. Die Ermordung des Kopfes von Reseune gehört dazu. Es tut mir verdammt leid, daß ich nicht daran gedacht habe.«
»Das ist richtig. Das ist alles nur zu richtig.«
»Jetzt gerade denkst du darüber nach, mich umzubringen. Mach es ruhig. Du meinst, der Tod einer Sonderperson ist schwer zu erklären.«
»Aber alte Nachrichten haben etwas so Endgültiges an sich. Ein kleiner Skandal. Eine Menge Stillschweigen danach.«
»Aber du würdest nicht in den Rat kommen. Du ganz bestimmt nicht. Wir können auf den Straßen jemanden umbringen, aber wir können es nicht verbergen. Keine politische Macht. Kein von den Alarmanlagen unbewachter dunkler Fleck, wo man's sich gemütlich machen kann. Öffentliche Schmach. Du willst dabei Zusehen, wie Reseune alles verliert, was es aufgebaut hat...«
»Alte Nachrichten. Der Selbstmord eines Mörders. Du konntest den schlechten Ruf nicht ertragen, den ein Prozeß mit sich bringen würde. Du dachtest, du könntest ihn abwenden. Du wußtest nicht, daß es Bänder gab. Du wußtest nicht, daß Ari ihre kleinen intimen Parties aufgezeichnet hat. Und die Leute werden schockiert sein. Aber nur für eine Weile. Die Leute haben schon immer an Skandalen um die Reichen und Berühmten Gefallen gefunden. Es geht alles in dem Glanz verloren. Wer weiß, vielleicht wird dein Junge ins Leben finden. Oder ein tragisches Ende nehmen. Eine Drogenüberdosis. Ein Bandfehler. Ein echter Verlust. Aber in einem kannst du dir sicher sein, daß er nämlich keinen Posten in Reseune bekommen wird. Oder sonst irgendwo, wohin unser Einfluß reicht. Ganz zu schweigen von dem anderen Jungen. Dem Azi. Es ist wahrscheinlich ein Fehler, ihn ins Verhör zu nehmen. Er ist im Moment so schwach. Aber wir müssen an die Fakten kommen.«
Jordan rührte sich lange Zeit nicht einmal.
»Natürlich gibt's da auch noch Paul«, sagte Giraud.
Jordan schloß die Augen.
»Gibst du dich geschlagen?« fragte Giraud.
»Ich bin mir sicher«, sagte Jordan und sah ihn an, »du willst damit sagen, daß du mir ein Angebot machst. Du hast das so sorgfältig zusammengefügt. Ihre Sicherheit für mein Schweigen?«
Giraud lächelte ohne Humor. »Du weißt, wir können sie uns nehmen. Du hast uns einfach zu viele Geiseln gegeben, Jordie, und du kannst keine einzige von ihnen schützen, wenn du nicht unseren Befehlen gehorchst. Du möchtest nicht, daß dein Junge mit diesem Band lebt. Du möchtest nicht, daß er verfolgt wird, daß die Krugers angeklagt
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