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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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daß irgendwo einer lief. »Was erwarten Sie von mir?«
    »Wir möchten nicht, daß Aris Probleme an die Öffentlichkeit dringen. Wir glauben nicht, daß dies irgendeinem sinnvollen Zweck dienen würde. Einerseits verstehen wir sehr gut, was Dr. Warrick provoziert hat; und er ist uns durchaus sympathisch; andererseits befürchten wir sehr, daß eine Befragung auf eine Verschwörungstheorie hinauslaufen wird. So gern wir Rocher in die Finger bekommen würden - eine derartige Befragung würde ihm nur ein Forum bieten, das er sonst nicht hätte, schlimmer noch, sie würde ihm das Recht zu Enthüllungen geben. Ich glaube, das möchten Sie ebensowenig wie wir.«
    Recorder. Verflucht. »Wir haben nichts zu verbergen.«
    »Wir reden nicht über eine Tarnung. Wir reden darüber, einem unschuldigen Jungen unnötigen Kummer zu ersparen. Jordan Warrick hat schon gestanden. Er möchte nicht, daß sein persönliches Leben und das seines Sohnes in einer öffentlichen Verhandlung ausgebreitet werden. Von Gesetz wegen kann man ihn keiner Gehirnwäsche unterziehen. Das Schlimmste, was ihm passieren kann, ist eine strenge Haft, eine Entfernung von seinem Arbeitsplatz - was meiner  Ansicht nach ebenso tragisch wäre wie die Tat, die er begangen hat.«
    Corain dachte einen Moment lang darüber nach, wobei er wußte, daß die Sache irgendwo einen Haken hatte, ob in der Situation oder dem Vorschlag, wenigstens einen, aber er sah nicht, wo. »Sie meinen ein außergerichtliches Übereinkommen. Dies ist ein Mordfall...« ,
    »Ein Fall, der Sicherheitsbelange berührt. Ein Fall, in dem der Mörder, die Familie des Opfers und die örtliche Verwaltung gleichermaßen bereit sind, um ein außergerichtliches Verfahren zu bitten. Wenn das Ziel hier Gerechtigkeit ist, statt eines politischen Forums - der Gerechtigkeit wäre eher mit einem Übereinkommen innerhalb des Rates gedient.«
    »Dafür gibt es keinen Präzedenzfall.«
    »Irgendwo muß ein Präzedenzfall geschaffen werden - in diesem Fall zugunsten der Menschlichkeit. Es gibt keine Verlierer bei diesem Vorgehen. Lediglich Rocher verliert sein Forum. Selbst Ari gewinnt dadurch. Sie wäre die letzte gewesen, die gewollt hätte, daß ihr Tod Rocher eine Gelegenheit gibt, der Institution Schaden zuzufügen, der sie ihr Leben gewidmet hat. Wir können eine getrennte Anlage für Dr. Warrick einrichten und ihn mit allem versorgen, was er für die Fortsetzung seiner Arbeit benötigt. Wir sind nicht auf eine Blutrache aus. Wir werden darauf bestehen, daß er sich zurückzieht - sich vollkommen aus dem öffentlichen Leben zurückzieht, weil wir verhindern wollen, daß er einen Vorteil daraus zieht, wenn die Vereinbarung einmal getroffen ist. Um es ganz deutlich auszudrücken, Set, wir müssen uns beide davor hüten, daß dies zu einer politischen Angelegenheit wird. Und dazu müssen wir auf Dr. Warrick achten. Das Übereinkommen wird den Prozeß auf unbestimmte Zeit hinausschieben. Für den Fall, daß er sein Schweigen bricht. Wir wollen nicht mit gebundenen Händen dastehen.«
    »Ich muß darüber nachdenken. Um offen zu sein, bevor ich überhaupt etwas zustimme, möchte ich die Möglichkeit haben, mit Dr. Warrick auf neutralem Boden zu reden. Das ist eine Gewissensfrage, verstehen Sie. Eine Menge von uns, die vielleicht selbstverständlich der Opposition angehören - dürften das so empfinden.«
    »Natürlich. Zum Teufel, es ist mir zuwider, mich am Tag von Aris Beisetzung damit zu befassen. Aber das Geschäft geht weiter. Das muß es.«
    »Ich verstehe Sie, Ser Nye.« Corain trank die kleine Tasse aus und vermerkte im hintersten Winkel seines Kopfes, daß er unbedingt herausfinden mußte, wie hoch die Einfuhrtarif für echten Kaffee war, daß die Extravaganz es wert war und er sie sich leisten konnte, selbst bei zweihundert für ein halbes Kilo, worauf sich die Frachtkosten von der Erde nach Cyteen beliefen. Eine andere Ebene seines Verstandes sagte ihm, daß sich irgendwo eine Kamera befand, und noch eine andere, daß Aris Tod tatsächlich all die Vorteile mit sich brachte, die er sich davon versprochen hatte ...
    Wenn eine Vereinbarung getroffen werden konnte, wenn man sich auf einen Kompromiß einigen würde. Nye war verdammt gerissen. Corain mußte von Grund auf seine Signale zu deuten lernen, wie er es bei Emory getan hatte. Der Mann war eine Chiffre, eine unbekannte Größe aus einem Gebiet, in das niemand seiner Beobachter eindringen konnte. Nur Warrick. Und Warrick war für sie verloren.

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