Geklont
versammeln - aber die Amtsminister hielten sich in Novgorod oder der Station auf; der Senat von Cyteen hatte getagt, und der Rat der Welten ebenso. Und die Gesandten der Erde und der Allianz waren von der Cyteen-Station heruntergekommen. Drei Räte waren erreichbar gewesen: Corain vom Bürgeramt; Ilya Bogdanovitch vom Staatsamt; und Leonard Gorodin von der Verteidigung.
Eigentlich eine Zweidrittelmehrheit der Zentristen, überlegte Corain. Bei einer Beerdigung war das verdammt wenig wert.
Es wurde von einem natürlich erwartet, daß man Nye mit höflichen Floskeln zu seiner Ernennung zum Nachfolger willkommen hieß. Kein Empfang: Der ernste Anlaß verbot das, selbst wenn er nicht Emorys Cousin gewesen wäre. Aber man ließ sich in den Büros sehen, die Emory gehört hatten. Man machte seine Aufwartung. Man traf sich mit Nye, wie kurz auch immer, und bezeigte sein Beileid. Und studierte diesen Mann, beurteilte diesen Mann und versuchte sich in den wenigen Momenten, die man wahrscheinlich nur haben würde, sich eine Meinung darüber zu bilden, von welchem Schlag dieser Neue war, der aus dem vollkommenen Schatten im Innern der Enklave Reseunes kam, um sich den Mantel von Ariane Emory überzuwerfen ...
Fünf Minuten, um zu beurteilen, falls das möglich war, ob dieser Mann, der eine Sonderperson war, wohl all die Fäden der Macht aufnehmen konnte, an denen Emory, wenn man dem Weibsbild Glauben schenkte, so raffiniert gezogen hatte.
»Ser«, sagte Nye bei diesem Treffen und nahm seine Hand. »Ich habe das Gefühl, ich kenne Sie nach all den Diskussionen, die Ari und ich beim Essen hatten. Sie hatte Respekt vor Ihnen.«
Das brachte eine Leiche in sofortigen Mißkredit, erstens weil, wenn Nye ihn kannte, es nicht auf Gegenseitigkeit beruhte; und zweitens, weil ihm einfiel, was Nye war, und er sich vorstellte, wie Ariane Emory auf die Schilderung der Situation reagiert hätte.
Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er fast wehmütig an das Weibsbild. Ariane hatte es verdient, wenn man sie so nannte, aber er hatte zwanzig Jahre damit verbracht, sie durchschauen zu lernen. Dieser Mann war ein vollkommen unbeschriebenes Blatt. Und das erfüllte ihn mit einem Gefühl der Leere und Frustration.
»Wir haben über einzelne Punkte gegeneinander opponiert«, murmelte Corain, so wie er in seiner langen Amtsdauer zu anderen Nachfolgern ähnliche Dinge gemurmelt hatte, »aber nicht in unserem Wunsch, das Beste für den Staat zu erreichen. Ich merke, daß ich selbst einen Verlust erlitten habe, Ser. Ich glaube nicht, daß ich das ihr gegenüber je zum Ausdruck gebracht habe. Aber ich glaube nicht, daß jemand von uns sich jetzt darüber im klaren ist, was die Union ohne sie sein wird.«
»Ich muß mit Ihnen über ernsthafte Dinge sprechen«, sagte Nye, ohne daß er seine Hand losgelassen hatte. »Angelegenheiten, die ihr sehr viel Kopfzerbrechen bereitet hätten.«
»Ich würde mich freuen, mich mit Ihnen zu treffen, wenn es Ihnen paßt, Ser.«
»Wenn Sie in Ihrem Zeitplan jetzt gerade eine Lücke haben...«
Es war genau das, was Corain mochte, spontane Treffen ohne vorherige Lagebesprechungen. Aber es war eine neue Beziehung, eine wichtige Beziehung sogar. Es mißfiel ihm, sie mit einer Entschuldigung und einer Gesprächsverweigerung zu beginnen.
»Wenn Ihnen das lieber ist«, sagte er; und landete in dem Büro, das Emory gehört hatte, wo sich Nye hinter den Schreibtisch setzte, ohne daß Florian oder Catlin neben ihm standen, nur ein Azi aus dem Stab namens Abban, dessen rejuvenilisiert silbernes Haar keinerlei Tönung zeigte, kein bißchen auf Glanz gebracht war, weniger noch als bei Nye, dessen Haar silbergrau war, obwohl er gut hundert war, und wahrscheinlich war der Azi auch nicht jünger. Abban brachte ihnen beiden Kaffee, und Corain saß da und dachte an die Journalisten und die politischen Beobachter, die jeden Schritt aus diesen Büros überwachten, sich notierten, wer vorsprach, wer blieb und wie lang.
Das war keine besonders elegante Art, um die Dinge voranzutreiben.
»Ich glaube, Sie wissen«, sagte Nye ruhig über dem Kaffee, »daß sich sehr viel geändert hatte. Ich bin mir sicher, Sie wissen, daß ich tatsächlich für die Wahl zur Verfügung stehen werde.«
»Ich wäre keineswegs überrascht.«
»Ich bin ein guter Administrator. Ich bin nicht Ari. Ich weiß nicht, wie das ist. Es wäre mir sehr recht, wenn das Hope-Projekt durchgeht: Es lag ihr sehr am Herzen. Und ich glaube persönlich
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