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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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nicht Gerald, sondern Jerome war –, der als staatlich geprüfter Buchhalter bei der örtlichen Zweigstelle des Finanzamtes arbeitete und deshalb immer früh zu Hause war, auch weil er nicht diese lange Zugfahrt hatte, die Peggy täglich zweimal erdulden musste wegen der unverschämten Mieten, die überall in der Nähe des Zentrums verlangt wurden, als wenn die Miete, die sie da draußen zahlten, wo sie neben Jerrys Mutter wohnten, nicht schon happig genug wäre. Und wer will schon nach einem harten, langen Arbeitstag mit kalter Küche abgespeist werden? Obwohl ja die Zubereitung eines kalten Abendbrots auch nicht viel schneller geht als die eines anständigen warmen Essens. Und wer kann es sich schon leisten, die Preise zu zahlen, die sie in dem kleinen Laden gerade neben der Bushaltestelle verlangen, der immer bis Mitternacht auf hat – Ausländer führen den, aber man kann gegen diese Leute sagen, was man will, die scheuen jedenfalls harte Arbeit nicht, was man leider von manchen in Pegs Bekanntenkreis nicht sagen kann –, aber wer kann sich die warmen Mahlzeiten zum Mitnehmen, die’s da gibt, schon leisten, bei den Preisen, die sie verlangen? Sie haben dort Schweinefleischpasteten, gekochtes Huhn und diese ausländischen Würstchen, die ganz aus Fleisch gemacht sind und die Jerry so gerne ißt, aber Peggy findet, dass sie komisch schmecken wegen der vielen Chemikalien, die da drin sind, jedenfalls schreiben das die Zeitungen, aber kann man wirklich alles glauben, was man in der Zeitung liest?
»Wer macht den Kurier?« fragte ich.
»Jeder, der autorisiert ist, streng geheimes Material zu transportieren.«
»Aha«, sagte ich.
»Und seinen Hund«, sagte sie. »Der Fahrer nimmt die Kassette und den Hund mit. Der Hund geht dann im Green Park spazieren.«
Der Cavalry Club ist nicht einer von diesen »Gentleman’s Clubs«, in denen sich heute Schauspieler und Werbefachleute breitmachen. Die einzigen Nichtkavalleristen, denen sich diese heiligen Hallen jemals geöffnet hatten, waren die (nachdem ihr ähnlich exklusiver Club im Januar 1976 hatte geschlossen werden müssen) verwaisten ehemaligen Mitglieder des Guard’s Club. Die stille Würde des alten Hauses an dem zur Hyde Park Corner hin gelegenen Ende von Piccadilly macht den elitären und stammesbewussten Mitgliedern alle Ehre. Wenn man erwähnt, dass ihr Club in dem Ruf steht, mehr französischen Champagner zu verbrauchen als irgendein vergleichbares Etablissement, wird man von den geselligen Kavalleristen daran erinnert, dass ihr Haus sich besonderer Beliebtheit als Schauplatz von Regimentsfeiern und privaten Cocktailpartys erfreut, deren fröhlicher Lärm oft bis in den abgeschiedenen, stillen Bezirk der Bibliothek des Clubs dringt.
Sir Henry Clevemore war allein im Schreibzimmer, als ich ihm die Kassette überbrachte. Er hielt sich immer in diesem Raum auf, der im Erdgeschoss lag. Als einziger Raum des Clubhauses ist er direkt von der Straße zugänglich, man kann ihn also betreten, ohne den Haupteingang zu benützen oder Fragen des Pförtners zu beantworten. Hier wurden die Stühle für die Cocktailpartys aufbewahrt sowie ein Billardtisch, den der zuständige Ausschuss nicht dem Sperrmüll übergeben wollte. Der Raum roch nach altem Leder und Politur. Man hörte nichts von einer Cocktailparty, nur die Motoren der Autobusse, die auf der regengepeitschten Straße draußen vorüberkrochen. Sir Henry saß vor einem Schreibpult am Fenster, über ihm an der Wand donnerte mit geblähten Nüstern ein durchgehendes Pferd der Leichten Brigade durch dick aufgetragene Ölfarbe. Unter dem Gemälde, das die Erinnerung jener katastrophalen Kavallerieattacke, bei der die ganze Leichte Brigade draufging, wachhielt, erblickte man hinter Glas und Rahmen getrocknete Blumen aus dem »Tal des Todes« (in das die Leichte Brigade hinabstürmte, damals auf der Krim) und eine Locke aus der Mähne von Wellingtons Lieblingspferd.
»Ach, Sie sind es«, sagte Sir Henry geistesabwesend, als er die Hände nach der Dokumentenkassette ausstreckte.
»Ja, Sir Henry«, sagte ich und gab ihm die Kassette. »Ich hoffe, Sie haben ein paar Minuten Zeit für mich.«
Er runzelte die Stirn, die Kassette vor sich auf dem Pult. So was machte man natürlich nicht. Anständige Leute schlichen sich nicht in jemandes Club ein, um ihm derart die Pistole auf die Brust zu setzen. Immerhin rang er sich ein kurzes Lächeln ab, ehe er in die Tasche griff und einen Schlüssel an einer langen, silbernen Kette zum

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